Kitzbühel – Er ist das Gesicht der Berge, der Inbegriff des freundlichen Tirolers, der stets mit einem Lächeln und offenen Armen auf sein Publikum zugeht. Doch hinter der sonnigen Fassade von Hansi Hinterseer (71) verbarg sich jahrelang ein dunkler Schmerz. Jetzt, im Herbst seiner Karriere, bricht die Volksmusik-Ikone sein Schweigen. In einer Offenheit, die schockiert und berührt, rechnet er mit der Branche ab und nennt fünf Namen von Stars, die ihn nicht nur enttäuscht, sondern zutiefst verletzt und gedemütigt haben sollen. Es ist ein Blick in den Abgrund hinter dem Glitzer-Vorhang der Schlagerwelt.
„Ich habe lange geschwiegen, jetzt ist Schluss“, mit diesen Worten leitet Hinterseer seine emotionale Beichte ein. Es geht nicht um kleine Eitelkeiten, sondern um menschliche Enttäuschungen, Verrat und eiskalte Machtspiele. Die Liste, die er präsentiert, liest sich wie das „Who is Who“ der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik. Doch die Geschichten, die er dazu erzählt, zerstören das Bild der harmonischen „Schlager-Familie“ nachhaltig.

Der falsche „Bruder“ und der undankbare Schützling
Den Anfang macht ausgerechnet DJ Ötzi, den Hansi einst „Gerry“ nannte und wie einen Bruder behandelte. „Wir waren zwei Männer aus den Bergen“, erinnert sich Hansi. Doch der Ruhm soll einen Keil zwischen sie getrieben haben. Hinterseer schildert, wie sich Ötzi zunehmend in den Vordergrund drängte, Interviews kaperte und Witze auf seine Kosten machte. Der Höhepunkt der Respektlosigkeit sei ein Satz in einer Live-Sendung gewesen: „Der Hansi ist wie ein Papa für mich, nur mit weniger Energie.“ Was als Scherz getarnt war, empfand Hinterseer als öffentliche Herabsetzung. Noch schmerzhafter war jedoch ein angeblich belauschter Satz bei einer Probe: „Der Hansi war mal groß, jetzt ist er Nostalgie.“ Aus Freundschaft wurde eisiges Schweigen.
Doch auch von der nächsten Generation fühlt sich der Tiroler verraten. Beatrice Egli, der Sonnenschein des modernen Schlagers, war für Hansi wie eine Ziehtochter. Er förderte sie, gab ihr Ratschläge. Der Dank? Eiskalte Berechnung. Hinterseer berichtet von einem Vorfall in Zürich, wo Egli kurzfristig die Auftrittsreihenfolge ändern ließ, weil Hansis Musik „zu ruhig“ für ihre Stimmungsmache sei. Backstage soll dann der Satz gefallen sein, der Hansi tief traf: „Du bist der Gentleman von gestern.“ Für Hinterseer war dies der Beweis, dass Respekt in dieser Branche oft nur so lange existiert, wie man nützlich ist.
Der offene Krieg mit dem „Volks-Rock’n’Roller“
Während die Konflikte mit Ötzi und Egli eher subtil begannen, beschreibt Hinterseer das Verhältnis zu Andreas Gabalier als offenen Machtkampf. Anfangs respektierte Hansi den „Wilden“ aus der Steiermark, doch Gabalier habe ihm nur Arroganz entgegengebracht. Bei einer Gala in Linz soll Gabalier ihn kaum gegrüßt und später vor laufenden Kameras den vernichtenden Satz gesagt haben: „Du bist der Grund, warum Volksmusik alt klingt.“
Hinter den Kulissen soll es noch heftiger zugegangen sein. Zeugen berichteten laut Hinterseer, wie Gabalier rief: „Mach Platz Opa, jetzt kommt die neue Zeit.“ Worte, die so roh waren, dass selbst die Crew verstummte. „Ich bin fertig mit diesem Zirkus“, soll Hansi damals in seiner Garderobe geflüstert haben. Es war der Moment, in dem er spürte, dass eine neue, rücksichtslosere Ära angebrochen war.

Die stillen Dolchstöße der Größten
Doch die tiefsten Wunden schlugen laut Hinterseer zwei Stars, die ganz oben an der Spitze stehen. Da ist zum einen Florian Silbereisen. Nach außen hin das Traum-Duo der Samstagabendshows, hinter den Kulissen laut Hinterseer eine Geschichte der Verdrängung. Hansi beschreibt, wie Silbereisen ihm systematisch Moderationen entzog und sich bei Interviews geschickt vor ihn schob, um Hansi im toten Winkel der Kameras verschwinden zu lassen.
Besonders ein Satz auf einer Aftershow-Party in Wien brannte sich in Hansis Gedächtnis ein: „Man muss wissen, wann die Alten abtreten.“ Florian soll dies halblaut gesagt haben, doch Hansi hörte es. „Es war kein offener Krieg, es war ein stilles Schieben“, resümiert Hinterseer. Ein schleichender Prozess, der ihn Stück für Stück ins Abseits beförderte.
Den emotionalen Tiefpunkt markiert jedoch die Enthüllung über Andrea Berg. Sie, die er als „Künstlerin mit Herz“ bewunderte, sorgte für die größte Demütigung. Ein geplantes Duett in Berlin wurde von ihr nur eine Stunde vor der Show abgesagt – ohne Erklärung. Später erfuhr er, sie wolle „allein glänzen“. Doch damit nicht genug. Bei einer Preisverleihung soll sie ihn öffentlich mit den Worten „Na Hansi, kommst du mit deinem Alt-Charme noch mit?“ lächerlich gemacht haben.
Backstage setzte sie angeblich noch einen drauf: „Wir brauchen frische Gesichter. Das hier ist kein Nostalgieabend.“ Für Hansi war das der Moment, in dem er endgültig brach. Er erkannte, dass er für sie kein Kollege, sondern nur noch „Ballast“ war.

Ein später Frieden
Hansi Hinterseers Abrechnung ist hart, doch sie ist auch ein Befreiungsschlag. „Ich wollte nie kämpfen, ich wollte nur singen“, sagt er heute leise. Die Enthüllungen sind keine Rache, sondern der Versuch, die eigene Würde wiederherzustellen. Mit 71 Jahren sitzt er in seinem Haus in den Bergen, fernab vom Scheinwerferlicht, und hat seinen Frieden gefunden.
Er weiß heute: Wahre Größe zeigt sich nicht in Quoten oder Chartplatzierungen, sondern im Charakter. Die fünf Namen auf seiner Liste mögen ihn verletzt haben, doch seinen Stolz und die Liebe seiner wahren Fans konnten sie ihm nicht nehmen. „Vielleicht ist das mein stilles Vermächtnis“, sagt er abschließend. Ein Satz, der zeigt: Hansi Hinterseer hat den Kampf vielleicht verloren, aber er hat seine Seele behalten.