Die politischen Temperaturen in der westlichen Welt kochen schon lange. Doch die jüngste Ermordung des konservativen US-Aktivisten Charlie Kirk hat nicht nur eine Tragödie offenbart, sondern auch die scharfen Konturen eines eskalierenden Kulturkampfes sichtbar gemacht, der tiefer geht, als viele wahrhaben wollen. In einem aufsehenerregenden Gespräch mit Jasmin Kosubek hat Max Mannhart, Chefredakteur von Apollo News, ungeschminkte Einblicke in die Mechanismen von Hass, Entmenschlichung und die alarmierende Spirale politischer Gewalt gewährt. Seine Analyse legt offen, dass die sogenannte “Retourkutsche” – das Reagieren auf als unfair empfundene Angriffe mit ähnlichen Mitteln – längst keine rein linke Domäne mehr ist und dass die Fundamente unserer Debattenkultur ernsthaft in Gefahr sind.
Die Schockwellen nach Kirks Tod, festgehalten auf unzähligen Kameras, haben sich wie ein Menetekel in das kollektive Gedächtnis gebrannt. Max Mannhart bezeichnet diesen Vorfall als eine “Zäsur”, ein Ereignis, das ein klares Vorher und Nachher markiert. Doch was die Gemüter noch mehr erhitzt als die Tat selbst, sind die Reaktionen darauf. Es ist ein erschütterndes Bild, das Mannhart zeichnet: Hunderte, ja Tausende von Posts auf Social Media, die Kirks Ermordung feiern, begleitet von einer Welle der Freude und Genugtuung in Teilen des linken Lagers. Diese Reaktionen, die von Mannhart als “purer Hass” und “Entmenschlichung” beschrieben werden, offenbaren eine ideologische Kluft, die immer breiter und tiefer wird.

Der Kontrast zur Reaktion auf den Mord an George Floyd, der in weiten Teilen Amerikas zu brennenden Städten und massiven Krawallen führte, ist frappierend. Mannhart betont, dass nach Kirks Ermordung auf rechter Seite keine Gewalt, keine brennenden Straßen zu sehen waren. Stattdessen sei die Reaktion der Rechten “gemäßigt” gewesen. Diese Beobachtung wirft ein Licht auf eine verstörende Doppelmoral und eine Art Täter-Opfer-Umkehr, die in der medialen Debatte immer wieder zum Tragen kommt. Wenn selbst prominente Persönlichkeiten sich ins Fernsehen stellen und erklären, man müsse kein Mitleid mit einem Ermordeten haben, während man gleichzeitig für das eigene Leid – etwa durch Hasskommentare – Mitgefühl einfordert, dann ist das ein Zeichen für eine zutiefst gespaltene und empathielose Diskussionskultur.
Ein weiterer zentraler Aspekt der Debatte ist die sogenannte “Cancel Culture”. Nach Kirks Tod kam es auch zur Absetzung von Jimmy Kimmels Show, der sich abfällig über den Ermordeten geäußert hatte. Mannhart differenziert hier scharf: Wenn ein Privatunternehmen wie ein Fernsehsender eine Sendung aufgrund von als “ekelhaft” empfundenen Äußerungen absetzt, sei dies im Rahmen der Vertragsfreiheit und unternehmerischen Entscheidungsfreiheit legitim. Problematisch werde es erst, wenn staatliche Institutionen wie die FCC (Federal Communications Commission) Druck ausüben. Er vergleicht dies mit der Argumentation der Linken, die bei der Deplatformierung von Personen auf sozialen Medien stets auf die Privatwirtschaftlichkeit der Plattformen verwies. Die Ironie ist offenkundig: Nun sehen sich auch rechte Akteure mit den Konsequenzen ihrer Äußerungen konfrontiert, und das, was früher als linke “Cancel Culture” verurteilt wurde, wird nun von rechten Kreisen als “Consequence Culture” umgedeutet und teilweise sogar selbst angewandt. Die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und der Verantwortung für die eigenen Worte verschwimmen zusehends, wenn der Druck von außen so groß wird, dass Unternehmen sich genötigt sehen, zu handeln.
Die Debatte führt unweigerlich zu der Frage nach der Legitimation politischer Gewalt. Mannhart unterscheidet hier präzise: Während der Angreifer auf Charlie Kirk politisch motiviert und rational gehandelt habe, sei der Angriff auf die demokratische Senatorin Hortman und ihren Mann durch einen “psychotischen geisteskranken Menschen” erfolgt. Diese Differenzierung ist entscheidend, um die Wurzeln von Gewalt zu verstehen: Ist es ideologisch begründet oder Ausdruck einer psychischen Störung? Unabhängig davon, macht Mannhart deutlich, dass Gewalt von allen Seiten existiert und jede Form von politischer Gewalt inakptabel ist.
Besonders beunruhigend ist für Mannhart die “Markierungsstrategie”, mit der politische Gegner diffamiert werden. Wer andere pauschal als “Nazis” bezeichnet, öffnet die Tür für eine Entmenschlichung, die Gewalt legitimiert. Die Parole “Nazis aufs Maul”, die in Berlin an vielen Hauswänden prangt, verdeutlicht die Gefahr dieser Rhetorik. Wenn Julia Reus, eine konservative Journalistin, als Nazi beschimpft wird, dann, so Mannhart, ist selbst eine Alice Weidel, eine führende Figur der AfD, ein “absolut legitimes Ziel”. Solche Entgrenzungen der Sprache ebnen den Weg für physische Angriffe und schaffen ein Klima der Angst, in dem der demokratische Diskurs erstickt. Mannhart äußert die Sorge, dass es auch in Deutschland zu politischer Gewalt kommen könnte, wenn auch vielleicht nicht in Form von Mord, so doch in Form von Übergriffen auf der Straße.
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Im Kern der gesamten Auseinandersetzung steht für Mannhart ein tiefgreifender “Kulturkampf”, der von der “neuen Linken” initiiert wurde. Diese Ideologie, so seine Überzeugung, ist geprägt von einem “tiefen Zweifel an unserer eigenen Kultur” und einem “Hass” auf die westliche Gesellschaft, ihre Werte und Traditionen. Sie verachtet den Kapitalismus, unsere Kultur, die Geschichte und ihre Protagonisten, und strebt eine “Dekonstruktion” des Abendlandes an. Historische Figuren wie Martin Luther, George Washington oder Winston Churchill würden durch diese Brille als ausschließlich negativ dargestellt. Diese neue Linke, so Mannhart, lebe in einer “Blase”, die es ihr unmöglich mache, Realitäten wahrzunehmen, die von ihrem eigenen Weltbild abweichen. Dies führe zur Verbreitung von Falschinformationen, wie der Behauptung, Kirks Mörder sei ein Rechtsextremist gewesen, obwohl die Faktenlage eindeutig das Gegenteil beweise. Er betont, dass diese “Autohypnose” und das Erliegen der eigenen Propaganda eine immense Gefahr für die Gesellschaft darstellen.
Max Mannhart plädiert mit Nachdruck für eine “bürgerlich-liberale Idee”, die sich selbstbewusst zu den Werten des Westens bekennt. Er argumentiert, dass die westliche Kultur aufgrund ihrer Errungenschaften – Demokratie, Aufklärung, Humanismus, technischer Fortschritt, die Erfindung des Individuums und die Abschaffung der Sklaverei aus moralischen Gründen – “überlegen” sei. Dies sei kein Kulturchauvinismus im Sinne der Überlegenheit einer Nation über eine andere, sondern die objektive Anerkennung eines kulturellen Schatzes. Mannhart gesteht ein, dass die Selbstkritik und die Fähigkeit zum Hinterfragen ebenfalls spezifisch westliche Errungenschaften sind, doch diese seien nun in einer “pervertierten Version” in einen selbstzerstörerischen Hass umgeschlagen. Der “Kulturkrieg” von links, der eine vollständige “Transformation” der Gesellschaft und Wirtschaft anstrebe, müsse abgewehrt werden.
Auf die Frage, ob nicht eher der demographische Wandel als die “Wokeness” das größte Problem darstelle, entgegnet Mannhart, dass eine Rückbesinnung auf die “Grundlagen” und die Wertschätzung des eigenen kulturellen Erbes es ermöglichen würden, auch die demographischen Herausforderungen zu meistern. Wenn es gelänge, den “kulturellen Abschaffungswillen” zu überwinden und sich auf den “kulturellen Wert” zu einigen, dann wären auch scheinbar unlösbare Probleme objektiv in den Griff zu bekommen.
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Die Diskussion zwischen Jasmin Kosubek und Max Mannhart zeichnet ein düsteres Bild einer Gesellschaft, die in ihren politischen Gräben immer tiefer versinkt. Die Ermordung von Charlie Kirk ist dabei nicht nur ein isoliertes Ereignis, sondern ein Symptom einer tiefgreifenden ideologischen Auseinandersetzung. Es ist ein Aufruf, die eigene Haltung zu überprüfen, die Grenzen des Sagbaren nicht zu überschreiten und den Hass, der sich in Sprache und Taten manifestiert, als das zu erkennen, was er ist: eine Bedrohung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die demokratischen Werte, die den Westen einst so stark gemacht haben. Ob die “Retourkutsche” der Rechten die Spirale der Gewalt und Entmenschlichung weiterdreht oder ob es gelingt, den “Kulturkrieg” zu beenden und zu einem respektvollen Diskurs zurückzukehren, wird die Zukunft zeigen. Doch eines ist klar: Die Zeit, in der man die Augen vor der Realität des Hasses verschließen konnte, ist endgültig vorbei.