Kanzler in der Endlosschleife: Wie Friedrich Merz die Realität verlor und begann, seine eigene Welt zu erfinden

Es gibt Sätze, die ein ganzes politisches Schicksal definieren. Für den unsterblichen Filmhelden Forrest Gump war es die Erkenntnis: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt.“ Es ist ein Satz voller naiver Weisheit und Akzeptanz des Unvorhersehbaren. Wenn dieser Satz jedoch zur Beschreibung eines Bundeskanzlers dient, verkehrt er sich ins Gegenteil. Er wird zum Sinnbild für Unzuverlässigkeit, Chaos und einen gefährlichen Mangel an Berechenbarkeit. Und genau das ist das Problem mit Friedrich Merz: Nach nur einem Jahr im Kanzleramt ist er die Pralinenschachtel der deutschen Politik. Man weiß nie, was man bekommt. Aber was man bekommt, ist zunehmend verstörend.

Der Mann, der antrat, um Deutschland aus der ideologischen Versteinerung der Merkel-Jahre zu führen und das Amt mit neuer Gravitas zu füllen, ist selbst zum Getriebenen geworden. Nicht das Land verändert sich unter ihm, sondern das Amt verändert ihn – und das in einer Geschwindigkeit, die selbst langjährige politische Beobachter fassungslos macht. Friedrich Merz, der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, scheint in einer Blase zu leben, abgekoppelt von den Sorgen der Bürger und der Realität der Fakten.

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Es ist ein Phänomen, das oft gegen Ende einer langen Herrschaft auftritt: der Realitätsverlust der Mächtigen. Sie beginnen, Dinge zu sehen, die nicht da sind, und werden blind für das, was direkt vor ihren Augen geschieht. Bei Friedrich Merz hat dieser Prozess schon im ersten Jahr seiner Kanzlerschaft eingesetzt. Weggefährten, die ihn seit Jahrzehnten kennen, erkennen ihn nicht wieder. Aus der CDU-Fraktion berichten Vertraute, man könne sich auf sein Wort nicht mehr verlassen. Freunde von einst schildern einen Mann, der für Rat und ehrliche Botschaften nicht mehr zugänglich ist, der unberechenbar geworden ist und jeden Morgen eine neue Version seiner selbst präsentiert.

Merz lebt in seiner eigenen Welt. Er sieht sich selbst als überlebensgroße Schicksalsgestalt, als Retter, der Deutschland gegen den Widerstand eines trägen Volkes in eine glorreiche Zukunft führen muss. Was er nicht sieht, ist die drohende Katastrophe: eine Volkswirtschaft, die kurz vor dem Kollaps steht, eine Gesellschaft, die von Massenmigration und kulturellen Verwerfungen zerrissen wird, und eine Energiekrise, die unsere Industrie in die Knie zwingt. Je dramatischer die Lage wird, desto entkoppelter beschwört Merz die eigene historische Bedeutung.

Der größte Fehler dieses Kanzlers ist nicht nur seine Politik, sondern seine egomanische Weltsicht. Er betrachtet sich selbst als die Lösung und die Bürger als das Problem. Aus seinem Wirken formt er eine Heldensaga: Friedrich gegen den Rest der veränderungsunwilligen, sturen Deutschen.

Den vielleicht tiefsten Einblick in diese bizarre Selbstwahrnehmung lieferte Merz kürzlich in einem großen Interview mit der FAZ. Angesprochen auf die Gründung der CDU vor 80 Jahren, als Deutschland moralisch und wirtschaftlich am Boden lag, und die heutige Zeit, in der es uns relativ gut geht, wir aber voller Angst in die Zukunft blicken, lieferte Merz eine Antwort, die man als historischen Affront bezeichnen muss. Auf die Frage, wann es leichter gewesen sei zu regieren, antwortete der Kanzler: „In aller Bescheidenheit, vermutlich war es damals leichter.“

Man muss diesen Satz zweimal lesen, um seine ganze Groteske zu erfassen. Friedrich Merz, der Kanzler des reichsten Deutschlands aller Zeiten, glaubt ernsthaft, Konrad Adenauer habe es 1949 leichter gehabt als er heute.

Erinnern wir uns an 1949. Deutschland war eine Trümmerwüste. Die Lebensmittel waren noch rationiert. Die Männer waren tot, versehrt oder in Gefangenschaft. Unzählige Frauen trugen das Trauma der Massenvergewaltigungen in sich. Ausgemergelte Kinder erholten sich kaum vom Hungerwinter. Berlin wurde aus der Luft versorgt. Heizung und Strom waren Luxus. Und über allem lag die erdrückende Scham von Auschwitz. Adenauer musste jede seiner Entscheidungen mit den Alliierten abstimmen, weil niemand auf der Welt den fanatischen Deutschen traute.

In dieser Situation, so Merz, sei es leichter gewesen zu regieren. Seine Begründung ist dabei noch entlarvender als die Behauptung selbst: „Heute beobachten wir sehr viel Angst vor Veränderung. Viele im Land fürchten, dass es ihnen in Zukunft schlechter gehen könnte.“

Warum Merz' Plan zur Halbierung der AfD gescheitert ist | WEB.DE

Hier offenbart sich das ganze Elend der Merz’schen Kanzlerschaft. Er sieht das Volk als seinen Gegner. Die Deutschen, so die Kanzler-Erzählung, seien zu bequem, zu wehleidig, zu „veränderungsängstlich“, um seine genialen Reformen mitzutragen. In einer Rede gipfelte dieser Vorwurf in dem Satz: „Hören wir doch mal auf, so larmoyant und so wehleidig zu sein in diesem Land.“

Doch das Gegenteil ist der Fall. Die überwältigende Mehrheit der Deutschen hat nicht Angst vor Veränderung – sie hat Angst, ihren Wohlstand zu verlieren, weil Bundeskanzler Friedrich Merz keine Reformen durchsetzt. Weil er, der mit dem Versprechen auf eine bürgerliche Wende angetreten ist, vor dem Koalitionspartner Lars Klingbeil und der SPD kuscht und verzagt. Die Bürger wünschen sich den Ausbruch aus der zerstörerischen Ideologie der letzten Jahre, aber der Kanzler, der ihnen diesen Ausbruch versprochen hat, beschimpft sie nun als „Beharrungskräfte“.

Wenn Bürger bei einer Abgabenlast, die Weltspitze ist, keine Lust mehr haben zu arbeiten, dann ist das nicht Larmoyanz, Herr Bundeskanzler, dann ist das Ihre Verantwortung.

Statt die Realität anzuerkennen, flüchtet sich Merz in die gescheiterten Gewissheiten der Berliner Blase. Im Bundestag bekennt er sich leidenschaftlich zu den sogenannten Klimazielen bis 2045 – ein Bekenntnis zum deutschen Untergang. Er ignoriert dabei vollkommen, dass diese Ziele längst von der globalen Realität hinweggefegt wurden. Während in der ganzen Welt eine Renaissance der fossilen Energien stattfindet, weil Milliarden Menschen nach Wohlstand durch billige Energie streben, und Tech-Giganten wie Amazon anfangen, ihre eigenen Atomkraftwerke zu bauen, hält Merz am deutschen Sonderweg der Selbstverarmung fest.

Er ist eine geistige Geisel des „NGO-Komplexes“, unfähig, außerhalb der ökosozialistischen Glaubensbekenntnisse zu denken, die in Berlin jeder ablegen muss. Er erinnert an die Eltern in Bob Dylans Protestsong „The Times They Are A-Changin’“, die ihre überkommenen Wege nicht verlassen können und der neuen Zeit im Weg stehen.

Das gefährlichste Symptom seiner Entkopplung ist jedoch sein Verhältnis zur Wahrheit. Friedrich Merz erfindet sich seine Welt. Fast täglich erzählt der Bundeskanzler Dinge, die schlicht nicht stimmen.

Vor wenigen Tagen verkündete er eine spektakuläre Trendwende: Die Gesamtinvestitionen in Deutschland seien nicht mehr netto-negativ, es fließe also wieder Geld nach Deutschland. Eine Sensation, wenn sie denn stimmen würde, nachdem in den letzten drei Jahren rund 220 Milliarden Euro aus Deutschland geflüchtet sind. Doch sie stimmt nicht. Recherchen von „Achtung, Reichelt!“ beim Kanzleramt und Wirtschaftsministerium entlarvten die Behauptung. Merz bezog sich auf eine reine Absichtserklärung einer Wirtschaftsinitiative, eine PR-Meldung ohne jede bindende Wirkung. Das Wirtschaftsministerium bestätigte: „Verbindliche Zusagen für die angekündigten Investitionen bestehen nicht.“ Der Kanzler verkündet eine Wende, die nur in seiner Fantasie existiert.

Dieses Muster zieht sich durch. Auf die „Brandmauer“ zur AfD angesprochen, behauptete Merz steif und fest: „Ist Ihnen möglicherweise aufgefallen, dass weder der Generalsekretär noch ich das Wort Brandmauer verwendet hat?“ Ein Schnitt genügte, um ihn mit seinen eigenen Worten zu konfrontieren: „Wir sind die Brandmauer.“

Merz hat seine Worte nicht im Griff, und das ist für den mächtigsten Mann im Staat ein Desaster. Seine berühmtesten Sätze, von den „kleinen Paschas“ bis zu den „Ausländern, die sich die Zähne machen lassen“, waren unkontrollierte Ausbrüche. Wahrheiten, die er eigentlich gar nicht sagen wollte.

Bundeskanzler Merz verteidigt nochmals seine kontroversen Aussagen zur  Migration und dem "Stadtbild".

Das zeigte sich auch bei seiner jüngsten Äußerung zum „Stadtbild“, das sich durch die Migration verändert habe. Wieder sprach Merz eine Wahrheit aus Versehen aus, die Millionen Bürger jeden Tag erleben: die Folgen einer illegalen, islamistischen Massenmigration, die unsere Städte verändert und das Gefühl von Heimat untergräbt. Doch statt diese legitime Sorge in einer durchdachten, staatsmännischen Rede zu formulieren und anzupacken, polterte Merz den Begriff auf einer spontanen Pressekonferenz heraus.

Sein Gedanke, man könne „nach Augenschein abschieben“, ist nicht nur rechtlich absurd, sondern auch politisch dumm. Er trifft damit Millionen bestens integrierte Menschen, die seit Jahrzehnten für Deutschland arbeiten und dieses Land mit aufgebaut haben. Politischer Mut ist bei Merz kein durchdachter Plan, sondern ein unkontrollierter Impuls. Er erschreckt sich vor seiner eigenen Courage und rudert sofort zurück. Von ihm bleiben keine klugen Reden in Erinnerung, nur Ausbrüche.

Es gibt kein mulmigeres Gefühl in einer Demokratie, als von Narzissten regiert zu werden, die sich offenkundig in ihre eigene Welt verabschiedet haben. Wenn man in einem Bus sitzt, der auf einen Abgrund zurast, ist es eine sehr schlechte Nachricht, wenn der Busfahrer glaubt, er könne fliegen.

Diese Bundesregierung ist längst in ihre eigene Welt geflüchtet. Friedrich Merz sieht sich als historische Figur, während er international in die hinterste Reihe neben die Topfpflanze gesetzt wird. Er ist ein Kanzler, der sich selbst verführt hat zu glauben, er sei bereits eine historische Gestalt. Die neue deutsche Großmannssucht hat einen Namen: Friedrich der Kleine.

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