Die Welt der Volksmusik hielt kollektiv den Atem an. In den vergangenen Tagen richteten sich Tausende sorgenvollen Blicke nach Innsbruck, in die Universitätsklinik, wo einer der größten Stars der Szene um seine Gesundheit rang. Norbert Rier, der 65-jährige Frontmann, die unverwechselbare Stimme und das Herz der Kastelruther Spatzen, musste sich einer schweren Operation am offenen Herzen unterziehen. Es waren Tage des Bangens, der Gerüchte und der stillen Gebete. Nun endlich die erlösende Nachricht: Er hat es überstanden. Doch der Weg zu diesem Punkt war weitaus dramatischer, als viele ahnten, und begann mit einem gesundheitlichen Albtraum.
Die Nachricht von der erfolgreichen Operation verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Kastelruther Spatzen selbst teilten ihren Fans über die sozialen Medien die frohe Botschaft mit, die Tausende aufatmen ließ. „Wir freuen uns riesig berichten zu können, dass Norbert die Herz-Operation sehr gut überstanden hat“, hieß es in dem offiziellen Statement. Das Management bestätigte die Echtheit des Beitrags. Die Erleichterung war fast greifbar.

Das wohl stärkste Signal der Hoffnung kam vom Sänger selbst – in Form eines Fotos. Das Bild, das unmittelbar nach der Bekanntgabe geteilt wurde, zeigt Norbert Rier im Krankenhausbett. Er ist sichtlich gezeichnet von dem schweren Eingriff, doch er lächelt. Tapfer hebt er den Daumen in die Kamera. Es ist ein stilles Versprechen an seine Fans: Ich kämpfe. Dieses Bild, ein Akt der Transparenz und Nähe, ist typisch für Rier, der die Verbindung zu seinem Publikum immer als eines seiner höchsten Güter betrachtet hat. Es ist eine Geste, die sagt: Seht her, ich bin noch da, und ich bin auf dem Weg der Besserung.
Doch was genau war passiert? Die Operation war kein einfacher Routineeingriff. In der Innsbrucker Klinik wurde Rier eine Herzklappe ersetzt, die ihm bereits vor acht Jahren, im Jahr 2017, eingesetzt worden war. Wie schon damals entschieden sich die Ärzte erneut für eine biologische Klappe, genauer gesagt, eine Schweineherzklappe. Als wäre dieser massive Eingriff nicht genug, behandelten die Chirurgen in derselben Operation auch einen schmerzhaften Leistenbruch. Ein doppelter medizinischer Schlag, der dem Sänger alles abverlangte.
Der dramatische Vorlauf zu dieser Operation begann bereits im Frühsommer, Anfang Juli 2025. Völlig unerwartet erlitt Norbert Rier einen leichten Schlaganfall. Er selbst beschrieb die beängstigenden Symptome gegenüber Medien: Plötzlicher Schwindel habe ihn erfasst, und auf dem linken Auge habe er nur noch trüb gesehen. Geistesgegenwärtig suchte er die Notaufnahme auf. Diese schnelle Reaktion verhinderte Schlimmeres; er trug glücklicherweise keine bleibenden Schäden davon.
Doch die Ärzte nahmen diesen Warnschuss des Körpers ernst. Bei den folgenden, gründlichen Untersuchungen im Krankenhaus kam die eigentliche Hiobsbotschaft ans Licht: Die Herzklappe aus dem Jahr 2017 arbeitete nicht mehr einwandfrei. Ein Austausch war unausweichlich und dringend notwendig.
Für Norbert Rier, einen Mann, der seit Jahrzehnten auf der Bühne steht und mit seiner Musik Millionen Menschen Trost und Freude spendet, war diese Diagnose ein Schock. Er, der Fels in der Brandung, der seinen Fans stets Mut zuspricht, war plötzlich selbst der Patient. In einem bemerkenswert offenen Interview kurz vor dem Eingriff gab er einen Einblick in sein Seelenleben. „Moralisch bin ich natürlich am Boden“, gestand er. „Ich bin sonst einer, der anderen Mut zuspricht – aber wenn man selbst betroffen ist, ist das nicht so einfach.“ Diese Worte zeigen die menschliche Seite des Stars, die Verletzlichkeit hinter der strahlenden Bühnenfassade, und machten die Sorge der Fans nur noch größer.
Die Nachricht von der bevorstehenden Operation und die notwendige Konsequenz – die Verschiebung der gesamten Herbsttournee – traf die Volksmusikwelt hart. Konzerte, auf die sich Zehntausende gefreut hatten, mussten abgesagt oder auf das Jahr 2026 verlegt werden. Ein schwerer Schlag für die Band und ihre treue Anhängerschaft. Doch der Zusammenhalt in der „Spatzen-Familie“ zeigte sich sofort. Statt Ärger über die Ausfälle gab es eine Welle der Anteilnahme. Die sozialen Medien quollen über vor Genesungswünschen, Kraftspendern und persönlichen Nachrichten an den Sänger.
Trotz der niederschmetternden Diagnose und der bevorstehenden schweren Operation bewies Norbert Rier einmal mehr seine unglaubliche Willensstärke und seine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat und seinen Fans. Nur wenige Tage vor dem geplanten Klinikaufenthalt tat er etwas, was Ärzte vermutlich als unvernünftig bezeichnet hätten: Er stand auf der Bühne. Vom 10. bis 12. Oktober zelebrierte er mit Tausenden Besuchern das traditionelle „Spatzenfest“ in Kastelruth. Es war ein Akt des Trotzes gegen die Krankheit, ein emotionales „Dankeschön“ an sein Publikum. Er wollte seine Fans nicht enttäuschen, wollte sich diesen Höhepunkt des Jahres nicht nehmen lassen. Dieser Auftritt, so kurz vor dem Krankenhaus, war ein Kraftakt, der seine Liebe zur Musik und seine eiserne Disziplin unterstrich.
Direkt nach diesem emotionalen Wochenende begab er sich in die Hände der Ärzte in Innsbruck. Die Operation am vergangenen Donnerstag, dem 16. Oktober, verlief laut den Ärzten besser als erwartet. Sein Zustand gilt als stabil. Die Band bittet nun um das, was ihr Frontmann am dringendsten braucht: „In dieser Zeit schenken wir ihm viel Ruhe, Kraft und positive Gedanken, damit er Schritt für Schritt wieder zu alter Kraft findet.“
Während Norbert Rier nun den langen Weg der Genesung antritt, der ihn nach dem Klinikaufenthalt auch in eine Reha-Maßnahme führen wird, muss das Leben der Kastelruther Spatzen weitergehen. Die Lücke, die er auf der Bühne hinterlässt, ist riesig. Doch die Lösung kommt aus der eigenen Familie. Sein Sohn, Alexander Rier, wird für seinen Vater einspringen und die geplanten Auftritte, die nicht verschoben werden konnten, übernehmen. Eine Geste von großer familiärer Solidarität, die sicherstellt, dass die Musik der Spatzen nicht verstummt. Alexander tritt damit ein schweres Erbe an, doch er wird von der gesamten Band und der Unterstützung der Fans getragen.
Und Norbert Rier selbst? Er blickt bereits wieder nach vorn. Sein unerschütterlicher Optimismus und sein Humor sind intakt. Noch vor der Operation scherzte er in Anspielung auf seine neue Herzklappe: Er hoffe, er habe danach die „Energie von einem kräftigen Wildschwein“. Diese Mischung aus Humor und Kampfgeist ist es, die ihn ausmacht.
Sein Ziel ist klar definiert: Er will sich die Zeit nehmen, die er braucht, um vollständig gesund zu werden, aber er will zurück. Spätestens im Februar 2026 möchte er wieder voll durchstarten und auf der Bühne stehen. Und ein Datum hat er fest im Visier: das große 40. Jubiläum des Kastelruther Spatzenfestes im Jahr 2026. Dieses Fest will er unter allen Umständen mit seinen Bandkollegen und den Fans feiern.

Die jüngste Prüfung kommt zu einer Zeit, in der die Band eigentlich Grund zum Feiern hätte. Erst vor Kurzem veröffentlichten die Kastelruther Spatzen ihr neues Album „Dolomiten Schatz“. Die Lieder von Heimat, Liebe und Zusammenhalt bekommen durch die dramatischen Ereignisse um ihren Sänger eine neue, tiefere Bedeutung.
Norbert Riers erfolgreiche Operation ist mehr als nur eine gute Nachricht für die Volksmusik. Es ist die Geschichte eines Mannes, der nach einem gesundheitlichen Tiefschlag nicht aufgibt, der sich seiner Verletzlichkeit stellt und der mit der Unterstützung seiner Familie und einer riesigen Fangemeinde den Blick wieder nach vorn richtet. Die kommenden Monate werden ein Weg der Geduld und der harten Arbeit sein, aber der erste, wichtigste Schritt ist getan. Der „Adler von Kastelruth“, wie er oft genannt wird, sammelt seine Kräfte, um sich bald wieder in die Lüfte zu erheben.