Schock bei VW: Produktionsstopp und Kurzarbeit enthüllen das wahre Ausmaß der deutschen Krise

Ein Beben erschüttert die Grundfesten der deutschen Industrie. Volkswagen, der Gigant aus Wolfsburg, Symbol deutscher Ingenieurskunst und wirtschaftlicher Stärke, zieht die Notbremse. Die Bänder stehen still. Die Produktion wird gestoppt. Das Schreckgespenst der Kurzarbeit macht die Runde und droht, Tausende, vielleicht Zehntausende Mitarbeiter in eine ungewisse Zukunft zu stürzen. Die Nachricht trifft das Land wie ein Paukenschlag, doch für jene, die genau hingesehen haben, ist sie keine Überraschung. Sie ist die kalte, logische Konsequenz einer Kette von katastrophalen Fehlentscheidungen, die weit über die Werkstore von VW hinausreichen.

Die offizielle Begründung für den drastischen Schritt klingt zunächst technisch, fast schon alltäglich in unserer globalisierten Welt: Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern. Betroffen sollen zuerst der Golf im Stammwerk Wolfsburg sein, dicht gefolgt vom Erfolgsmodell Tiguan. Doch dieser Mangel ist kein Zufall. Er ist das Symptom einer tief sitzenden Krankheit.

Im Zentrum des unmittelbaren Problems steht ein geopolitischer Streit um den Chiphersteller Nextperia. Auf Druck der USA übernahmen die Niederlande Ende September die Kontrolle über diese Firma, die ironischerweise zum chinesischen Technologiekonzern Wingtech gehört. Chinas Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Ein Exportstopp für essenzielle Teile aus der Volksrepublik wurde verhängt. Die Chipproduktion bei Nextperia liegt seitdem brach.

A YouTube thumbnail with maxres quality

Dieser Vorfall legt die Achillesferse der europäischen, und insbesondere der deutschen, Automobilindustrie schonungslos offen. Es sind nicht nur die Hersteller wie VW, die getroffen werden. Es ist die gesamte Lieferkette. Zulieferer, die diese spezifischen Chips in ihren Komponenten verbauen, können nicht mehr liefern. Das Kartenhaus bricht zusammen. Volkswagen mag für diese Woche noch über ausreichend Material verfügen, um die Produktion aufrechtzuerhalten, doch was passiert nächste Woche? Die Nervosität in den Konzernkreisen ist mit Händen zu greifen. Bereits jetzt wurden Gespräche mit der Arbeitsagentur aufgenommen, um Kurzarbeit für Tausende zu beantragen. Eine Zahl, die sich schnell verzehnfachen könnte.

Doch während die Medien den Chipmangel als Hauptursache präsentieren, brodelt es unter der Oberfläche gewaltig. Dieser Produktionsstopp ist mehr als nur ein Lieferkettenproblem. Er ist ein Fanal, ein Symbol für das Versagen auf ganzer Linie – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Beginnen wir mit der Politik, dem oft zitierten “Elefanten im Raum”. Kritische Stimmen werden laut, die diesen Stillstand als direktes Ergebnis einer verfehlten Industriepolitik sehen. Allen voran das ideologisch aufgeladene “Verbrennerverbot”. Anstatt einen Fehler einzugestehen und das Verbot, das einen ganzen Industriezweig vor unlösbare Aufgaben stellt, rückgängig zu machen, verharrt die Politik in einer Art Schockstarre. Es wird auf die SPD gezeigt, die eine Umkehr blockiere. Doch auch die Opposition, namentlich die CDU/CSU, scheint keinen wirklichen Willen zur Rettung zu haben. Ein kürzlich im Bundestag von der AfD eingebrachter Antrag zur Rücknahme des Verbots wurde von der Union vollumfänglich abgelehnt. Eine Entscheidung, die bei vielen Beobachtern nur noch Kopfschütteln auslöst.

Die Politik hat es versäumt, die Weichen richtig zu stellen. Schlimmer noch: Sie hat die Automobilbauer selbst in die falsche Richtung getrieben. Jahrelang hielten die Konzerne die Hand auf, kassierten Förderungen für Elektroautos und beteiligten sich an einem Hype, der die realen Marktbedingungen und die technologischen Abhängigkeiten ignorierte. Jetzt fällt ihnen diese Strategie auf die Füße. Sie sind mitverantwortlich für das Dilemma, in dem sie nun stecken.

Das zweite große Geschwür, das die deutsche Wirtschaft lähmt, ist der “Bürokratieirrsinn”. Ein Wort, das harmlos klingt, aber in der Praxis existenzbedrohend ist. Es ist ein Monster, das still und leise Arbeitsplätze frisst und Innovation erstickt. Ein schockierendes Beispiel aus der Praxis illustriert das absurde Ausmaß: Ein Autohaus wird vom Entsorgungsmanagement der Hersteller gezwungen, exakt so viel Verpackungsmüll zurückzugeben, wie es an Verpackungen erhalten hat. Das Problem? Viele Teile, wie etwa ein Luftfilter oder eine Lichtmaschine, werden mitsamt der Verpackung an den Kunden verkauft. Diese ist dann weg.

Was also muss die Unternehmerin tun, um die absurde Vorschrift zu erfüllen? Sie muss Müll kaufen. Richtig gelesen. Sie fährt aufs Land und kauft Bauern alte Folien ab oder erwirbt Entsorgungsscheine im Internet, nur um eine Quote zu erfüllen, die mit der Realität nichts zu tun hat. Das ist kein schlechter Witz, das ist die tägliche Realität für den deutschen Mittelstand.

German chancellor faces growing backlash over migration remarks | Reuters

Dieser Wahnsinn hat System. Kürzlich wurde gemeldet, dass der Bürokratie-Irrsin in Deutschland 325.000 neue Jobs geschaffen hat. Nicht in der Produktion, nicht in der Forschung, sondern in der Verwaltung des Wahnsinns. Menschen, die dafür bezahlt werden, anderen Menschen das Leben und Arbeiten schwerer zu machen. Wer sich unter diesen Umständen heute noch selbstständig macht, braucht Nerven aus Stahl – oder sollte es besser gleich lassen.

Viele, die es können, denken längst über Auswanderung nach. Warum sollte man sich in Deutschland noch abmühen? Ein Land, das seine Unternehmer schröpft, bis nichts mehr geht. Ein Land, in dem man mit Steuersätzen bis zum Anschlag, endlosen Berichtspflichten und einem permanenten Kampf gegen Behörden zermürbt wird. Andere Länder haben auch Finanzämter, aber nicht in diesem Ausmaß und nicht in dieser lähmenden Qualität. Deutschland macht es seinen Leistungsträgern vorsätzlich schwer.

Und das führt uns direkt zum dritten, vielleicht größten Problem: der fatalen Abhängigkeit von China. Der aktuelle Chipmangel ist nur ein kleines Symptom dieser Abhängigkeit. Wir haben zugelassen, dass systemrelevante Produktionen ins Ausland verlagert wurden. Wir haben zugesehen, wie China über Jahre hinweg gezielt deutsches und europäisches Know-how aufkauft. Firmen werden übernommen, das Wissen wird transferiert, und nach einiger Zeit wird der Standort in Deutschland dichtgemacht. Die Produktion findet dann in China statt – zu Bedingungen, mit denen wir niemals konkurrieren können.

Wir können in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig produzieren. Die Energiekosten explodieren, die steuerlichen Abgaben sind erdrückend, und die permanenten Eingriffe der Politik in die Wirtschaft tun ihr Übriges. Wir haben uns selbst in eine Zwickmühle manövriert, aus der es kaum ein Entrinnen gibt. Wir sind abhängig von einem globalen Akteur, der seine Marktmacht nun auch politisch nutzt, wie der Exportstopp als Reaktion auf den Nextperia-Streit beweist.

Was bedeutet dieser “perfekte Sturm” aus Chipmangel, politischem Versagen, Bürokratiewahn und geopolitischer Abhängigkeit für die Menschen bei Volkswagen? Für die Tausenden von Beschäftigten, die nun um ihre Arbeitsplätze bangen? Sie sind die Leidtragenden einer Entwicklung, die sie nicht zu verantworten haben. Sie haben hart gearbeitet, haben den “Golf” und den “Tiguan” zu Welterfolgen gemacht, und nun stehen sie vor dem Nichts, weil die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen.

Germany's Merz admits Europe was free-riding on the US - BBC News

Der Produktionsstopp bei VW ist kein isoliertes Ereignis. Es ist das laute Warnsignal, dass das deutsche Wirtschaftsmodell Risse bekommt. Tiefe Risse. Es ist ein Weckruf an eine Politik, die sich in ideologischen Grabenkämpfen verloren hat, anstatt die Realität anzuerkennen. Es ist ein Appell an eine Gesellschaft, die sich fragen muss, ob sie weiterhin tatenlos zusehen will, wie ihr Wohlstand durch absurde Regulierungen und fatale Abhängigkeiten aufs Spiel gesetzt wird.

Die Lichter in Wolfsburg mögen vorübergehend ausgehen. Aber wenn nicht ein radikales Umdenken stattfindet, könnten sie an vielen weiteren Orten in Deutschland für immer dunkel bleiben. Die Krise bei VW ist eine Chance, endlich aufzuwachen. Es ist vielleicht die letzte.

Related Posts

Our Privacy policy

https://newsjob24.com - © 2025 News