Sie war jahrzehntelang eine feste Institution der deutschen Unterhaltungslandschaft, ein wandelndes Gesamtkunstwerk aus Glamour, Schlagfertigkeit und unverwechselbarem Werbe-Charme. Verona Pooth, die Frau, die mit dem “Blubb” berühmt wurde und sich von der Schönheitskönigin zur cleveren Unternehmerin und TV-Ikone mauserte, schien untrennbar mit Deutschland verbunden. Ihr Leben war ein offenes Buch, ihre Familie ein fester Bestandteil der Klatschpresse. Doch plötzlich, fast über Nacht, ist alles anders. Mit 57 Jahren hat Verona Pooth einen radikalen Schnitt vollzogen, hat ihre Koffer gepackt und ist ausgewandert. Ihr neues Zuhause: Dubai, die glitzernde Metropole in der Wüste. Es ist mehr als nur ein Umzug; es ist eine Flucht, ein Neustart, ein Statement. Doch was treibt eine der bekanntesten Frauen Deutschlands dazu, alles hinter sich zu lassen und in eine Welt einzutauchen, die so fern und doch so verlockend scheint? Die Antwort ist eine komplexe Mischung aus mütterlicher Sorge, beruflicher Neuorientierung und der tiefen Sehnsucht nach einem Gut, das für sie in ihrer Heimat unbezahlbar geworden war: Anonymität.
Nach über zwei Jahrzehnten im unerbittlichen Scheinwerferlicht der deutschen Öffentlichkeit war eine gewisse Müdigkeit spürbar. Verona Pooth, die ewige Entertainerin, sehnte sich nach einer neuen Herausforderung, nach einem Kapitel jenseits der ausgetretenen Pfade. Doch die wahren Gründe für diesen drastischen Lebenswandel liegen tiefer und sind weitaus persönlicher. Es war der Wunsch, wieder mehr zu sein als nur die Marke “Verona”. Sie wollte wieder intensiver Mutter sein, vor allem für ihren jüngeren Sohn Rocco, der mit 14 Jahren in eine entscheidende Lebensphase eintritt. In Deutschland war ein normales Familienleben kaum möglich. Jeder Schulweg, jeder Einkauf, jeder Restaurantbesuch konnte zur öffentlichen Inszenierung werden. Dubai versprach das Gegenteil: eine Oase der Normalität im Schatten gigantischer Wolkenkratzer.
Das neue Leben der Familie Pooth spielt sich nun in einem 500 Quadratmeter großen Penthouse im exklusiven Viertel Al Barsha ab. Es ist eine Welt des Luxus, des Komforts und vor allem der Sicherheit. Rocco besucht eine internationale Schule, lernt Arabisch und bewegt sich in einem kosmopolitischen Umfeld, das ihm neue Horizonte eröffnet. Auch Verona selbst drückt die Schulbank und nimmt zweimal pro Woche Arabischunterricht – ein klares Zeichen, dass dies mehr sein soll als nur ein vorübergehender Aufenthalt. Sie will ankommen, eintauchen, Teil dieser neuen Kultur werden. Auf Instagram lässt sie ihre Fans an diesem neuen Leben teilhaben, postet Bilder vom Pool, von luxuriösen Abendessen und von einer unbeschwerten Leichtigkeit, die man in Deutschland schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hat. Sie schwärmt von der Sicherheit, dem erstklassigen Service und vor allem von der Anonymität. In Dubai ist sie nicht das “Schätzchen der Nation”, sie ist einfach nur eine von vielen wohlhabenden Expats. Sie kann ohne Make-up zum Bäcker gehen, ohne Angst haben zu müssen, am nächsten Tag in der Zeitung zu landen. Es ist die Freiheit, endlich wieder sie selbst sein zu können.
Doch der Neuanfang hat seinen Preis und hinterlässt eine Lücke. Ihr ältester Sohn, Diego, ist mit 21 Jahren nicht mit in die Wüste gezogen. Er lebt und studiert in Berlin, geht seinen eigenen Weg. Für die Familie Pooth ist das Leben auf zwei Kontinenten zwar keine neue Erfahrung – Diego verbrachte bereits mehrere Jahre in den USA, um seiner Leidenschaft für den Golfsport nachzugehen –, doch der Auszug der Kernfamilie markiert eine neue Zäsur. Es ist der schmerzhafte, aber notwendige Prozess des Loslassens, den jede Familie durchläuft, bei den Pooths jedoch unter den besonderen Vorzeichen eines Lebens zwischen den Welten.
Während Verona die Vorzüge ihrer neuen Heimat in den höchsten Tönen lobt, darf die Kehrseite dieses glitzernden Paradieses nicht verschwiegen werden. Dubai steht international immer wieder in der Kritik. Vorwürfe über die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die Ausbeutung von Gastarbeitern und eine tief verwurzelte soziale Ungleichheit kratzen am makellosen Image des Emirates. Ist der Preis für persönliche Sicherheit und Anonymität die Akzeptanz eines Systems, das westlichen demokratischen Werten in vielerlei Hinsicht widerspricht? Es ist eine Frage, die sich viele Auswanderer stellen müssen und die Verona Pooth für sich offenbar beantwortet hat. Für sie scheinen die persönlichen Vorteile, die Ruhe und die Möglichkeit, eine präsente Mutter für ihren heranwachsenden Sohn zu sein, die kritischen Aspekte zu überwiegen. Es ist eine pragmatische Entscheidung, die man verurteilen oder verstehen kann, die aber vor allem eines zeigt: Ihre Prioritäten haben sich verschoben.
Dieser Umzug ist die vielleicht größte Neuerfindung im Leben der Verona Pooth. Es ist der mutige Versuch, dem eigenen Image zu entkommen und im fortgeschrittenen Alter ein völlig neues Kapitel aufzuschlagen. Sie tauscht die mediale Allgegenwart gegen private Zurückgezogenheit, die deutsche Öffentlichkeit gegen die kosmopolitische Anonymität. Sie definiert ihre Rolle neu – weg von der Entertainerin, hin zur Vollzeitmutter und Weltbürgerin. Es ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Wird die Wüstenmetropole ihr dauerhaftes Zuhause werden? Wird die Sehnsucht nach der alten Heimat irgendwann stärker sein als der Wunsch nach Ruhe? Oder hat sie in der glitzernden Fassade von Dubai tatsächlich das gefunden, wonach sie so lange gesucht hat: ein Stück echtes, ungestörtes Leben? Nur die Zeit wird zeigen, ob der goldene Käfig für Verona Pooth zur wahren Freiheit wird.