Wirtschaftskrieg und Gesinnungsterror: Wie eine aggressive Kampagne deutsche Unternehmen spaltet und Drogerie-Riesen gegeneinander ausspielt

In Deutschland braut sich ein Sturm zusammen, der weit über die üblichen politischen Debatten hinausgeht. Er trifft das Herzstück unseres Wohlstands: den Mittelstand und die Familienunternehmen. Was sich in den letzten Tagen rund um den Verband „Die Familienunternehmer“ abgespielt hat, gleicht einem Wirtschaftskrimi, in dem Moral als Waffe und Angst als Treibstoff eingesetzt werden. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer gesellschaftlichen Spaltung, die nun auch die Regale unserer Drogeriemärkte und die Vorstandsetagen traditionsreicher Firmen erreicht hat.

Der Pranger der Neuzeit: Ein Ultimatum per E-Mail

Auslöser des aktuellen Bebens ist eine gezielte Kampagne der Organisation Campact. Mit Methoden, die Kritiker als „Gesinnungsterror“ und „Pranger-Methoden“ bezeichnen, wurde der Druck auf den Verband der Familienunternehmer massiv erhöht. Der Vorwurf: Mangelnde Abgrenzung zur AfD. Doch es blieb nicht bei öffentlicher Kritik. Wie bekannt wurde, verschickte Campact E-Mails an Mitgliedsunternehmen, die an Deutlichkeit kaum zu überbieten waren.

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In diesen Schreiben, die eher an ein Verhör als an eine demokratische Anfrage erinnern, wurden Unternehmen aufgefordert, bis zu einer strikten Frist – Mittwoch, 11 Uhr – zu erklären, ob sie Mitglied im Verband seien oder nicht. Der unverhohlene Unterton: Wer nicht antwortet oder den Austritt nicht bestätigt, landet auf der Liste der „Verdächtigen“. Zitate aus dem Schreiben machen die Runde: „Wenn wir bis zum Fristende keine Antwort von Ihnen erhalten, gehen wir davon aus, dass Ihr Unternehmen Mitglied ist.“ Es ist die Androhung einer öffentlichen Markierung, die in Zeiten von Social-Media-Empörungswellen existenzbedrohend sein kann.

Rossmann knickt ein, Vorwerk zieht nach – DM hält stand

Die Wirkung dieser Strategie war so prompt wie erschreckend. Die Drogeriekette Rossmann, einer der Giganten im deutschen Einzelhandel, verkündete den sofortigen Austritt aus dem Verband. Auch Vorwerk, bekannt für den Thermomix und hochwertige Staubsauger, kehrte dem Verband den Rücken. Die Botschaft ist fatal: Der Druck wirkt. Die Angst vor dem öffentlichen Image-Schaden ist mittlerweile so groß, dass selbst wirtschaftliche Schwergewichte lieber klein beigeben, als sich dem Sturm zu stellen.

Doch es gibt eine Ausnahme, die nun umso heller strahlt oder – je nach politischem Lager – umso heftiger bekämpft wird: DM. Der Geschäftsführer der Drogeriekette weigerte sich, dem Druck nachzugeben. Er verteidigte sogar Gespräche mit AfD-Politikern. Seine Haltung ist die eines klassischen Demokraten: Man muss miteinander reden, auch und gerade mit denen, deren Meinung man vielleicht nicht teilt.

Die Reaktion folgte auf dem Fuß. Campact und diverse Aktivisten rufen nun offen zum Boykott von DM auf. Wer bei DM einkauft, so die Logik der Kampagne, unterstütze indirekt rechte Tendenzen. Es ist der Versuch, Konsumentscheidungen politisch aufzuladen und den Bürger auch beim Kauf von Zahnpasta und Duschgel zur politischen Positionierung zu zwingen.

Die Rolle der Gewerkschaften und die „Kontaktschuld“

Verschärft wird die Situation durch das Eingreifen der großen Gewerkschaften. Sowohl Verdi als auch der DGB haben sich in die Debatte eingeschaltet und werfen dem Verband der Familienunternehmer vor, „nach rechts abzudriften“. Ein Vorwurf, der in der heutigen deutschen Öffentlichkeit wie ein gesellschaftliches Todesurteil wirken kann. Es wird eine Atmosphäre der „Kontaktschuld“ geschaffen: Wer mit jemandem spricht, der „rechts“ ist, ist selbst verdächtig. Wer in einem Verband bleibt, der mit solchen Leuten spricht, ist ebenfalls schuldig.

Diese Logik ist gefährlich, denn sie verengt den Korridor des Sagbaren und Machbaren massiv. Wenn Wirtschaftsverbände, deren primäre Aufgabe die Vertretung ökonomischer Interessen ist, nur noch nach politischer Reinheit beurteilt werden, leidet am Ende der Standort Deutschland. Unternehmer fragen sich zu Recht: Wer vertritt eigentlich noch die Interessen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wenn selbst Gewerkschaften primär ideologische Kämpfe ausfechten, statt sich um Arbeitsplätze zu kümmern?

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Gegenwind: Die Konsumenten schlagen zurück

Doch die Rechnung der Kampagnenmacher könnte diesmal ohne den Wirt gemacht worden sein. In den sozialen Medien formiert sich Widerstand. Prominente Stimmen wie Erika Steinbach kündigten öffentlich an, ab sofort nicht mehr bei Rossmann, sondern bei DM einzukaufen – selbst wenn der Weg weiter sei. Sie begründet dies damit, dass der DM-Chef sich als wahrer Demokrat erwiesen habe, der dem Druck nicht weiche.

Es zeichnet sich eine Spaltung der Kundschaft ab. Die einen folgen den Boykottaufrufen von Campact, die anderen solidarisieren sich bewusst mit den standhaften Unternehmen. Es ist ein gefährliches Spiel, das hier mit der deutschen Wirtschaft getrieben wird. Wenn Unternehmen beginnen, ihre Kunden nach politischer Gesinnung zu sortieren oder Angst haben müssen, Kunden der „falschen“ Seite zu verlieren, ist der soziale Frieden massiv gefährdet.

Ulf Poschardt und der „umgedrehte Spieß“

Inmitten dieser aufgeheizten Stimmung bringt Ulf Poschardt, Chefredakteur der „Welt“, einen interessanten neuen Aspekt ein. Er schlägt quasi den „umgedrehten Spieß“ vor: Ein Portal, auf dem Unternehmen und Buchhandlungen gelistet werden, die Autoren oder Produkte aufgrund politischer Haltungen ausgrenzen.

Poschardt berichtet von Fällen, in denen sein eigenes, gesellschaftskritisches Buch in Buchhandlungen nicht verfügbar war oder Kunden mit dem Hinweis auf den „extremen Autor“ vom Kauf abgeraten wurde. Seine Idee: Transparenz in die andere Richtung. Welche Firmen betreiben aktiv Cancel Culture? Welche Unternehmen diskriminieren konservative oder liberale Meinungen? Es wäre der Versuch, Waffengleichheit in einem Kulturkampf herzustellen, der bisher sehr einseitig geführt wurde.

Die wahre Ursache der Krise: Wer hat Deutschland ruiniert?

Bei all der Aufregung um AfD-Kontakte und Verbandsaustritte darf die entscheidende Frage nicht vergessen werden, die auch viele kritische Beobachter und Kommentatoren wie der YouTuber „Oli“ stellen: Wer ist eigentlich verantwortlich für die miserable Lage, in der sich Deutschland befindet?

Die Infrastruktur ist marode, Brücken bröckeln, die Bahn ist unpünktlich, die Digitalisierung verschlafen. Die Energiepreise sind auf Rekordniveau, die Steuerlast erdrückend, und die Bürokratie erstickt jeden unternehmerischen Geist. Sind daran die „Rechten“ schuld? Die AfD war im Bund noch nie in Regierungsverantwortung. Die Zustände, die wir heute beklagen – von der Rentenarmut über das Bildungsdesaster bis hin zur Deindustrialisierung –, sind das Ergebnis der Politik der letzten 20 Jahre. Verantwortlich dafür zeichnen CDU, CSU, SPD, Grüne und FDP.

Es wirkt fast wie ein Ablenkungsmanöver, wenn nun mit aller Härte auf jene eingedroschen wird, die eine Alternative suchen oder auch nur Gespräche führen wollen. Die Wut vieler Bürger und Unternehmer speist sich nicht aus Hass, sondern aus Enttäuschung über das Versagen der etablierten Parteien. Wenn Rentner Flaschen sammeln müssen und Familien sich den Restaurantbesuch nicht mehr leisten können, ist das kein Problem, das durch den Austritt von Rossmann aus einem Verband gelöst wird.

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Ein Blick in den Abgrund: Gießen und die Zukunft

Wie aufgeheizt die Stimmung tatsächlich ist, zeigt auch der Blick auf kommende Ereignisse. In Gießen plant die Jugendorganisation der AfD eine Neugründung. Es werden bis zu 50.000 Gegendemonstranten erwartet. Parolen wie „Gießen soll brennen“ machen die Runde. Das Gewaltpotenzial ist enorm, und es steht zu befürchten, dass die Auseinandersetzung nicht mehr nur mit Worten geführt wird.

Wir erleben eine Gesellschaft, die verlernt hat zu streiten. Anstatt Argumente auszutauschen, werden Existenzgrundlagen angegriffen, Boykotte organisiert und Unternehmen erpresst. Die Familienunternehmer, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, stehen dabei im Kreuzfeuer.

Wenn dieser Trend anhält, werden wir bald keine Wirtschaft mehr haben, die sich um Produkte und Dienstleistungen kümmert, sondern nur noch Konzerne, die als verlängerter Arm politischer Aktivisten fungieren. Und die Verlierer werden, wie so oft, die einfachen Bürger und Arbeitnehmer sein, deren Jobs in diesem ideologischen Grabenkampf auf der Strecke bleiben. Es ist Zeit, innezuhalten und sich zu fragen: Wollen wir in einem Land leben, in dem Angst die Geschäftsentscheidungen diktiert? DM hat „Nein“ gesagt. Es bleibt abzuwarten, wie teuer – oder wie wertvoll – dieses „Nein“ am Ende sein wird.

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