Die deutsche Medienlandschaft befindet sich im Epizentrum eines beispiellosen Erdbebens. Was lange als unterschwellige Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk schwelte, ist nun zu einem offenen Konflikt eskaliert, der das ZDF vor eine existenzielle Zerreißprobe stellt. Ein hypothetisches Gerichtsurteil, das dem Sender die ultimative Wahl stellen könnte – die prominenten Journalisten Dunja Hayali und Elmar Theveßen abzuziehen oder die Schließung des Senders zu riskieren – ist zwar noch nicht Realität, doch die Debatte darüber gewinnt an Brisanz und spiegelt eine tief sitzende Vertrauenskrise wider, die nicht länger ignoriert werden kann.
Um die volle Tragweite dieser Entwicklung zu erfassen, müssen wir tiefer graben, als es die täglichen Schlagzeilen erlauben. Es ist kein Zufall, dass sich die Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) in den letzten Jahren dramatisch verschärft hat. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines langen Prozesses, der sowohl historische als auch ideologische Wurzeln hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der ÖRR in Deutschland mit einem klaren und edlen Auftrag ins Leben gerufen: Er sollte die demokratische Meinungsbildung fördern, objektiv und ausgewogen berichten und als Bollwerk gegen staatliche oder kommerzielle Einflussnahme dienen. Er war als Anker in einer komplexen Medienlandschaft konzipiert.
Doch über die Jahrzehnte hinweg hat sich dieser hohe Anspruch, so die wachsende Kritik vieler Bürger, vielerorts verwässert. Die Nähe zur Politik, die Besetzung wichtiger Posten nach parteipolitischen Proporzdenken und eine schleichende Homogenisierung der Meinungsbilder haben dazu geführt, dass viele Bürger das Gefühl haben, der ÖRR sei nicht mehr der neutrale Informationskanal, den sie erwarten und für den sie mit ihren Zwangsgebühren bezahlen. Die Erinnerung an Zeiten, in denen der ÖRR ein breites Spektrum an Meinungen und Perspektiven abdeckte, scheint für viele eine verklärte Vergangenheit zu sein.
Aus ideologischer Sicht wird eine besorgniserregende Entwicklung konstatiert, die von vielen als “Linksdrall” wahrgenommen wird. Der NDR wird hier als Beispiel angeführt, von Hugo Müller-Vogg als “linke Speerspitze innerhalb der ARD” bezeichnet. Dort verstünden sich maßgebliche Mitarbeiter oft weniger als Journalisten, sondern vielmehr als politische Aktivisten, die im Sinne einer links-grünen Agenda agitierten. Anja Reschke vom Magazin Panorama und ihrem “Reschke Fernsehen” wird hier als prominentes Beispiel genannt. Wenn eine Journalistin wie Julia Ruhs, die eine kritische Haltung zur Migrationspolitik einnahm, öffentlich als “ein bisschen rechtsextrem” diffamiert und schließlich “gecancelt” wird, weil sie nicht dem “rot-grünen Mainstream” entsprach, dann ist das ein klares Indiz für eine ideologische Schlagseite. Dies wird nicht mehr als Journalismus, sondern als politische Agitation empfunden.
Diese Haltung, die Andersdenkende schnell in die Ecke des Extremismus drängt, ist Gift für eine offene und vielfältige Debatte. Es entsteht der Eindruck, dass der ÖRR mit dem Geld der Gebührenzahler aktiv an der Spaltung des Landes arbeitet, indem er nur eine bestimmte Meinung zulässt und fördert. Sinan Selen, der neue Verfassungsschutzpräsident, warnte zwar vor Desinformation und vor Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, indem er sagte, es gehe nicht um Meinungen, sondern um “systematisches Einbringen von Falschinformation zur Untergrabung des Vertrauens”. Doch genau dieses Vertrauen scheint durch die einseitige Berichterstattung und das Canceln von unbequemen Stimmen zu schwinden. Wenn der Verfassungsschutzchef mahnt, dass Meinungsvielfalt “Gift für Desinformation” sei und man sich aus verschiedenen Quellen informieren müsse, so stellt sich die Frage, ob dies nicht auch für den ÖRR selbst gilt. Ist der ÖRR nicht selbst Teil dieses “Ökosystems der Desinformation”, indem er nur bestimmte Perspektiven zulässt?
Die Frage, wie all dies ungestraft geschehen kann und warum keine interne Instanz einschreitet, führt zu einer ebenso einfachen wie erschreckenden Erkenntnis: Der Kontrollmechanismus, der genau das verhindern sollte, ist selbst Teil des Problems. Das sogenannte Fernsehrat, ein Gremium, das auf dem Papier die Vielfalt der Gesellschaft repräsentieren und die Intendanten überwachen soll, wird in der Realität als “Kartell der Etablierten” beschrieben. Vertreten sind dort angeblich Altparteien, Gewerkschaften, Kirchen und zahlreiche staatlich geförderte Verbände und NGOs. Es sei ein geschlossener Zirkel, eine Echokammer des Establishments, in der man sich gegenseitig auf die Schulter klopft und in der die größte Sorge nicht die Meinungsvielfalt, sondern der Machterhalt des eigenen Milieus ist. Die Opposition, Vertreter der Millionen Bürger, die mit der Regierungspolitik unzufrieden sind, oder kritische Stimmen, die nicht aus dem links-grünen Spektrum kommen, fehlen demnach systematisch. Der Bock wird zum Gärtner gemacht; das System kontrolliert sich selbst.
Diese Erkenntnis ist für viele die bitterste von allen: Eine interne Korrektur des ÖRR ist kaum zu erwarten, solange die Kontrollorgane von genau jenen Kräften dominiert werden, die von der jetzigen Meinungseinfalt profitieren. Jede Kritik von außen würde an dieser institutionellen “Brandmauer” abprallen. Deshalb wird der Druck der Gebührenzahler als entscheidend erachtet. Nur wenn dieses “Kartell des Schweigens und der Selbstbedienung” von außen aufgebrochen wird, gibt es eine Chance auf echte Veränderung.
Wo sind sie geblieben, die Zeiten, als der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch das intellektuelle Selbstbewusstsein besaß, echte Kontroversen auszuhalten? Man erinnert sich an das ZDF Magazin mit dem stramm antikommunistischen Gerhard Löwenthal, ein Mann, der für die gesamte politische Linke ein Feindbild war. Er war unbequem, provokant, das genaue Gegenteil des heutigen Kuschelkonsenses. Man hat ihn gehasst, man hat ihn bekämpft, aber man hat ihn senden lassen. Das ZDF war damals stark genug, eine solche Gegenstimme im eigenen Haus zu ertragen. Oder man denke an “Frontal”, das legendäre Streitgespräch zwischen Ulrich Kienzle und Bodo H. Hauser, dem “Saddam und dem Deoroller”. Sie versteckten Streit nicht, sie zelebrierten ihn. Sie zeigten dem Publikum, dass man fundamental unterschiedlicher Meinung sein kann und sich trotzdem mit Respekt und einer Prise Ironie begegnen kann. Das war gelebte Demokratie, der Beweis, dass Meinungsvielfalt nicht nur toleriert, sondern gefeiert wurde.
Heute? Ein Gerhard Löwenthal würde wohl keine Sendung bekommen. Ein Bodo H. Hauser würde es nicht einmal durchs Volontariat schaffen. Er würde von “250 Haltungsjournalisten” in einer Chatgruppe als “ein bisschen rechtsextrem” denunziert und vom Sender fallengelassen, bevor er überhaupt eine Kamera von Nahem gesehen hat. Dies wird als der eigentliche Abgrund betrachtet, vor dem wir stehen: Der Verlust des Mutes, die Angst vor der abweichenden Meinung, die jeden echten Diskurs im Keim erstickt.
Die Affäre um Dunja Hayali und Elmar Theveßen markiert einen neuen Tiefpunkt in der Glaubwürdigkeitskrise des ZDF. Beide gerieten wegen ihrer Einordnungen im Zusammenhang mit einem Todesfall in den USA massiv in die Kritik. Besonders Hayalis Kommentar, in dem sie sofort nach der Tat deutliche Wertungen abgab, löste Empörung aus. Noch bevor die Hintergründe geklärt waren, wurde ein Ton angeschlagen, der viele Zuschauer als voreilig und unsensibel empfanden. Statt Zurückhaltung und Empathie schien es um schnelle Schlagzeilen zu gehen. Dies wird als klarer Bruch mit journalistischen Standards wahrgenommen: Wo bleiben die Ausgewogenheit, wo bleibt der Respekt vor den Fakten?
Elmar Theveßen wiederum behauptete in der Sendung “Markus Lanz”, Kirk habe geäußert, Homosexuelle müssten gesteinigt werden. Erst auf Nachfrage von Lanz räumte Theveßen ein, dass Kirk sich hier auf die Bibel beziehe. Das ZDF selbst teilte später mit, dieser Zusammenhang hätte deutlicher gemacht werden müssen, und Theveßen bedauere, an der Stelle nicht ausführlicher gewesen zu sein. Doch dieser Fehler wird als symptomatisch erachtet: Eine wichtige Nuance, die das Gesagte in ein ganz anderes Licht rückt, wird weggelassen oder erst auf Nachfrage korrigiert. Ist das Manipulation oder Zufall, dass solche Ungenauigkeiten immer in eine bestimmte Richtung gehen? Für viele ist dies keine unabhängige und kritische Berichterstattung mehr, sondern eine Form der ideologischen Prägung, die mit dem ursprünglichen Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nichts mehr zu tun hat. Man könne Hayali und Theveßen nicht vor “Hass und Hetze” schützen und gleichzeitig die berechtigte Kritik an ihrer Arbeitsweise ignorieren. Sind diese Fehler wirklich nur Versehen oder Ausdruck einer bestimmten, im ZDF vorherrschenden Haltung? Wie soll man da noch Vertrauen in einen Sender haben, der seine eigenen Journalisten gegen offensichtliche Fehltritte in Schutz nimmt, anstatt eine ehrliche Aufarbeitung zu fordern?
Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das dem ZDF nun zur Auflage macht, die Vorwürfe gegen seine Journalisten transparent und umfassend aufzuarbeiten oder aber drastische Konsequenzen bis hin zu einer möglichen Schließung des Senders zu riskieren, wäre ein beispielloser Einschnitt in die deutsche Medienlandschaft. Zwar liegt noch kein solches Urteil vor, aber die Drohkulisse ist real und die Diskussion darüber, ob der ÖRR seine Lizenz noch verdient, wird immer lauter. Die Haltung des ZDF-Fernsehrats und von Intendant Norbert Himmler, die ihre Journalisten uneingeschränkt in Schutz nehmen, wird in dieser Situation nicht nur als kurzsichtig, sondern auch als “Öl ins Feuer gießen” kritisiert. Himmler erklärte, was den Sender in den vergangenen Tagen erreicht habe, sei “in weiten Teilen keine Kritik mehr und entbehre jeglicher Verhältnismäßigkeit”. Der Fernsehrat verabschiedete einstimmig eine Erklärung, in der “überzogene Kritik und verbale Angriffe” gegen Hayali und Theveßen zurückgewiesen werden. “Pressefreiheit ist für die Demokratie ein unverhandelbares Gut”, heißt es darin. Absolut. Aber Pressefreiheit bedeutet auch Verantwortung: sauber und wahrheitsgemäß zu recherchieren und nicht mit ideologischen Scheuklappen zu berichten.
Wenn ein Journalist wie Theveßen dem stellvertretenden Stabschef von US-Präsident Donald Trump, Steven Miller, eine “ideologische Nähe zum Dritten Reich” bescheinigt und damit auf den NS-Denker Carl Schmitt anspielt, dann wird dies als eine ungeheuerliche Anschuldigung bewertet. Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, ein Vertrauter des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, forderte daraufhin, Theveßen das Journalistenvisum für die USA zu entziehen. Grenell nannte Theveßen “linksradikal” und behauptete, er rufe “immer wieder zu Gewalt gegen Menschen auf, mit denen er politisch nicht übereinstimme”. Das ZDF verteidigte Theveßen mit dem Hinweis auf die Pressefreiheit. Doch diese Verteidigung geht am Kern des Problems vorbei. Es geht nicht darum, ob Theveßen seine Meinung äußern darf, sondern wie er journalistisch arbeitet und ob er dabei die Wahrheit verzerrt oder unzureichend darstellt.
Die Pläne der US-Regierung, die Gültigkeit von Journalistenvisa auf 240 Tage zu beschränken, sind in diesem Kontext ebenfalls beunruhigend und werden vom ZDF als “Untergrabung der Pressefreiheit” kritisiert. Hier schalten sich sogar die Bundesregierung und Kanzler Friedrich Merz ein, um in Washington zu protestieren. Doch es wird als ironisch empfunden, dass das ZDF, das sich so vehement für die Pressefreiheit im Ausland einsetzt, im eigenen Land den Vorwurf der Einseitigkeit und der mangelnden Aufarbeitung konfrontiert wird. Ist das nicht Heuchelei?
Das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk schwindet. Wenn ein Großteil der Bevölkerung das Gefühl hat, dass die Berichterstattung nicht ausgewogen ist, sondern eine bestimmte politische Agenda verfolgt, dann ist das eine Katastrophe für die Demokratie. Die Forderungen nach einem Visumsentzug für Journalisten sind zwar eine drastische Maßnahme, aber sie zeigen die Verzweiflung und die Frustration über eine vermeintlich “linksradikale Berichterstattung”, die sogar Regierungsvertreter des wichtigsten Verbündeten Deutschlands in den USA auf den Plan ruft. Wenn selbst der Deutsche Journalistenverband Theveßen verteidigt und staatliche Zwangsmaßnahmen ablehnt, so ist das in Ordnung. Aber der DJV sollte sich auch fragen, ob die Presse- und Meinungsfreiheit auch die Verantwortung für sauberen Journalismus umfasst. Hat er das ausreichend getan? Viele glauben nicht.
Die Wut der Bürger ist verständlich. Viele haben das Gefühl, dass sie mit ihren Zwangsgebühren, dem sogenannten Rundfunkbeitrag, eine “Agitprop-Maschinerie” finanzieren müssen, die sie bevormundet und in eine bestimmte politische Richtung drängen will. Da kommt schnell der Gedanke auf, den Rundfunkbeitrag einfach nicht mehr zu zahlen. Doch Vorsicht: Der Rundfunkbeitrag ist eine demokratisch beschlossene Zwangsabgabe. Wer ihn nicht zahlt, riskiert Mahnverfahren, Zwangsvollstreckung und im schlimmsten Fall sogar Gefängnis, wie zahlreiche Urteile belegen. Dies wird als absurd empfunden: Für ein Programm, das man ablehnt, muss man bezahlen und darf im Zweifelsfall sogar ins Gefängnis.
Hugo Müller-Vogg zeigt jedoch auf, dass es dennoch Wege des Protests gibt, die den öffentlich-rechtlichen Anstalten Ärger bereiten können, ohne direkt mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Eine Option wäre, den Rundfunkbeitrag nicht mehr per Lastschrift einziehen zu lassen. Stattdessen könnte man die Überweisung von 18,36 Euro pro Monat, die vierteljährlich zu entrichten ist, einfach mal später bezahlen. Millionen Bürger, die ihren Rundfunkbeitrag verspätet zahlen, würden den ÖRR zwar nicht an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen, aber es würde dem Beitragsservice das Leben massiv erschweren. Die Hierarchen an der Spitze der Sender bekämen zu spüren, dass sehr viele es nicht klaglos hinnehmen wollen, dass “sich Journalisten nennende politische Aktivisten das Volk auf Linie zu bringen versuchen”. Das wäre ein klares Signal.
Eine weitere denkbare Protestform wären Boykottage: Alle, denen das ÖRR-Programm politisch zu einseitig ist, schalten an einem bestimmten Tag das Fernsehgerät nicht ein. Das würde die Einschaltquoten abstürzen lassen und eine deutliche Botschaft senden. Denn trotz aller Selbstgefälligkeit der Sender ist die Einschaltquote immer noch ein Indikator für Relevanz. Könnte das eine wirksame Form des Protests sein, wenn genügend Menschen mitmachen?
Das Problem ist jedoch, dass in den meisten Sendern die wichtigen Positionen politisch so einseitig besetzt sind, dass eine “politisch korrekte Personalpolitik” auf Jahre gesichert ist. Die Kritik der Bürger wird oft ignoriert oder als unbegründet abgetan. Die Intendanten, die wie Regierungschefs bezahlt werden, lesen solche Briefe oft gar nicht erst oder lassen sie mit KI-generierten Standardantworten abfertigen, die beteuern, dass Ausgewogenheit höchste Priorität habe. Doch dieses Ignorieren der Bürger ist brandgefährlich für die Demokratie. Es schafft eine Kluft zwischen den Eliten und der Bevölkerung, die sich immer weiter vertieft. Die Forderung: “Kollegen sind Hass und Hetze ausgesetzt”, wie sie von ZDF-Intendant Himmler geäußert wurde, ist zwar menschlich nachvollziehbar, darf aber nicht als Totschlagargument dienen, um jede Form von Kritik abzuwehren. Es ist doch gerade die Aufgabe der Sender, sich selbstkritisch mit den eigenen Inhalten auseinanderzusetzen. Doch die Realität sieht oft anders aus: Verstöße gegen publizistische Standards müssen meist eingeklagt werden, um überhaupt anerkannt zu werden. Das wird als ein Zeichen dafür interpretiert, dass die interne Fehlerkultur nicht funktioniert.
Die Entwicklung beim ZDF und im gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk darf nicht einfach hingenommen werden. Es geht um die Glaubwürdigkeit unserer Medien, um die Qualität unserer demokratischen Debatte und letztlich um die Zukunft unserer Gesellschaft. Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, auf seine Weise Protest zu äußern und Druck auszuüben. Denn eines ist klar: Einfach hinnehmen ist keine Option mehr.
Die aktuelle Debatte um das ZDF, die Journalisten Dunja Hayali und Elmar Theveßen und die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist ein Spiegelbild einer tiefgreifenden Vertrauenskrise. Sie zeigt, dass die Diskrepanz zwischen dem Anspruch auf unabhängige, ausgewogene Berichterstattung und der wahrgenommenen Realität immer größer wird. Wenn sogar die Gefahr eines gerichtlichen Eingreifens im Raum steht, dann ist das ein Alarmsignal, das nicht ignoriert werden darf. Die Forderung nach einer umfassenden Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist längst überfällig. Es geht nicht darum, den ÖRR abzuschaffen, sondern ihn zu retten, ihn wieder zu dem zu machen, was er einst sein sollte: Ein Leuchtturm der Informationen und der vielfältigen Meinungen, ein Forum für alle Bürger, unabhängig von ihrer politischen Haltung. Dies erfordert eine kritische Selbstreflexion, eine ehrliche Aufarbeitung von Fehlern und eine Abkehr von jedweder ideologischen Schlagseite.
Zwei zentrale Punkte sind dabei von entscheidender Bedeutung: Erstens muss die Besetzung von Schlüsselpositionen im ÖRR endlich nach journalistischer Kompetenz und nicht nach parteipolitischem Proporz erfolgen. Zweitens muss eine echte Fehlerkultur etabliert werden, die es ermöglicht, berechtigte Kritik ernst zu nehmen und Missstände proaktiv zu beheben, anstatt sie abzuwehren. Wenn Verstöße gegen journalistische Standards nur noch durch Klagen ans Licht kommen, dann ist das ein Armutszeugnis. Sollte das ZDF, sollte der gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht in der Lage oder nicht willens sein, diesen notwendigen Wandel einzuleiten, dann stehen wir vor einer fundamentalen Frage der Legitimität. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der von der Mehrheit der Bevölkerung als voreingenommen und undemokratisch empfunden wird, hat seine Daseinsberechtigung verloren. Die Alternative wäre nicht, ihn einfach weiter zu finanzieren, sondern drastische Konsequenzen zu ziehen bis hin zu einer Neubestimmung seiner Rolle oder gar seiner Struktur. Die Bürger haben ein Recht darauf, für ihr Geld einen Rundfunk zu bekommen, der sie informiert, nicht indoktriniert. Einen Rundfunk, der Brücken baut, statt Gräben zu vertiefen.
Die Affäre um Hayali und Theveßen ist ein Wendepunkt. Das ZDF muss jetzt liefern. Entweder es stellt sich den Forderungen nach mehr Neutralität, Ausgewogenheit und einer echten Fehlerkultur, oder es riskiert sein Vertrauen und damit seine Existenzgrundlage endgültig zu verlieren. Es bleibt zu hoffen, dass die mündigen Bürgerinnen und Bürger es nicht zulassen werden, dass unsere Demokratie durch einseitige Berichterstattung geschwächt wird, denn am Ende geht es um nichts Geringeres als die Pressefreiheit in ihrer ursprünglichsten und wichtigsten Form – als Garant unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung.