DAS GEHEIMNIS DER TROCKENEN BADEWANNE: WIE GIER, EIN DOPPELLEBEN UND EINE SCHLECHTE SCHAUSPIELKUNST DEN MILLIONÄR DAVID TRONNES FÜR IMMER ZU FALL BRACHTEN
Das trockene Verbrechen: Wie das Doppel- und Geheimleben eines Millionärs zum Mord an seiner Ehefrau Chant Tronnes führte und ihn die lebenslange Haft kostete
Der Schock am 24. April 2018 in Orlando, Florida, hätte ein Moment der tiefsten menschlichen Verzweiflung sein sollen. David Tronnes, ein wohlhabender Mann, dessen Leben von einem Millionen-Erbe seiner Großeltern finanziert wurde, rief den Notruf. Er behauptete, seine Frau, die 39-jährige Shant Tronnes, Mutter und erfolgreiche Unternehmerin, leblos in der Badewanne gefunden zu haben. Was folgte, war ein Verhör, das die kalte Berechnung eines Mörders und die unglaubliche Arroganz eines Mannes enthüllte, der glaubte, seine Geheimnisse und seine schreckliche Tat ließen sich durch eine miserable Schauspieleinlage vertuschen.
Als die Rettungskräfte und die Polizei nur fünf Minuten nach dem Notruf in dem luxuriösen Haus eintrafen, sahen sie sofort die erste und wohl größte Unstimmigkeit. David Tronnes hatte den Beamten erklärt, er habe seine ertrinkende Frau verzweifelt aus dem Wasser gezogen und noch versucht, Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen, bevor er den Notruf wählte. Doch das Badezimmer, die Badewanne und der Körper der Frau – alles war völlig trocken, sogar ihre Haare. Wie konnte ein Bad, aus dem Minuten zuvor ein Mensch in panischer Eile gezogen wurde, bereits komplett trocken sein? Es war ein “trockenes Verbrechen”, das die Notlüge des angeblich trauernden Ehemanns auf fast absurde Weise entlarvte. Die Spurensicherung wusste sofort: Hier stimmte etwas ganz und gar nicht. Chant Tronnes war nicht ertrunken. Sie war ermordet worden.
Das Geflecht aus Geld, Geheimnissen und einem endlosen Albtraum der Renovierung
Die Geschichte von David und Shant Tronnes ist eine moderne Tragödie, die im digitalen Zeitalter begann. Sie lernten sich 2013 über die Dating-Plattform Match.com kennen und heirateten 2017. David, geboren 1968, war äußerlich ein erfolgreicher, intelligenter Geschäftsmann, der sich aber durch sein stattliches Erbe einfach das Arbeiten sparte. Shant, elf Jahre jünger, war das genaue Gegenteil: eine fleißige, hingebungsvolle Mutter, die ein florierendes Software-Unternehmen von zu Hause aus leitete.
Der zentrale Konflikt in ihrer Ehe manifestierte sich in Form eines 600.000-Dollar-Hauses in einem gehobenen Viertel von Orlando, das David vor der Hochzeit in bar bezahlte und nur auf seinen Namen und den seiner Mutter eintragen ließ. Dieses Haus sollte Davids Lebensprojekt werden, eine endlose Renovierung, die sich über Jahre hinzog und das Paar dazu zwang, in den wenigen noch bewohnbaren, chaotischen Räumen getrennt zu schlafen. David nächtigte in der Garage auf einem Sofa, umgeben von Bauschutt, während Shant mit ihrem Sohn Jackson in einem winzigen Zimmer über der Garage wohnte, das gleichzeitig als Schlafzimmer, Büro und Wohnraum diente.
Das Brisante: Obwohl David der Millionär war, zahlte Shant die gesamte, jahrelange Renovierung – fast 200.000 US-Dollar aus eigener Tasche. Sie forderte von ihrem Mann immer wieder, ihren Namen in die Eigentumsurkunde aufzunehmen, was dieser jedoch immer wieder aufschob und verhinderte. David war bekannt für seine extreme Knausrigkeit, wie die Episode aus ihrer Zeit in einer Mietwohnung zeigte, in der er sich weigerte, mehr als ein Drittel der Miete zu zahlen, da ihr Sohn Jackson ebenfalls dort wohnte. Das Geld war also ein ständiges, tief sitzendes Problem.
Hinzu kam die Hoffnung auf eine kostenlose Lösung durch das Fernsehen. David hatte die Produktion der Reality-Show Zombie House Flipping kontaktiert, die sich bereit erklärte, die Kosten für die Fertigstellung der desolaten Baustelle zu übernehmen. Die Dreharbeiten sollten im Mai 2018 beginnen. Für Shant hätte das bedeutet, dass die letzte Chance, ihren Namen auf das Eigentum zu bekommen, möglicherweise zunichtegemacht worden wäre. Die Lösung stand bevor, aber nicht zu ihren Bedingungen.
Das Verhör: Der miserable Schauspieler ohne Tränen
Die Stunden nach der “Entdeckung” von Shant Tronnes waren die Stunde der Wahrheit für David Tronnes. Im Polizeipräsidium konfrontierten ihn die Detektive mit den Ungereimtheiten. Sie sahen, dass er sich Stunden lang in falscher Trauer versuchte, dabei jedoch keine einzige Träne vergoss. Das Bild des Paares, das die Ermittler auf den Verhörstisch legten, rührte ihn nicht im Geringsten an.
„Sie sind seit fast sieben oder acht Stunden hier, weinen manchmal, aber keine Träne ist aus Ihrem Gesicht gefallen“, sagte eine der Detektivinnen unverblümt. „Ihre schauspielerischen Fähigkeiten sind miserabel. Die Beamten am Tatort glauben Ihnen nicht. Wir glauben Ihnen nicht. Sie sind am Ende, David, Punkt.“ Die Detektive machten ihm unmissverständlich klar, dass seine Frau nicht verunglückt war. Die Blutergüsse im Gesicht, das verletzte Auge und ein Blutfleck auf der Wange passten nicht zu einem simplen Sturz in der Badewanne.
Die Autopsie bestätigte wenig später die schlimmsten Befürchtungen der Polizei: Shant Tronnes starb nicht durch Ertrinken. Die Todesursache war Strangulation. Schockierender noch: Sie war bereits seit über zwölf Stunden tot, als David den Notruf wählte – getötet in der Nacht, vermutlich gegen Mitternacht. Seine Geschichte, sie um 15 Uhr gefunden zu haben, war eine dreiste Lüge, um sich ein Alibi und Zeit zu verschaffen.
Das Doppelleben des Millionärs
Während die finanzielle Motivation (David war alleiniger Begünstigter einer Lebensversicherung von Shant in Höhe von 350.000 US-Dollar und hatte Geld vom gemeinsamen Konto abgezogen) bereits stark genug war, enthüllten die Ermittlungen ein viel dunkleres, schmutzigeres Geheimnis, das die Tat emotional begründen sollte.
Als die Polizei Davids Kreditkartenabrechnungen durchforstete, stießen sie auf eine halbjährliche Abonnementzahlung an einen Ort namens “Club Orlando” – eine bekannte, örtliche Schwulensauna. David hatte dieses Abonnement seit über zwei Jahren diskret bezahlt. Die Beamten suchten den Club auf, und ein Mitarbeiter erkannte David sofort. Er beschrieb, dass David regelmäßig dort war und an sexuellen Handlungen, insbesondere oralen, mit anderen männlichen Kunden teilnahm.
David Tronnes, der verheiratete Ehemann einer erfolgreichen Frau, führte ein heimliches bisexuelles Doppelleben. Die Ermittler spekulierten schnell, dass Shant dieses Geheimnis entdeckt und ihn damit konfrontiert hatte. Diese Theorie fand Unterstützung durch die Aussage eines ehemaligen Zellengenossen Davids, Edward Gismond, der sich später an die Staatsanwaltschaft wandte. Gismond sagte aus, David habe ihm anvertraut, dass Shant kurz vor ihrem Tod Textnachrichten auf seinem Telefon gefunden hatte, die darauf hindeuteten, dass er intime Beziehungen mit anderen Männern pflegte. Sie hatte ihm gedroht, das Ganze öffentlich zu machen – ein Ultimatum, das David Tronnes’ wohlgehütete Fassade zu zerstören drohte.
Verschwundene Beweise und der Verdacht auf eine Serie von Vergiftungen
David Tronnes versuchte nach dem Mord, die Tat in das Bild eines Raubüberfalls zu pressen. Er behauptete, es seien 5.000 US-Dollar in bar und Shants 15.000 Dollar teurer Diamant-Verlobungsring verschwunden. Die Polizei schenkte dem keinen Glauben, da es keine Einbruchsspuren gab und viele andere Wertgegenstände im Haus unberührt blieben. Die dreiste Lüge flog ihm endgültig um die Ohren, als er vier Monate später, am 29. August 2018, wegen Mordes ersten Grades verhaftet wurde. Der angeblich gestohlene Verlobungsring wurde bei der Festnahme versteckt in seinem Gepäckstück gefunden.
Während der Ermittlungen kam eine weitere, beunruhigende Information ans Licht, die auf eine noch längere, dunklere Geschichte hindeutete. Die Ermittler sprachen mit Davids erster Ehefrau. Obwohl sie keine Beziehungsprobleme bestätigte, äußerten Freunde des Ex-Paares den Verdacht, David könnte versucht haben, sie zu vergiften, da sie kurz nach ihrer Heirat eine Reihe von schweren Gesundheitsproblemen entwickelte.
Dieser Verdacht verband sich auf schockierende Weise mit Shants Leiden. Acht Wochen vor ihrem Tod musste sie sich wegen einer Blinddarmentzündung einer Operation unterziehen. Symptome einer Blinddarmentzündung und einer schleichenden Vergiftung können sich ähneln. Der Zellengenosse Gismond bestätigte diesen makabren Verdacht zusätzlich, indem er berichtete, David habe in der Zelle detailliert über ein Gift gesprochen, das aus einem südamerikanischen Frosch gewonnen wird und das er wisse, wie man es heimlich in das Essen mischt, um jemanden lautlos zu töten. Die Staatsanwaltschaft vermutete daher, dass David bereits einen langfristigen Plan verfolgte, Shant zu vergiften, das Auffliegen seines Doppellebens diesen Plan jedoch brutal und spontan beschleunigte.
Die Verteidigung versuchte, das Gericht durch die Einführung eines elf Monate lang versteckten grünen Kabels zu verwirren, das angeblich als Selbstmordwerkzeug gedacht war, jedoch ohne DNA-Spuren war. Ein Versuch, David als labil darzustellen oder ein neues Mordwerkzeug zu suggerieren, der von der Staatsanwaltschaft als bewusste, verzögernde Verschleierung von Beweisen gewertet wurde. Auch die fadenscheinige Behauptung der Verteidigung, David sei schizophren, wurde mangels jeglicher medizinischer Gutachten ignoriert.
Das Urteil: Lebenslange Haft ohne Freiheit
Der Prozess gegen David Tronnes begann schließlich am 12. Oktober 2023, nachdem er pandemiebedingt mehrfach verschoben worden war. Die Staatsanwaltschaft präsentierte ihre Theorie: David hatte lange geplant, seine Frau loszuwerden, um an die Lebensversicherung und das Haus zu kommen, für das sie bezahlte, dessen Eigentümer sie aber nicht war. Die Entdeckung seines geheimen Doppellebens durch Shant eskalierte die Situation, was in einem Wutanfall und dem brutalen Strangulieren seiner Frau gipfelte. Sie wurde in der Nacht getötet, während sie gerade ihre Ohrringe ablegte, um ins Bett zu gehen.
Nach einem sechstägigen Prozess zogen sich die Geschworenen nur fünf Stunden lang zur Beratung zurück. Das Urteil war eindeutig: David Tronnes, im Alter von 55 Jahren, wurde des Mordes ersten Grades für schuldig befunden und zu einer lebenslangen Haftstrafe ohne die Möglichkeit auf Bewährung verurteilt.
Trotz der erdrückenden Beweislage, der trockenen Badewanne, des in seinem Gepäck versteckten Rings und des enthüllten Doppellebens, beharrte David Tronnes auf seiner Unschuld. Er wird den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen und das Geheimnis des genauen Tathergangs mit sich nehmen, während er weiterhin leugnet, die einzige Person zu sein, die für dieses kalkulierte und eiskalte Verbrechen verantwortlich war. Die Geschichte von Chant Tronnes bleibt eine erschütternde Erinnerung daran, wie Gier und das Festhalten an einer Lüge ein Leben auslöschen und die Fassade eines scheinbar erfolgreichen Lebens zum Einsturz bringen können.
