Der Tabubruch: Als der Gast den Spieß umdrehte und die Burka-Debatte mit der Rassentrennung gleichsetzte.

Die entfesselte Wut der Ausgegrenzten: Wie eine Muslimin die deutsche Burka-Debatte in einen Spiegel der Rassentrennung verwandelte
Die Auseinandersetzung um die Vollverschleierung in Deutschland, sei es Niqab oder Burka, ist selten nur ein Streit um ein Stück Stoff. Sie ist ein hochgeladener Kulturkampf um die Werte, die Kommunikationsnormen und letztlich die Identität der westlichen Gesellschaft. Doch in einem jüngsten Fernsehduell wurde dieser Kampf von einer Muslimin, Frau Hübsch, mit einer erschreckenden Schärfe und historischen Tragweite geführt, die das Fundament der vermeintlich liberalen Argumentation ins Wanken brachte. Sie entzog der Debatte ihre bequeme kulturelle Färbung und konfrontierte die Gesellschaft mit dem hässlichen Vorwurf der Segregation.
Die Debatte begann, wie so oft, mit der Verteidigung des „abendländischen Zivilisationsprinzips“. Die Gegenseite forderte vehement das Gesicht-Zeigen, das als Grundpfeiler der Kommunikation auf Augenhöhe und der notwendigen Integration betrachtet wird. Das Argument des Abendländers ist tief philosophisch und emotional: Die westliche Kultur basiert auf dem „Du“, auf dem Dialog der Gesichter, wie es der Philosoph Emmanuel Levinas in Anlehnung an die Lehren nach dem Holocaust formulierte. Wer sein Gesicht komplett verhüllt, verweigert diesen elementaren Austausch, baut eine „Mauer“ auf und schließt sich aus der kommunikativen Gesellschaft aus. Die Vollverschleierung wird hier als „soziales Totenhemd“ verstanden, als Zeichen einer Entmenschlichung und eines politisch-fundamentalistischen, intoleranten Frauenbildes. Die Emotionen der Gegenseite kulminieren in offen geäußerter Angst und Unbehagen – der Angst davor, das Gegenüber nicht lesen zu können, vor einem Wesen, das sich sozial unerreichbar macht.
Der Schlag ins Gesicht der Liberalität
Gerade als sich die Debatte in diesen vertrauten Bahnen der kulturellen Verteidigung zu verfestigen drohte, vollzog Frau Hübsch die radikale Kehrtwende. Sie nahm die vermeintlichen Anliegen der Gegenseite auseinander und legte den Finger in die Wunde der deutschen Toleranz.
Der Wendepunkt war ihre Reaktion auf eine schockierende, aber reale Begebenheit aus dem Jahr 2016. Sie berichtete von einem Optiker in Garmisch, der für Niqab-Trägerinnen einen separaten Raum eingerichtet hatte, um ihnen das Anprobieren von Sonnenbrillen ohne fremde Blicke zu ermöglichen. Dieses Vorgehen, das von manchen als ein Akt des Entgegenkommens interpretiert worden wäre, bewertete Frau Hübsch mit einer historisch aufgeladenen Schärfe, die das Studio zum Schweigen brachte:
„Das ist wie ein Klo für schwarze und ein Klo für Weiße.“
Diese Analogie war kein Zufall, sondern ein kalkulierter Tabubruch. Sie transferierte das Problem der muslimischen Kleidung aus der Nische der „kulturellen Eigenheit“ direkt in den Kontext des historischen und rassistischen Unrechts. Die Botschaft war unmissverständlich: Die Einrichtung separater Räume – mag sie noch so gut gemeint sein – ist keine Toleranz, sondern eine Form der Segregation, die eine „zweite Klasse“ von Bürgern schafft.
Frau Hübsch sah darin eine gefährliche Präzedenz, die zu weiteren Formen der gesellschaftlichen Trennung führen würde: „Ein Restaurant mit einem Raum für Frauen, ein Raum für verschleierte, ein Raum für Unverschleierte“. Sie prangerte die Entstehung einer „Islamklasse“ an, die sich in einer Gesellschaft wiederfindet, in der sie permanent auf die Außenbahn gedrängt wird. Indem sie die Analogie zur Rassentrennung zog, entlarvte sie die scheinbar liberalen Argumente gegen die Burka als Ausdruck einer intoleranten Forderung nach Konformität, die bereit ist, für die Beruhigung des eigenen Unbehagens grundlegende Prinzipien der Gleichheit und der Freiheit zu opfern.
Die Glaubwürdigkeitskrise des Westens

Ihre Kritik beschränkte sich nicht auf Deutschland. Frau Hübsch erweiterte die Debatte auf die internationale Bühne und stellte die gesamte Glaubwürdigkeit des Westens infrage. Sie argumentierte, dass die Fixierung auf das Burka-Verbot im Ausland mit „Doppelmoral“ wahrgenommen werde.
Die Liste der westlichen Verfehlungen, die sie nannte, reichte von der Unterstützung autoritärer Machthaber in der muslimischen Welt, solange sie pro-westlich agieren, bis hin zu den eigenen Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo und Abu Ghraib. Der Vorwurf war vernichtend: Wie kann der Westen glaubhaft die Frauen in muslimischen Ländern befreien wollen, wenn er selbst in Fragen der Menschenrechte nicht integer handelt und völkerrechtswidrig interveniert?
Diese globale Perspektive entzog den Burka-Gegnern die moralische Hoheit, mit der sie argumentierten. Frau Hübsch machte deutlich, dass die ständigen Forderungen nach Verboten gegen Muslime – die endlose Liste von Beschneidungsverbot, Moscheeverbot, Minarettverbot, Burkaverbot und Kopftuchverbot – im Ausland als eine Form des Kulturkriegs und der religiösen Intoleranz interpretiert werde. Diese ständigen Angriffe befeuerten nur die extremistischen Ränder und schwächten die gemäßigten Muslime, die sich um Integration bemühen.
Die Macht des Unbehagens vs. das Recht auf Selbstbestimmung
Der eigentliche Kern ihrer Verteidigung lag in der Prioritätensetzung: Selbstbestimmung vor subjektivem Unbehagen. Frau Hübsch gab offen zu, dass auch sie persönlich ein gewisses Unbehagen beim Anblick einer Burka verspüre. Doch sie zog eine klare rote Linie: „Daraus leite ich noch kein Recht ab, etwas zu verbieten, was das Selbstbestimmungsrecht angeht.“
Sie stellte die Dringlichkeit der Angst infrage. Ihr „noch größeres Unbehagen“ werde durch fremdenfeindliche Diskussionen und Demonstrationen hervorgerufen. Die tatsächliche Bedrohung für die offene Gesellschaft gehe demnach nicht von der verschleierten Frau aus, die sich zurückzieht, sondern von der offen gezeigten Feindseligkeit ihr und ihrer Glaubensgemeinschaft gegenüber.
Die Debatte verharrte in einer Sackgasse. Die Gegenseite argumentierte, dass die Vollverschleierung bereits eine Einschränkung der Freiheit sei – die Freiheit der Frau durch ihren Mann oder ihre Religion. Frau Hübsch konterte implizit: Ist das staatliche Diktat, sich zu ent-hüllen, nicht eine ebenso gravierende Einschränkung der Freiheit der Frau, die sich entscheidet, diesen Weg zu gehen?
Der Konflikt, der in diesem Studio entfesselt wurde, war somit ein Lackmustest für die Toleranz im Abendland. Es ging nicht nur darum, das Niqab als Zeichen des politischen Fundamentalismus abzulehnen, sondern darum, ob die westliche Zivilisation bereit ist, die Freiheit zu akzeptieren, die sich den ästhetischen, kommunikativen und kulturellen Normen entzieht. Frau Hübsch stellte die provokante Frage: Ist unsere Gesellschaft wirklich so offen und liberal, wie sie von sich behauptet, oder sind wir, angetrieben von einer tief sitzenden Angst vor dem Unbekannten, dabei, selbst Mauern zu errichten, die unsere Gesellschaft spalten – Mauern, die sich nicht im Stoff der Burka, sondern in der Intoleranz der Mehrheit manifestieren?
Der Moment, in dem die Muslimin die Debatte mit der Rassentrennung gleichsetzte, wird in Erinnerung bleiben. Es war eine kategorische Ablehnung des Versuchs, die muslimische Minderheit in Deutschland zu segregieren. Die Konsequenz dieser Debatte ist klar: Die Diskussion kann nicht mehr nur über „Gefühl“ und „Unbehagen“ geführt werden, sondern muss sich der harten Kritik an der eigenen Doppelmoral und dem Rassismus-Vorwurf stellen.