Der Tag, an dem die Brandmauer fiel: Friedrich Merz’ bitterer 70. Geburtstag und der historische Einbruch der CDU

Der Tag, an dem die Brandmauer fiel: Friedrich Merz’ bitterer 70. Geburtstag und der historische Einbruch der CDU
Berlin – Was für gewöhnliche Politiker ein festlicher Anlass zum Feiern und zur Würdigung des Lebenswerks ist, geriet für Friedrich Merz zu einem politischen Albtraum. Sein 70. Geburtstag wurde nicht mit Sekt und Lobreden begangen, sondern mit einem vernichtenden Echo aus kalten Zahlen, beißender Ironie und einem historischen Tiefstwert in den Umfragen. Die Krise der CDU, ohnehin schon tief, spitzte sich an diesem Tag dramatisch zu. Die Partei stürzt nicht einfach ab; sie implodiert vor den Augen der Nation und steht an einem Wendepunkt, dessen Konsequenzen die deutsche Politiklandschaft auf Jahrzehnte neu definieren könnten.
Die aktuellen Ergebnisse des RTL/ntv Trendbarometers schlagen Alarm und offenbaren eine Katastrophe von historischem Ausmaß. Die Regierungskoalition, ohnehin von internen Querelen geschwächt, verfügt längst über keine Mehrheit mehr im Land. Doch der Super-GAU trifft die Union selbst, und ihr Frontmann Friedrich Merz steht im Auge des Sturms. Seine Beliebtheit sackt auf miserable 16 Prozent ab, und unglaubliche 72 Prozent der Bürger sind stocksauer auf ihn. Nur noch 16 Prozent der Befragten wünschen sich ihn überhaupt als Kanzlerkandidaten. Die Macht bricht symbolisch, fast theatralisch, vor unseren Augen zusammen.
Der Verlust der Problemlösungskompetenz
Besonders schmerzhaft ist der Verlust in der Disziplin, die traditionell die unangefochtene Domäne der CDU war: der Problemlösungskompetenz. Werteunion und Stabilität – dafür stand die Christlich Demokratische Union. Heute liegt dieser Wert für die Union bei demselben desaströsen Tiefstwert von 16 Prozent. Dieser Wert ist mehr als eine Zahl; er ist die Chiffre für einen existentiellen Vertrauensverlust. Die Wähler sehen in der Union nicht mehr die Kraft, die das Land ordnet und die drängendsten Aufgaben von Wirtschaft bis Infrastruktur löst. Der Journalist Hans Ulrich Jörges pointierte es treffend: Merz, der erste Kanzler im Amt, der 70 wird, hat kaum positive Ergebnisse vorzuweisen. Unter seiner Führung habe sich weder Wirtschaft, Bildung, Bahn noch Infrastruktur verbessert. Merz, so Jörges’ vernichtendes Urteil, hinterlasse inhaltlich nichts als Leere – „keine Ideen, keine Impulse, keine Orientierung“.
Alice Weidels tödliche Gratulation
Inmitten dieser politischen Tristesse nutzte die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel den Moment für einen Akt beißender, politischer Satire. Auf einer spärlich besuchten Bundespressekonferenz – man munkelt, es sei die Grippewelle oder die Folgen von Impfungen – richtete sie im Namen ihrer Fraktion ihre doppeldeutige, scharfe und tödliche Gratulation an Friedrich Merz zum Geburtstag. Weidel schlug zu, indem sie die Regierung als Fortsetzung von Merkels Pfad ohne Vision und Plan brandmarkte, die Deutschland auf ein wirtschaftliches Desaster zusteuere.
Diese verbale Attacke wurde durch Bernt Baumann, den Fraktionsgeschäftsführer der AfD, in konkrete Wahlkampfmunition umgemünzt. Er betonte, die Wähler seien nicht dumm. Sie bemerkten genau, dass der Union und Kanzler Merz niemand mehr vertraue. „Dieses Vertrauen ist weg, unwiederbringlich“. Während die Union zerfällt, steigt die AfD in den Umfragen und liegt in vielen ostdeutschen Bundesländern bei fast 40 Prozent, teils stärker als die CDU. Baumanns Botschaft ist klar und brutal: „So funktioniert Demokratie, meine Damen und Herren: Wer versagt, wird abgewählt“.
Das Schwarz-Rote Chaos: Eine Koalition in Auflösung
Das Desaster der Union ist untrennbar verbunden mit dem Zustand der gesamten Bundesregierung, die Alice Weidel zynisch als „eine Selbsthilfegruppe mit Psychologen“ verspottet. Tatsächlich reißt der innerparteiliche Widerstand gegen zentrale Koalitionsabsprachen die Regierung in die Tiefe. Die Sozialdemokraten stehen vor ihrer eigenen Zerreißprobe. Wichtige Reformvorhaben der Koalition werden durch offenen Widerstand aus der eigenen Basis torpediert.
Bürgergeld-Revolte: Aktivisten der SPD-Basis überreichten dem Parteivorstand 4.000 Unterschriften für ein Mitgliederbegehren gegen die Bürgergeldreform. Parteichef Klingbeil hält zwar dagegen und betont, er wolle den Sozialstaat nicht kaputt schlagen, sondern nur die Debatte führen, ehe es andere tun. Doch die Union besteht auf ihren Kernwahlversprechen einer Verschärfung, während selbst SPD-Arbeitsministerin Berbas daran zweifelt, dass sich dadurch viel Geld einsparen lässt. CDU-Generalsekretär Linnemann hingegen kämpft weiter für die „Milliardenparungen“ und das Gefühl eines gerechteren Systems.
Migrationsterror: Auch beim hochemotionalen Thema Migration zeigt sich die Spaltung. Teile der SPD-Fraktion, zusammen mit den Grünen, torpedieren Innenminister Dobrindt bei seinem Kampf gegen illegale Migration. Die EU-Asylreform droht im Bundestag zu scheitern, weil Migrationspolitiker der SPD und der Grünen gegen den eigenen Kabinettsentwurf stimmen und damit sogar die Unterstützung der Opposition suchen.
Die SPD-Führung muss ihre eigenen Leute „wieder ins Boot holen“, während draußen im Land die Wut wächst und die Zahlen die Misere untermauern. Laut Politcom Trend hat die CDU in Ost- und Mitteldeutschland fast die Hälfte ihrer Stammwähler verloren. Die einst stolze christlich-demokratische Union schmilzt „wie Schnee in der Sonne“.
Der Fall der Brandmauer: Pragmatismus vs. Moralismus

Das größte symbolische Erdbeben, das die CDU in ihren Grundfesten erschüttert, ist der Fall der sogenannten Brandmauer zur AfD. Während die Parteizentrale in Berlin unablässig darauf beharrt, klare Grenzen zu ziehen, hat die Basis längst genug von Symbolpolitik.
Ein konkretes Beispiel verdeutlicht das Dilemma. Im Nordosten, im Kreis Vorpommern-Rügen, stimmte die CDU kürzlich erstmals einem Antrag der AfD zu. Es ging um ein Infrastrukturprojekt, den Bau einer dringend benötigten 500-Millionen-Euro-Hängebrücke zur Insel Usedom. Die Begründung der CDU vor Ort war entwaffnend einfach: Der Antrag war schlichtweg sinnvoll.
Sofort überschlugen sich die Medien, riefen den „Fall der Brandmauer“ aus und lösten einen Aufschrei im politischen Establishment aus. Doch die Anwohner schütteln nur den Kopf. Eine Anwohnerin fasste die Stimmung der Bürger zusammen: „Wenn etwas richtig ist, dann ist mir egal, von wem es kommt. Die Brücke muss gebaut werden, Punkt“.
Hierin manifestiert sich die existenzielle Zerrissenheit der CDU: Sie ist gefangen zwischen Moralismus und Realismus. Während sich die Regierung in Debatten über Sprache, Quoten und angebliche Werte verstrickt, verlieren die Bürger das Vertrauen in ihre Zukunft. Ein Unternehmer aus Mecklenburg brachte es auf den Punkt: „Wir haben keine Brandmauer, wir haben nur noch Baustellen“. Die Bevölkerung sehnt sich nach Lösungen, nicht nach Verwaltung von Problemen.
Das Ende einer Ära und die Tabu-Flüsterer
Jens Spahn versucht sich an Schadensbegrenzung, spricht von einem großen Vertrauensverlust und großer Skepsis. Doch seine Worte klingen hohl. Der Vertrauensverlust ist nicht nur groß, er ist existentiell. Im aktuellen Bundestagstrend liegt die AfD nun mit 27 Prozent vor der CDU mit 24 Prozent.
Wenn die aktuelle Entwicklung anhält, könnte die CDU in den kommenden Monaten die 20-Prozent-Marke unterschreiten – das Ende einer Ära. Was vor einem Jahr noch undenkbar war, wird nun in den Gängen der Partei geflüstert: eine Annäherung an die AfD. Ein CDU-Mitglied des Parteipräsidiums soll intern gesagt haben: „Wir müssen reden, sonst gehen wir unter“.
Die Führung dementiert noch, aber der Druck wächst in den Kommunen, in den Ländern, und vor allem in den Köpfen der Wähler. Dort draußen zählt nur noch, wer Probleme löst, nicht wer sie verwaltet. Friedrich Merz steht an seiner größten politischen Weggabelung: Festhalten an alten Dogmen und der drohenden Bedeutungslosigkeit entgegenblicken oder sich öffnen für eine neue Realität, in der die Brandmauer in den Köpfen der Bürger bereits gefallen ist. Deutschland steht am Scheideweg, und die politische Feuersbrunst, die das Land gerade erschüttert, verlangt nach einer Antwort, die nicht länger nur eine Verwaltung der Krise sein darf.