Der Talkshow-Eklat: Als Gabriele Krone-Schmalz die westliche Arroganz entlarvte – und die Moderatoren eskalierten

Der Talkshow-Eklat: Als Gabriele Krone-Schmalz die westliche Arroganz entlarvte – und die Moderatoren eskalierten

Es gibt Momente im deutschen Fernsehen, die die aufgeräumte, wohlige Einigkeit einer Talkshow-Runde sprengen. Momente, in denen eine Stimme sich gegen den Strom stellt und Wahrheiten ausspricht, die so unbequem sind, dass die Moderatoren sichtlich nervös werden. Ein solcher Moment, festgehalten in einem hitzigen Schlagabtausch, entzündete sich an der Journalistin und langjährigen Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz. Sie tat, was in der deutschen Medienlandschaft oft als Tabubruch gilt: Sie benannte die Arroganz des Westens gegenüber Russland – und erklärte sie zur Wurzel des heutigen Desasters.

Die Szene ist aufgeladen. Es geht um Krieg, um Moral, um Schuld. Und Krone-Schmalz hat genug von der, wie sie es nennt, “moralisierenden Debatte”. Sie blickt in die Runde, die Atmosphäre ist angespannt, und prangert jene an, die “alle moralisieren, die diese Schwarz-Weiß-Malerei betreiben”.

Es ist ein Frontalangriff auf den medialen Mainstream. Sie wirft den Anwesenden vor, es sich leicht zu machen. Es sei einfach, moralisch überlegen zu urteilen, “vor allen Dingen, wenn man selbst im Warmen sitzt”. Es sei einfach, Phrasen von “Demokratie und Freiheit” zu dreschen und sich dabei “moralisch immer auf der richtigen Seite” zu wähnen. Was viel schwieriger sei, so ihre Anklage, sei die eigentliche Aufgabe von Politik und Journalismus: “komplexe und komplizierte Situationen zu analysieren und herauszufinden, was politisch auch geopolitisch geht”.

Sie kritisiert offen den Zynismus der Talkshow selbst, die sie als reines Spektakel entlarvt: “Es hat ein Unterhaltungswert diese Sendung, sehe ich ein. Und wir haben morgen in der Presse mehr Aufmerksamkeit, wenn wir hier Zoff machen”. Doch das Thema, so ihre Warnung, sei zu wichtig, zu gefährlich und zu heikel für billige Schlagzeilen.

Um ihre These von der westlichen Heuchelei zu untermauern, nutzt sie ein Beispiel, das wie eine Bombe einschlägt: der Syrien-Krieg. Als eine Kanzlerin Merkel zitiert wird, die Russland des Leids Tausender beschuldigt, kontert Krone-Schmalz eiskalt. “Es waren ja nicht die Russen, die als erste in Syrien gebombt haben, sondern es haben auch schon andere gebombt”. Und dann folgt der Satz, der die Doppelmoral entlarvt: “Was mir auffällt: Seit Russen anfangen zu bombardieren, zählen wir zivile Opfer. Vorher nennt man das Kollateralschaden”.

Sie dringt weiter zum Kern der russischen Psyche vor, wie sie sie sieht. Es gehe nicht um eine “große Männerfreundschaft” zwischen Putin und Assad. Assad, so Krone-Schmalz, sei “den Russen herzlich egal”. Es gehe um etwas Existenzielles, das der Westen nicht verstehe: “Die Russen haben eine Erfahrung, die uns fehlt. Die haben die Erfahrung, was passiert, wenn Ordnungen verloren gehen”. In diesem Kontext sei Assad nur ein “Mittel zum Zweck”, um eine Region zu stabilisieren, in der auch Russland legitime Interessen habe.

Doch der wahre Kern ihrer Anklage, der Punkt, der die heutige Situation in ein völlig neues Licht rückt, ist ihre historische Analyse der westlichen Arroganz. Sie diagnostiziert eine “ganz gefährliche Denkfalle”, in der der Westen gefangen sei.

Der Dialog eskaliert, als sie versucht, die Chronologie der Ereignisse darzulegen. Als der russische Ministerpräsident Medwedew in einer Einspielung von einem “neuen Kalten Krieg” spricht und den Westen anklagt, Russland permanent als “größte Bedrohung” darzustellen, stützt Krone-Schmalz diese Sichtweise. Sie wirft dem NATO-Generalsekretär Stoltenberg vor, in seiner Rede “kein Satz ohne Vorwurf an die Russen” geäußert zu haben. Medwedew habe daher nur “die Dinge beim Namen” genannt.

Sie erinnert an einen entscheidenden, vom Westen “ignorierten” Moment: Wladimir Putins Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007. Diese Rede, so Krone-Schmalz, sei “sowas ähnliches wie ein Weckruf” gewesen. Ein Weckruf, der “entweder ignoriert oder vom Tisch gewischt” wurde – “was ein Fehler war”.

Und dann kommt sie zum “tragischen” Punkt, der Ursünde der westlichen Politik: “Es geht ja nur mit Verhandlungen, und es geht nur mit Russland”. Doch genau diese Verhandlungen habe der Westen verweigert. “Es ist ja nicht an Russland gescheitert, dass man vor fünf Jahren miteinander verhandelt hätte, sondern die westliche Seite wollte Russland ja nicht dabei haben!”.

In diesem Moment, als sie die westliche Schuld klar benennt, wird sie von einem anderen Gast scharf angegangen. Doch sie wehrt sich: “Machen Sie doch jetzt nicht so eine Nummer draus!”. Sie wirft ihm vor, genau jene moralisierende Haltung an den Tag zu legen, die sie kritisiert: “Das ist genau das, was ich meinte, als ich zu Beginn sagte, wir sitzen hier im Warmen und haben eben nichts mit diesen Dramen zu tun und können hier darüber diskutieren, wer uns am sympathischsten oder unsympathischsten ist!”.

Ihre Schlussworte sind eine Anklage, die heute, Jahre später, noch mehr Gewicht hat als zum Zeitpunkt ihrer Äußerung. Sie stellt die verheerende Diagnose, dass “konstruktive Vorschläge von Russland, wirtschaftspolitisch, sicherheitspolitisch, nie aufgegriffen worden sind”. Warum? Weil der Westen in seiner Siegerpose nach dem Kalten Krieg einen fatalen Fehler beging: “Weil man sich gedacht hat, das kann man sich leisten. Denn die zerbrochene Sowjetunion, das da, was dann als Russland übrig geblieben ist, ist kein Partner, sondern eher Konkursmasse”.

Dieser Hochmut, diese Behandlung eines gedemütigten Landes als wertlose “Konkursmasse” statt als Partner, ist der Kern des Problems. Ihre Warnung, die damals im hitzigen Talkshow-Gefecht fast unterging, hallt heute ohrenbetäubend nach: “Und das rägt sich jetzt ohne Ende”.

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