Die Akte Merkel: Als Bosbach und Köppel live im TV die Wahrheit sagten und niemand zuhörte – Die unterdrückten Warnungen vor dem Kollaps

Die Akte Merkel: Als Bosbach und Köppel live im TV die Wahrheit sagten und niemand zuhörte – Die unterdrückten Warnungen vor dem Kollaps

Es ist ein Zeitdokument. Ein paar Minuten Fernsehgeschichte, die heute, mit dem Wissen von fast einem Jahrzehnt, wie ein seismografischer Ausschlag wirken – eine Warnung vor dem Beben, das kommen sollte. Wir schreiben das Jahr 2015. Deutschland befindet sich im Rausch der “Willkommenskultur”. Am Münchner Hauptbahnhof werden Züge euphorisch empfangen. Die Bilder von klatschenden Helfern und Flüchtlingen, die Selfies mit Angela Merkel halten, gehen um die Welt. Die Kanzlerin hat ihren berühmtesten Satz gesagt, und er schwebt wie ein Mantra über dem Land: “Wir schaffen das.”

In dieser aufgeheizten, fast sakralen Atmosphäre der moralischen Gewissheit war Widerspruch nicht nur unerwünscht; er war Verrat. Wer zweifelte, war kein Realist, sondern ein Miesmacher. Wer Sorgen äußerte, kein besorgter Bürger, sondern ein “latenter Rassist”. In diese Phalanx der Einmütigkeit hinein platzte eine Talkshow-Runde, die bis heute nachhallt. Es war der Moment, in dem zwei Männer, Wolfgang Bosbach (CDU) und Roger Köppel (Schweizer Journalist und Verleger), die ungeschminkte Wahrheit aussprachen. Sie taten, was sich kein anderer traute: Sie warnten vor dem Kollaps und entlarvten die Doppelmoral, die dem ganzen System zugrunde lag.

Der Mythos der “Einzelfallentscheidung”

Im Zentrum der Debatte stand die Kanzlerin selbst. Angela Merkel hatte in einer Septembernacht entschieden, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge nach Deutschland einreisen zu lassen. Ein Akt der Menschlichkeit, wie die einen sagten. Der Sündenfall, wie die anderen meinten. Wolfgang Bosbach, damals noch eines der letzten konservativen Gewissen der CDU, wählte eine differenzierte, aber vernichtende Analyse. Er verteidigte die Entscheidung zunächst: Sie sei in einer “Notsituation zur Abwehr einer humanitären Katastrophe” getroffen worden. Die Bilder aus dem Budapester Ostbahnhof, wo Tausende unter “unsäglichen Bedingungen” zusammengepfercht waren, hätten dies gerechtfertigt.

Doch dann ließ Bosbach die Bombe platzen. Diese “Einzelfallentscheidung” habe ein “problematisches Signal ausgesendet”. Das Signal war: “Wer nach Deutschland kommt, ist uns herzlich willkommen, auch wenn er vorher in einem anderen Staat war, indem er ebenfalls einen sicheren Zufluchtsort gefunden hätte”. Plötzlich war Deutschland das Ziel. “Die meisten Flüchtlinge wollen nach Deutschland”, konstatierte die Runde. Das Signal hatte funktioniert. Die Einladung war angenommen worden.

Die Doppelmoral Europas: Köppels Anklage

Während Bosbach die deutschen Widersprüche analysierte, nahm sich Roger Köppel die europäische Heuchelei vor. Mit chirurgischer Präzision legte er die “Doppelzüngigkeit” der Debatte offen, insbesondere in der Kritik an Ungarn. Ungarn, so Köppel, wurde “verteufelt” und in die “faschistische Ecke” gedrängt. Wofür? Dafür, dass es versuchte, geltendes europäisches Recht umzusetzen.

Köppel erinnerte an die Grundlagen der EU: Das Schengen-Abkommen bedeute offene Binnengrenzen nur bei gleichzeitiger “Sicherung der europäischen Außengrenzen”. Das Dublin-Abkommen bedeute die “Registrierung der Flüchtlinge” in dem Land, das sie zuerst betreten. “Die Ungarn”, so Köppel, “sagen: Wir werden Opfer einer europäischen Doppelmoral. Jetzt versuchen wir doch, die europäische Außenglänze zu sichern und gleichzeitig die Flüchtlinge zu registrieren”.

Die Kritik aus Brüssel und Berlin sei pure Heuchelei. Besonders pikant: Ein Land wie Deutschland, das “keine Außengrenze” hat, sei einer der “Architekten” dieses Dublin-Systems gewesen. Man hatte ein System geschaffen, in dem man sich “lange Zeit ziemlich sicher sein” konnte, dass niemand ankommt, und verteufelte nun denjenigen, der die Drecksarbeit an der Grenze machen sollte. Das System, so das Fazit der Runde, war kollabiert. Es “hat dieses System keine Funktion mehr”.

Bosbachs große Warnung: “Dann droht eine Überforderung”

Das war der Moment, in dem Wolfgang Bosbach die Wahrheit aussprach, die dem heutigen Publikum einen Schauer über den Rücken jagt. Er blickte über den Tellerrand des Jahres 2015 hinaus und warnte vor der Zukunft. Er habe nicht den Glauben, dass Deutschland die Zahlen, die man 2015 vielleicht noch “meistern” könne, auch in den Folgejahren 2016, 2017 und 2018 würde bewältigen können.

Seine Warnung war konkret und malte ein Bild, das sich tief einbrannte: “Es leben jetzt noch Millionen in den Grenzgebieten”, sagte er, Menschen in der Türkei, im Libanon, in Jordanien. Diese Menschen, so Bosbach, hätten die Hoffnung auf eine Rückkehr in ihre Heimat, doch diese Heimat “gibt es vielleicht gar nicht mehr”. Seine logische Schlussfolgerung: “Sie werden nicht im Grenzgebiet auf Dauer bleiben wollen. Sie werden weiterwandern wollen in die Mitte Europas”.

Und dann der Satz, der das Fundament der “Wir schaffen das”-Rhetorik erschütterte: “Und wenn es dann bei der Verteilung bleibt, dass sechs Länder 90 Prozent der Flüchtlinge aufnehmen müssen, dann droht eine Überforderung”. Überforderung. Ein Wort, das 2015 tabu war. Bosbach hatte es ausgesprochen. Er hatte die Realität benannt, die Millionen Menschen bereits fühlten, aber nicht zu sagen wagten.

Die Arroganz der Macht: “Eure Sorgen nehmen wir nicht ernst”

Der vielleicht explosivste Moment der Sendung war Bosbachs Analyse des Verhältnisses zwischen Politik und Volk. Er sprach über die Menschen, die “sich Sorgen machen über die Integrationskraft unseres Landes”. Menschen, die sich fragen: “Können wir das verkraften, was jetzt kommt? Sind wir wirklich bereit dafür, eine Million Menschen aus arabischen Ländern, aus afrikanischen Staaten hier zu integrieren?”. Das seien, so Köppel, “Leute, die arbeiten hier, die müssen rechnen, die haben vielleicht nicht unbedingt einen sicheren Job”.

Bosbach warnte eindringlich davor, was passiert, wenn die Politik diese Sorgen ignoriert. Wenn “wir als Politiker die Körpersprache haben: ‘euch nehmen wir gar nicht ernst, eure Sorgen nehmen wir gar nicht ernst’, alles latenter Rassismus, werden die Probleme viel, viel größer, als sie jetzt schon sind”.

Es war die perfekte Beschreibung der moralischen Arroganz, mit der die politische und mediale Elite auf berechtigte Zweifel reagierte. Roger Köppel pflichtete ihm bei: Es sei “entscheidend”, dass die “kritische Sichtweise diese Leute nicht unterdrückt wird, dass die zur Sprache kommen”. Doch genau das geschah. Die Sorgen wurden unterdrückt, die Frager als Feinde der Menschlichkeit gebrandmarkt.

Köppel legte den Finger in die Wunde von Merkels Logik: Es sei “fragwürdig”, wenn die Kanzlerin sagt, “es können alle Flüchtlinge nach Deutschland kommen”, aber “gleichzeitig sagt sie, wir müssen diese Flüchtlinge dann auch mit Zwangsquoten auf ganz Europa verteilen”. Es war diese Politik der falschen Anreize, die Europa spaltete und Deutschland an den Rand der Belastungsgrenze brachte.

Diese TV-Minuten sind ein Lehrstück über politisches Versagen. Nicht das Versagen zu helfen, sondern das Versagen, dabei ehrlich zu sein. Bosbach und Köppel waren nicht kreidebleich, wie der Videotitel suggeriert – sie machten die anderen kreidebleich. Sie waren die Realisten in einem Raum voller Ideologen. Sie sprachen für die “normalen Bürger” und warnten vor einer “Überforderung”, die das Land nachhaltig verändern und spalten würde. Sie wurden ignoriert. Die Quittung für diese Arroganz der Macht zahlt die Gesellschaft bis heute.

Related Posts

Our Privacy policy

https://newsjob24.com - © 2025 News