Die dunkle Vorahnung des Rockgottes: Das ungelöste Rätsel um Bon Scotts Tod – und das Geheimnis der AC/DC-Hymnen, das ihn bis heute verfolgt

Die Flamme, die zu schnell brannte: Der Aufstieg, der Fall und die ungelösten Fragen um AC/DC-Legende Bon Scott
Er war weit mehr als nur der Frontmann einer Rockband. Bon Scott, mit einem Heulen in der Stimme und Schalk in den Augen, war der Funke, der eine ganze Ära des Rock ‘n’ Roll entfachte. Er verkörperte Rebellion in ihrer reinsten Form – rau, ehrlich und ungestüm. Mit seinem Charisma und seinen straßenschlauen Texten schrieb er sich in das kollektive Gedächtnis von Millionen Fans. Doch hinter dem Leder, dem Bravado und den unverwüstlichen Hymnen verbarg sich ein Mann, der von inneren Dämonen verfolgt wurde, die die meisten Fans nie zu Gesicht bekamen. Sein Aufstieg zum Ruhm war kometenhaft, aber sein Fall hinterließ mehr Fragen als Antworten und ein ungelöstes Geheimnis, das bis heute in jeder AC/DC-Hymne mitschwingt.
Die Geschichte von Bon Scott ist die eines Außenseiters, der die Schläge des Lebens in pure, elektrische Kraft verwandelte. Es ist die Geschichte des Jungen, der wegen seines Akzents verprügelt wurde, des Sträflings, der zum Rockgott wurde, und der Legende, die kurz vor dem Ende vielleicht wusste, dass die Flamme nicht mehr lange brennen würde.
Kapitel 1: Die blauen Flecken der Kindheit – Vom Außenseiter zum Fighter
Geboren in den bescheidenen schottischen Lowlands, war Ronald Belf Scott ein Kind der Nachkriegszeit. Seine Geburt sollte Trost in eine Familie bringen, die kurz zuvor ein Kind verloren hatte. Doch die wirtschaftliche Leere und die seelische Auszehrung des Nachkriegs-Großbritanniens trieben die Familie Scott in ein subventioniertes Auswanderungsprogramm. Sie bestiegen ein Schiff ans andere Ende der Welt, nach Australien, mit dem Versprechen von Sonne, Arbeit und einem klaren Schnitt.
Doch für den jungen Bon fühlte sich die neue Heimat zunächst nicht sonnig an. Sein starker schottischer Akzent machte ihn vom ersten Wort an zum Ziel von Hänseleien. Klassenkameraden verspotteten ihn und drohten, ihn zu verprügeln, wenn er nicht „australisch“ sprach. Der grausame Spitzname „Bonnie Scotland“ – eine Verspottung seiner Männlichkeit und Herkunft – folgte schnell.
Doch Bon duckte sich nicht. Er kämpfte. Er schlug auf jeden ein, der ihn verspottete, kam oft blutig nach Hause, aber nie gebrochen. Der Schmerz der Verspottung verhärtete sich zu einer stählernen Entschlossenheit. Mit der Zeit wurde aus dem einst schmerzhaften Spot „Bonnie“ einfach „Bon“ – und aus dem Witznamen wurde jener Rock-‘n’-Roll-Moniker, der später Stadien erbeben ließ. Die Erfahrungen seiner Jugend, die in einer rauen Hafenstadt bei Perth stattfand, formten seinen unnachgiebigen Charakter. Er lernte früh, dass Härte die Währung des Lebens war.
Kapitel 2: Rebellion und Besserungsanstalt – Der Weg zum Rockgott
Bon hatte keine Geduld für Regeln. Er brach die Schule ab und arbeitete in einer Reihe von körperlich harten, schlecht bezahlten Jobs. Er war Landarbeiter, Langustenfischer, Wagenmechaniker. Obwohl er schlagfertig und clever war, fühlte er sich in keinem dieser Berufe zugehörig. Er jagte etwas Laurerem hinterher, etwas, das ihm erlaubte zu schreien, ohne sich entschuldigen zu müssen: die Musik.
Doch dieses innere Feuer brachte ihn auch in Schwierigkeiten. In seinen Jugendjahren führten impulsive Handlungen zu Konflikten mit dem Gesetz. Eine Reihe schlechter Entscheidungen brachte ihn vor den Richter, und er wurde in ein Hochsicherheitsjugendstraflager geschickt.

Was für viele das Ende der Straße bedeutet hätte, wurde für Bon zum Wendepunkt. Er passte sich an die strenge Disziplin an und lernte, Frustration in etwas Produktives zu verwandeln: Musik. Innerhalb der verschlossenen Mauern schloss er sich einer kleinen Band an und spielte Schlagzeug. Bei einem seltenen Familienbesuch trat er sogar auf der Bühne auf. Als er wieder hinunterstieg, sein Gesicht vom Stolz erleuchtet, sagte er zu seiner Mutter einen Satz, der wie eine Prophezeiung klingen sollte: „Ich werde berühmt.“ Es war kein naiver Traum; es war eine Ansage.
Seine Karriere nahm Fahrt auf. Er gründete seine erste ernsthafte Band und schloss sich später The Valentines an, einer Pop-Rock-Band. Sie wurden zu Teen-Idolen, doch das sauber polierte Pop-Image passte nie wirklich zu Bon. Er vermisste die Härte, die Gefahr, die Freiheit. Nachdem ein landesweiter Skandal die Band auflöste, schlug Bon eine neue, härtere Richtung ein und schloss sich der Progressive-Rock-Band Fraternity an. Der Weg zum Rock hatte offiziell begonnen.
Kapitel 3: Der beinahe tödliche Crash – Die erzwungene Stille
Die Karriere in Großbritannien war hart, die Band Fraternity scheiterte schließlich und kehrte angeschlagen und pleite nach Australien zurück. Auch Bons Privatleben geriet ins Wanken. Seine unberechenbare Energie, verstärkt durch die Härte der Musikwelt, führte zu Konflikten. Er verschwand tagelang und hinterließ Chaos.
Dann kam der tragische Unfall. Nach einer angespannten Probe und einem emotionalen Streit setzte sich Bon in der Nacht auf sein Motorrad. Minuten später kollidierte er an einer ruhigen Kreuzung mit einem anderen Fahrzeug. Der Aufprall war verheerend. Bon wurde vom Motorrad geschleudert, erlitt schwerste Verletzungen und blieb drei Tage lang bewusstlos im Koma.
Als er schließlich erwachte, war sein Kiefer verdrahtet. Für den Mann, der für seine kraftvolle Stimme bekannt war, war es ein Schock: Er konnte einen Monat lang nicht sprechen. Die erzwungene Stille in seinem Krankenhausbett war ein Wendepunkt, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Die Musikindustrie hatte ihn beinahe verschlungen, und seine Rücksichtslosigkeit forderte nun ihren Preis. Doch selbst in diesem stillen Raum hatte Bon Scott sein Feuer nicht verloren. Irgendwo unter Gips und Schmerz formte sich bereits sein nächstes Kapitel – ein lauterer, härterer und unvergesslicher Sound wartete.
Kapitel 4: AC/DC – Der Funke, der die Welt entzündete
Kurz nach seiner Genesung und mit fast leerem Konto kehrte Bon nach Adelaide zurück und nahm jeden Job an, den er finden konnte. Dann hörte er von einer Band in Sydney, die einen neuen Leadsänger suchte: AC/DC.
Auf den ersten Blick schien Bon nicht zu der jungen Band um die Brüder Angus und Malcolm Young zu passen. Er war älter, noch verletzt und trug den Ruf eines „wilden Kerls“ mit sich. Doch als er AC/DC live spielen sah, änderte sich alles. Die Energie der Brüder war elektrisierend. Bon schloss sich ihnen an, und die Chemie stimmte sofort.
Mit Bon am Mikrofon wurde AC/DC zu einer Naturgewalt. Er schrieb viele der frühen Songs mit und brachte seinen unverwechselbaren Humor, seine Härte und sein Straßenschlaues Charisma in die Band. Songs wie She’s Got Balls und Can I Sit Next to You Girl trugen seine Handschrift. Als die Band schließlich It’s a long way to the top if you wanna rock and roll veröffentlichte, war es für den in Schottland geborenen Außenseiter, den man einst abgeschrieben hatte, der ultimative Moment der Erlösung. Sein Gesang, gepaart mit dem unerwarteten Einsatz des Dudelsacks, machte den Song ikonisch.
Der Aufstieg war rasant. AC/DC veröffentlichte Album auf Album – Dirty Deeds Done Dirt Cheap, Let There Be Rock und Powerage. Bon Scotts Texte fingen das raue Leben ein: Nächte voller Exzesse, Herzschmerz und wilde Wendungen, alles erzählt mit einem Augenzwinkern und einem Brüllen. Mit dem Album Highway to Hell erreichte alles den Siedepunkt. Die Band war nicht länger Australiens bestgehütetes Geheimnis; sie waren global.
Kapitel 5: Die dunkle Seite des Ruhms und die Vorahnung

Doch hinter dem globalen Erfolg zeigten sich Risse. Bon Scotts unberechenbares Verhalten bereitete einigen Bandmitgliedern Sorgen. Es gab Nächte, da war er magnetisch, witzig, größer als das Leben. Und dann verschwand er einfach, orientierungslos und barfuß am Flughafen. Für die Welt war das eben Bon, doch auch er selbst spürte das Gewicht des Ruhms.
In einem seiner letzten Briefe an seinen Bruder gestand Bon, wie sehr er litt: „Ich schreie jeden Abend auf der Bühne, aber keiner hört mich wirklich.“ Eine erschütternde Zeile von einem Mann, der dafür bekannt war, jeden Raum zu dominieren. Sein Bruder erinnerte sich daran, dass Bon müde klang, nicht nur körperlich, sondern seelisch. Er soll gesagt haben, dass er nicht mehr lange leben würde, wenn er nicht bald langsamer mache. Es war eine dunkle Vorahnung, die sich auf tragische Weise bewahrheiten sollte. Bon Scott hatte den Motor entzündet, der AC/DC zum Ruhm trug, doch der Ruhm forderte nun seinen höchsten Preis.
Kapitel 6: Das ungelöste Geheimnis – Die letzte Nacht und die fehlende Wahrheit
Kurz darauf, nach monatelanger Tournee in der englischen Hauptstadt, endete Bon Scotts Leben abrupt. Nach einer langen Nacht mit Freunden wurde er bewusstlos, zu betrunken, um sich zu bewegen, in einem kleinen Auto geparkt vor der Wohnung eines Bekannten zurückgelassen. Als der Bekannte am nächsten Morgen zurückkam, war es zu spät.
Bon Scott wurde für tot erklärt. Die offizielle Todesursache lautete: Akute Alkoholvergiftung – ein tragischer Unfall.
Doch bis heute verfolgen Fragen die Rock-Welt. Es wurde nie ein toxikologischer Bericht veröffentlicht, und keine Autopsie schloss andere Substanzen aus. Für viele war dieses Fehlen merkwürdig, insbesondere angesichts der Umstände seines Todes. Freunde vermuteten Drogen; es gab Widersprüche im Zeitablauf und Unklarheit darüber, mit wem Bon in jener Nacht tatsächlich zusammen war. Selbst der Mann, der ihn fand und ihn zurückließ, verschwand Jahre später spurlos.
Ein hartnäckiges Gerücht hält sich über Jahrzehnte hinweg: die Frage nach Back in Black. Das Album erschien nur wenige Monate nach seinem Tod und war ein Tribut an Bon Scott, doch keiner der Liedtexte trägt offiziell seinen Namen. Fans spekulieren seit langem darüber, ob seine letzten Texte und Ideen heimlich für das neue Material verwendet wurden – insbesondere Zeilen, die verdächtig an den späteren Durchbruchshit You Shook Me All Night Long erinnern. Eine ehemalige Vertraute berichtete, dass Bon kurz vor seinem Tod an Songtexten arbeitete, die eine verführerische Frau beschreiben, die Überstunden macht – Motive, die im späteren Album prominent auftauchen. AC/DC hat dies nie bestätigt, aber das Gerücht bleibt, geflüstert in Rock-Bars und diskutiert in Fankreisen, als wäre es die letzte, ungesühnte Ungerechtigkeit an den Mann, der die Band zu dem machte, was sie ist.
Bon Scott war lauter als die meisten. Aber abseits der Bühne, in seinen letzten Tagen, ertrank er in Stille und Geheimnissen. Seine Geschichte ist eine ergreifende Erinnerung daran, dass hinter jeder Rock-Ikone ein verletzlicher Mensch steckt, der sich dem Druck und der Wildheit des Rock-Lebens beugen musste. Seine Stimme mag verstummt sein, aber sein Geist hallt in jedem Power-Akkord, jedem Schrei und jeder trotzigen Textzeile weiter. Er suchte nicht nur den Ruhm; er suchte eine Heimat, und er fand sie in der Musik. Die einzige tragische Ironie ist, dass er seine eigene Erlösung nicht überleben konnte.