Die rote Linie: Wagenknecht kontert Göring-Eckardt im Atomkrieg-Streit – Ein Kurswechsel oder die letzte Warnung vor der Katastrophe?

Die nukleare Falle: Wagenknecht demontiert den Eskalationskurs der Ampel – Schluss mit der Illusion vom „Game Changer“
Die deutsche Debatte über Krieg und Frieden hat eine neue, beunruhigende Schärfe erreicht. In einem politischen Schlagabtausch, der die tiefen Risse innerhalb der deutschen Gesellschaft und der politischen Elite offenbart, prallten die kompromisslose Forderung nach einem Kurswechsel und der unerschütterliche Glaube an die militärische Stärke aufeinander. Im Zentrum dieser hochkarätigen Auseinandersetzung stehen Sarah Wagenknecht (BSW) und Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen), deren Konfrontation exemplarisch für den fundamentalen Dissens über Deutschlands Rolle im Ukraine-Konflikt ist. Es ist kein Duell der Nuancen, sondern ein Kampf um die Definition der nationalen Sicherheit, bei dem die Angst vor einer nuklearen Eskalation auf die moralische Pflicht zur Unterstützung der Ukraine trifft.
Wagenknecht positionierte sich dabei als unerbittliche Anklägerin einer Politik, die ihrer Meinung nach nicht nur gescheitert ist, sondern das Land in eine existenzielle Gefahr manövriert. Ihre Kritik richtete sich frontal gegen die von der Ampel-Koalition seit über zwei Jahren verfolgte Strategie der schrittweisen Aufrüstung und der ständigen Versprechungen von “Game Changern”.
Die bittere Bilanz: Waffen ohne Wirkung
Der Kern von Wagenknechts Argumentation ist von einer nüchternen und zugleich schockierenden Härte. Sie stellte die zentrale Frage: Was haben die unzähligen Lieferungen neuer Waffengattungen – von Leopard-Panzern bis hin zu den Diskussionen um Taurus-Marschflugkörper – tatsächlich bewirkt?
Ihre Antwort ist vernichtend für die Befürworter des Eskalationskurses: Trotz aller Behauptungen, es handle sich um kriegsentscheidende Systeme, sei die Lage für die Ukraine heute objektiv schwieriger und schlechter als zu Beginn der Waffenlieferungen. Die Illusion vom “Game Changer” sei längst zerplatzt. Immer mehr Waffen bedeuten demnach nicht den erhofften Sieg, sondern lediglich eine Verlängerung des Leidens und eine Vertiefung der Rolle Deutschlands als Kriegspartei. Diese eiskalte Bilanz ist eine fundamentale Infragestellung des gesamten westlichen Ansatzes und trifft damit einen Nerv bei Millionen Bürgern, die sich fragen, ob die Opfer des Krieges den vermeintlichen strategischen Zielen überhaupt noch dienen.

Von diesem Punkt ausgehend eskaliert Wagenknecht die Warnung auf die höchste Stufe: Das aktuelle Vorgehen sei ein gefährliches Spiel, da es Deutschland immer tiefer in einen direkten Konflikt mit einer Atommacht hineinziehe. Sie sprach damit die Urangst der Nation an und forderte die politisch Verantwortlichen auf, endlich die Konsequenzen ihres Handelns zu Ende zu denken.
Angst als Waffe oder Realität?
Katrin Göring-Eckardt konterte diese existenziellen Bedenken mit einer scharfen moralischen Verurteilung. Sie warf Wagenknecht vor, die Sorgen der Bevölkerung zu instrumentalisieren und damit Putins Strategie zu dienen. Die Warnung vor einem Atomkrieg sei reine “Angstbewirtschaftung”. Göring-Eckardt argumentierte, dass Putin selbst kein Interesse an einer nuklearen Eskalation habe, da dies für Russland die größte Gefahr darstellen würde. Was er wirklich wolle, sei, dass der Westen aus Angst vor seinem Drohgebaren zurückweiche.
Die Grünen-Politikerin stellte die klare Forderung nach Stärke in den Raum. Deutschland und Europa müssten der Ukraine helfen, Europa sichern und damit der Demokratie den Rücken stärken, die Putins größte Furcht sei. In diesem Narrativ ist jeder Rückzug ein moralisches Versagen und eine Stärkung des Aggressors.
Doch Wagenknecht ließ diesen Vorwurf nicht gelten. Sie wies darauf hin, dass es nicht um bloße Angstmache gehe, sondern um die Berücksichtigung von realen Risikoeinschätzungen, unter anderem von US-Geheimdiensten, die bereits vor Angriffen auf NATO-Gebiet warnten, sollte die NATO die Reichweitenbeschränkungen für ihre Waffen aufheben. Wagenknecht sieht in der Politik der Ampel ein fahrlässiges „Austesten, welche roten Linien wir als NATO immer wieder überschreiten können“. Sie insistiert darauf, dass dieser Kurs die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass am Ende eben doch deutsche Soldaten in die Front gerufen werden könnten – ein Szenario, das die Regierung zwar kategorisch ausschließt, dessen Möglichkeit Wagenknecht aber durch die Logik der Eskalation gegeben sieht.
Thüringen als Zwangspause: Die Friedensformel
Der Streit um die Außenpolitik fand eine unmittelbare Entsprechung in der Innenpolitik, insbesondere in den heiklen Koalitionsverhandlungen in Thüringen. Hier nutzt Wagenknecht die lokalen Machtverhältnisse als Hebel für ihre bundespolitische Forderung.
Sie stellte klar, dass ihr Bündnis zwar bereit sei, in Landesregierungen Verantwortung zu übernehmen, dies aber nicht auf Kosten der politischen Überzeugung geschehen dürfe. Die Forderung nach einer klaren Friedensformel im Koalitionsvertrag ist für das BSW unverhandelbar. Diese Formel muss ein klares Bekenntnis gegen weitere Eskalationsschritte, insbesondere gegen die Lieferung von Langstreckenwaffen wie dem Taurus, enthalten.

Damit wird die Friedensfrage zur Bedingung für die Regierungsbildung. Wagenknecht verteidigte diesen Standpunkt vehement gegen den Vorwurf, ideologische Fragen über konkrete Anliegen der Bürger (wie bessere Schulen oder Pflege) zu stellen. Sie betonte, dass beides untrennbar sei: Nur in einer stabilen und friedlichen politischen Umgebung könnten die Probleme der Bürger – beispielsweise die tiefe Krise der Thüringer Automobilzulieferer, die sie direkt der Ampel-Wirtschaftspolitik anlastet – gelöst werden. Der klare Standpunkt gegen den Kriegskurs sei damit nicht nur eine außenpolitische, sondern auch eine zutiefst soziale und innenpolitische Notwendigkeit.
Die Auseinandersetzung in Thüringen ist somit ein symbolisches Barometer. Es zeigt, dass die Forderung nach einem Kurswechsel in der Ukraine-Politik längst die politische Mitte erreicht hat und nicht länger als Randphänomen abgetan werden kann. Politiker in den Ländern wehren sich zunehmend dagegen, blind den Kursvorgaben aus Berlin zu folgen, die sie selbst als gefährlich empfinden.
Ein Appell an die Vernunft
Die Konfrontation zwischen Sarah Wagenknecht und Katrin Göring-Eckardt ist ein notwendiger Spiegel für die deutsche Öffentlichkeit. Sie zwingt die Gesellschaft dazu, die Risiken des aktuellen Kurses ehrlich zu bewerten. Ist die kategorische Ablehnung von Verhandlungen wirklich der Weg zur Sicherheit? Oder führt die ständige Lieferung neuer Waffensysteme in eine nukleare Falle, deren Rand Deutschland sich immer weiter nähert?
Wagenknechts ultimativer Appell läuft auf eine einfache Forderung hinaus: Schluss mit der Logik der militärischen Eskalation. Stattdessen müsse Deutschland seine Rolle als Vermittler nutzen und das Erzwingen von Verhandlungen auf Augenhöhe zur obersten Priorität erklären. Sie sieht darin nicht nur den einzigen Weg, den Konflikt zu beenden, sondern auch die einzige Möglichkeit, die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Der Schlagabtausch zwischen diesen beiden Frauen verdeutlicht die schmerzhafte Spaltung der deutschen Außenpolitik und die immense Verantwortung, die auf den Schultern der politischen Entscheidungsträger lastet. Wird die Regierung der Versuchung widerstehen, die roten Linien immer weiter zu überschreiten, oder wird sie den Appell an die Vernunft ignorieren? Die Antwort auf diese Frage ist längst nicht mehr nur ein politisches Statement, sondern eine Frage der nationalen Existenz.