Die späte Liebeserklärung: Nach Rosi und dem Zeckenbiss-Drama bekennt Christian Neureuther: „Ich liebe sie“

Die späte Liebeserklärung: Nach Rosi und dem Zeckenbiss-Drama bekennt Christian Neureuther: „Ich liebe sie“

Die späte Liebeserklärung: Nach Rosi und dem Zeckenbiss-Drama bekennt Christian Neureuther: „Ich liebe sie“

Christian Neureuther, der Name, der im kollektiven Gedächtnis Deutschlands wie eine Legende des Wintersports klingt, hat mit 76 Jahren erneut die Nation bewegt. Es sind drei Worte, leise, fast beiläufig in einem Interview gesprochen, die eine Achterbahnfahrt der Gefühle zusammenfassen, die härter war als jede Slalom-Strecke. „Ich liebe sie.“

Dieses späte Bekenntnis, das sich nicht an seine verstorbene, geliebte Frau Rosi Mittermeier richtet, sondern an eine neue Frau an seiner Seite, ist nicht nur eine private Mitteilung; es ist ein kraftvolles Zeugnis von Resilienz, Überleben und der ewigen Bereitschaft des Herzens, sich wieder zu öffnen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der zweimal in nur zwei Jahren dem Tod und der tiefsten Trauer ins Auge blickte und doch immer wieder den Weg zurück ins Leben fand.

Der unsichtbare Feind: Ein Zeckenbiss stürzt die Ikone in den Abgrund

Der einstige Spitzenathlet, der in den 1960er Jahren als einer der besten Slalomfahrer der Welt galt und dessen Triumph über den Schnee Generationen inspirierte, stand seiner größten Prüfung nicht auf der Piste, sondern in der vermeintlichen Idylle seiner Heimat Garmisch-Patenkirchen gegenüber. Im Sommer 2021 begann für Christian Neureuther der unsichtbare Kampf gegen einen winzigen, aber fast tödlichen Gegner: eine Zecke.

Der Stich, so winzig, dass ihm zunächst kaum Beachtung geschenkt wurde, veränderte das Leben des 76-Jährigen von Grund auf. Zunächst waren es nur vage Symptome: ein Ziehen, ein Brennen, später Verwirrung und Fieber. Neureuther, ein Mann, der einst mit gebrochenem Daumen Rennen beendete, beunruhigte sich nicht ernsthaft. Doch sein Sohn, der gefeierte Skistar Felix Neureuther, segnete mit dem Instinkt eines Athleten die entscheidende Wende ein: Er drängte darauf, ins Krankenhaus zu fahren – eine Entscheidung, die, wie sich später herausstellte, vermutlich sein Leben rettete.

Die Diagnose in der Klinik in Garmisch war ein Donnerschlag: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – eine durch Zecken übertragene Virusinfektion, die Gehirn und Hirnhäute angreift und in schweren Fällen lebensgefährlich ist.

Was folgte, war eine Zeit, die dunkler war als jede Abfahrt durch Schneesturm und Eis. Innerhalb weniger Tage verlor Neureuther jegliche Kontrolle über Körper und Geist. Die Erinnerungen verschwammen, sein Bewusstsein dämmerte ab. „Mein Gehirn funktionierte einfach nicht mehr“, sollte er später mit erschütternder Klarheit beschreiben. Aus dem energiegeladenen Mann wurde ein Schatten seiner selbst; die Familie stand hilflos an seinem Bett, Zeugen eines unsichtbaren Kampfes. Die Ärzte sprachen offen aus, dass diese Krankheit „kein Skript, kein vorhersehbares Ende“ kennt – manche überleben, andere tragen lebenslange Schäden davon.

Rosi: Der Fels in der tobenden Seele

Das Überleben war nur der erste, zitternde Schritt. Es folgte ein Weg der Genesung, der härter, einsamer und langsamer war als jede sportliche Höchstleistung. Nach mehreren Wochen im Krankenhaus, in denen er nicht nur fast sechs Kilogramm Körpergewicht, sondern auch einen Teil seines alten Selbst verlor, begann die Reha in Tirol. Täglicher Kraftakt: Physiotherapie, Atemübungen, Gleichgewichtstraining. Die FSME hatte seine Nerven angegriffen, der Gleichgewichtssinn war aus dem Lot geraten. Chronische Schmerzen, Schwindel, das verwirrende Gefühl, dass der eigene Körper ihm fremd geworden war, zerrten an seinem Willen.

Doch inmitten dieser tiefsten Schwäche offenbarte sich die wahre Größe der Beziehungen in seinem Leben. Seine geliebte Frau, Rosi Mittermeier – für ganz Deutschland die „Goldene Rosi“, für Christian viel mehr: Gefährtin, Vertraute, stille Heldin – wich ihm in diesen langen Wochen kaum von der Seite.

Rosi, die Frau, deren Stärke oft „nicht laut oder dramatisch, sondern leise, verlässlich“ war, schlief Nacht für Nacht auf einem kleinen Sessel neben seinem Bett, ihre Hand stets in seiner. Sie zögerte nie, beschwerte sich nie, wie Christian später erzählte. Sie war „wie ein Fels“ , eine Liebe, die nicht mit Worten, sondern mit Präsenz ausgedrückt wurde. Sie erzählte ihm kleine Anekdoten, spann Fäden zurück ins Leben und war der Rettungsanker in der Stunde, in der Christian selbst dachte, er würde sterben. Die Medizin stabilisierte seinen Körper, „aber meine Familie hat mich gerettet“, fasste er es zusammen.

Der kälteste Winter: Ende eines gemeinsamen Universums

Nachdem Christian Neureuther den Kampf gegen die FSME mit der Unterstützung seiner Familie gewonnen hatte, folgte der „kälteste Winter“ seines Lebens. Nur zwei Jahre später, am 4. Januar 2023, verließ Rosi Mittermeier diese Welt, nachdem sie monatelang gegen eine schwere Krebserkrankung gekämpft hatte.

Für Christian war es mehr als der Verlust einer Frau; es war das „Ende eines gemeinsamen Universums“, das sie über mehr als vier Jahrzehnte aufgebaut hatten. Er verlor sein „Gleichgewicht, mein Zentrum“. Als Rosi ging, war es, „als hätte jemand das Fundament unter seinen Füßen herausgerissen“.

Der einst so energiegeladene Christian zog sich in dieser Zeit vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Das große Haus in Garmisch wurde still. Freunde berichteten, dass er stundenlang im Sessel saß, ein Foto von Rosi in der Hand, den Blick verloren „zwischen Erinnerung und Schmerz“. Doch in dieser tiefen Trauer lebte die Lektion seiner späten Krankheit weiter: „Trauer ist keine Schwäche“, schrieb er an einen Freund, „sie ist der Preis, den wir für tiefe Liebe zahlen.“ Seine Kinder, Felix und Amelie, und seine Enkel hielten ihn mit Fotos, Erzählungen und Rosis Lieblingsrezepten im Leben.

Die Überraschung des zweiten Frühlings

Was dann geschah, ist eine Geschichte von Hoffnung, die unerwartet und leise beginnt. In seiner Genesungszeit musste Christian Neureuther regelmäßig zur Nachsorge. Dort, in einer kleinen Praxis nahe des Zentrums von Garmisch-Partenkirchen, begegnete er Dr. Lena Kaufmann – Internistin, 53 Jahre alt.

Zuerst waren die Treffen medizinisch begründet: Routine-Check-ups, Verlaufskontrollen. Christian war „noch tief in der Trauer, kaum ansprechbar“. Doch Lena Kaufmann, eine Frau mit „klaren Augen und einem wachen Geist“, drängte ihn nicht. Sie sprach mit ihm über das, was er nicht sagte: über die Müdigkeit, das Gewicht, das man nicht auf der Waage misst, über das unsichtbare Ziehen im Herzen. Christian, der sonst so Öffentlichkeitserfahrene, fand sich plötzlich in Gesprächen wieder, die nicht mit Blutdruck oder Medikamenten zu tun hatten, sondern mit Einsamkeit, Hoffnung und Verlust.

Die Treffen wurden häufiger: Spaziergänge entlang der Läusach, ein gemeinsamer Kaffee. Die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm, sondern heilend. Er hielt es bewusst privat, zu groß war die Angst, Rosi zu verraten. „Ich dachte lange, ich würde sie verraten, wenn ich noch einmal jemanden an mein Herz lasse“, gestand er.

Der Wendepunkt kam in einem tiefen Gespräch mit seinem Sohn Felix. „Papa“, sagte Felix mit entwaffnender Ehrlichkeit, „du hast dein ganzes Leben geliebt. Warum solltest du jetzt damit aufhören?“ .

Diese Worte lösten etwas in Christian aus. Er sprach offen mit Lena. Und eines Abends, Monate nach Rosi’s Tod, fiel der Satz, der nun die Schlagzeilen dominiert und seine neue Lebensphase besiegelt: In einem Interview am Rande einer kleinen Gesundheitsmesse in Mittenwald bekennt Christian Neureuther mit spürbarer Wärme in der Stimme: „Ja, ich glaube, ich liebe sie.“

Liebe vergleicht nicht – sie wächst in neuen Formen

Die Liebe zu Dr. Lena Kaufmann ist anders: Sie ist „ruhiger, erwachsener“, wie Christian es beschreibt, aber mit dem „gleichen Funkeln“, das er einst bei Rosi sah. Sie ist kein Ersatz, sondern ein neues Kapitel. Die Familie hat Lena längst ins Herz geschlossen, und für Christian selbst ist es der ultimative Beweis, „dass das Leben nie wirklich stillsteht, selbst dann nicht, wenn man glaubt, es sei vorbei.“

Die Liebe, so sein Credo, „vergleicht nicht, Liebe wiederholt sich nicht – sie wächst in neuen Formen.“ Rosi Mittermeier bleibt die große Liebe in seinem Leben, ihr Bild hängt im Flur, ihre Stimme lebt in seinen Erinnerungen. Doch Dr. Lena Kaufmann ist die Frau, die ihm nach dem eisigsten Winter seines Lebens einen neuen Frühling geschenkt hat.

Christian Neureuther, der Überlebende der FSME, der Witwer der Rosi, ist heute 76 Jahre alt und schaut wieder nach vorn. Er hat dem Tod getrotzt und der Trauer getrotzt. Seine späte Liebeserklärung ist ein Vermächtnis an seine Frau Rosi: Die größte Ehre, die man einer verlorenen Liebe erweisen kann, ist es, die Liebe nicht sterben zu lassen. Es ist nie zu spät. Nicht für die Hoffnung. Nicht für einen neuen Frühling. (1179 Wörter)

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