Mit 86 gibt Heino endlich zu: Seine schonungslose Abrechnung mit Kerkeling, Lindenberg und den Demütigungen seines Lebens

Mit 86 gibt Heino endlich zu: Seine schonungslose Abrechnung mit Kerkeling, Lindenberg und den Demütigungen seines Lebens

Er ist die Stimme einer ganzen Nation. Ein Mann, der zu einem lebenden Denkmal wurde, wiedererkennbar an drei Dingen: den goldblonden Haaren, der dunklen Sonnenbrille und einer Baritonstimme, die Millionen mitsangen. Heino Kramm, 86 Jahre alt, war jahrzehntelang das Symbol einer heilen Welt, der “volkstümliche Saubermann”, dessen Lieder von Enzian und treuen Hunden kündeten. Doch hinter dieser makellosen Fassade, geschützt durch das dunkle Glas seiner Brille, verbarg sich ein Leben voller Spannungen, tiefer Verletzungen und still ertragener Demütigungen.

Jetzt, im hohen Alter von 86 Jahren, bricht Heino endlich sein Schweigen über das, was alle vermutet, aber nie gewusst haben. Er spricht über die Momente, in denen der Spott zu persönlich und die Angriffe zu scharf wurden. Es ist eine späte Abrechnung mit fünf prominenten Persönlichkeiten, die ihn prägten, herausforderten und, wie er heute zugibt, zutiefst verletzten.

1. Hape Kerkeling: Der Schmerz hinter der Parodie

Als Hape Kerkeling in den 80er Jahren die deutsche Fernsehlandschaft aufmischte, war Heino längst eine etablierte Ikone. Kerkelings bissige Heino-Imitationen, gipfelnd im legendären “Hurz”-Sketch, wurden zum Kulturgut. Millionen lachten, doch einer lachte nicht: Heino selbst.

„Ich war verletzt. Richtig verletzt“, gibt der 86-Jährige heute offen zu. Es war nicht die Parodie an sich, sondern das Gefühl, zur Witzfigur degradiert zu werden. „Für die Leute war es Unterhaltung. Für mich war es mein Leben.“ Was als humorvolle Satire begann, empfand Heino als persönlichen Angriff auf seine Existenz als Künstler.

Der Konflikt gipfelte in einem Eklat bei einer Preisverleihung in Köln, der Heinos Leben verändern sollte. Heino war als Ehrengast geladen, Kerkeling als Moderator. Zeugen von damals berichten, Kerkeling habe während der Generalprobe, ungefragt und vor dem versammelten Team, seine Heino-Parodie aufgeführt. Heino, der nichts davon wusste, stand im Publikum und musste zusehen, wie er auf der Bühne verspottet wurde.

Er sei bleich geworden, habe sich wortlos umgedreht und die Halle verlassen. Backstage soll es dann zu einem lautstarken Wortgefecht gekommen sein, das in einem handfesten Skandal endete. Heino habe Kerkeling ins Gesicht gesagt, er habe ihm „die Würde genommen“. Kurz darauf sei der Sänger, der sonst stets Haltung bewahrte, unter Tränen nach Hause gefahren. Die Veranstaltung wurde ohne ihn aufgezeichnet. „An diesem Abend habe ich endgültig verstanden“, sagte Heino später leise, „dass für manche Menschen alles nur Spaß ist, egal wer dabei zerbricht.“

2. Udo Lindenberg: Der Krieg der Welten

Sie waren die Titanen zweier unvereinbarer deutscher Welten: hier der bunte Rockrebell mit Hut, Likörstimme und Lederjacke; dort der blonde Volksliedsänger mit Anzug, klarer Stimme und Disziplin. Ihre gegenseitige Abneigung war legendär. „Ich mochte seine Musik nie“, sagte Heino über Lindenberg. „Das war mir zu schmutzig, zu rau.“ Lindenberg konterte gewohnt bissig: „Heino ist der Typ, bei dem selbst die Sonne Sonnenbrille trägt, weil sie es nicht aushält.“

Richtig hitzig wurde es 2013, als Heino sein provokantes Coveralbum „Mit freundlichen Grüßen“ veröffentlichte und sich Lieder von Rammstein, Die Ärzte und eben auch Udo Lindenberg aneignete. Lindenberg soll außer sich gewesen sein. „Das ist musikalischer Diebstahl“, ließ er über Freunde verlauten. Heino fühlte sich missverstanden; er wollte Respekt, bekam aber nur Häme.

Jahre später kam es zum Eklat. Bei einer großen Musikpreisverleihung in Berlin trafen sie aufeinander. Es sollte ein Moment des Respekts werden, doch es endete in einer öffentlichen Demütigung. Als Heino auf der Bühne geehrt wurde und sein Cover von „Sonderzug nach Panko“ anstimmte, soll Lindenberg, der im Publikum saß, plötzlich aufgestanden sein. Laut klatschend, aber mit beißendem Spott, rief er Berichten zufolge: „Das ist mein Song, nicht dein Kirchenchor!“

Das Publikum war schockiert. Einige lachten unsicher, andere verstummten. Heino, der Profi, sang tapfer zu Ende, verließ dann aber ohne ein weiteres Wort die Bühne. Backstage herrschte eisiges Schweigen. Niemand wusste, ob Tränen oder Wut in seinen Augen hinter der Brille waren. Erst Jahre später kommentierte Heino den Vorfall mit spürbarer Bitterkeit: „Manche Menschen tragen ihren Hut, um Haltung zu zeigen. Andere, um sich zu verstecken.“

3. Jan Böhmermann: Der Symbolträger des Spießigen

Wenn einer wusste, wie man provoziert, dann Jan Böhmermann. Auch Heino geriet ins Visier des Satirikers. Böhmermann spottete über Heinos Rock-Ausflug, nannte ihn die „blondeste Aneignungsmaschine der Republik“ und veröffentlichte ein Parodievideo namens „Hino goes Hiphop“.

Für Heino war damit die Grenze der Respektlosigkeit überschritten. Doch der Konflikt ging tiefer. Böhmermann, so empfand es Heino, nutzte ihn als Projektionsfläche. „Er hat mich zum Symbol gemacht für alles, was alt, spießig oder unmodern war“, sagt Heino heute. Die Spitze des Eisbergs war für ihn nicht der Spott, sondern die Entmenschlichung. „Aber ich bin kein Denkmal. Ich bin ein Mensch.“

Bei einem Branchentreffen in Köln soll es zu einem direkten Wortgefecht gekommen sein. Heino stellte Böhmermann zur Rede: „Wenn du mich kritisieren willst, dann komm zu mir, nicht über mich.“ Böhmermanns trockene Antwort: „Ich mache Satire, keine Beichtstunde.“ Seitdem herrscht Schweigen.

4. Nena: Der kalte Hohn der neuen Generation

Sie war die Rebellin der 80er, er der Inbegriff der 70er. Anfangs war die Beziehung zwischen Heino und Nena freundschaftlich. Doch das änderte sich schlagartig, als Heino in einem Interview meinte, heutigen Popkünstlern fehle es oft an musikalischer Substanz. Nenas Reaktion kam prompt und öffentlich im Radio: „Heino ist der letzte, der anderen über Musik was erzählen sollte. Das ist wie wenn ein Fisch einem Vogel erklärt, wie man fliegt.“

Heino war empört. Er fühlte sich behandelt „als wäre ich ein Fossil“. Der Streit eskalierte bei einer Fernsehgala in Hamburg, bei der Heino für sein Lebenswerk geehrt werden sollte. Nena war als Überraschungsgast angekündigt. Hinter den Kulissen soll sie erklärt haben, sie wolle nicht „imselben Atemzug mit Nostalgie gefeiert werden“.

Die Spannung war greifbar. Als Heino live auf der Bühne stand und seine Dankesrede hielt, soll Nena im Publikum laut gelacht haben, als er das Wort „Tradition“ erwähnte. Ob Hohn oder Nervosität – Heino fühlte sich bloßgestellt. Nach der Sendung kam es Backstage zum Eklat. Zeugen berichten, Heino sei auf Nena zugegangen: „Du hast mich gedemütigt. Vor Millionen.“ Nenas kühle Antwort: „Dann gewöhn dich dran. Die Zeiten ändern sich.“

Daraufhin habe Heino seine goldene Ehrenplakette auf einen Tisch gelegt und leise hinzugefügt: „Dann nehmt eure neue Zeit. Meine braucht euch nicht mehr.“ Es war das letzte Mal, dass sie miteinander sprachen.

5. Dieter Bohlen: Der Poptitan und der „Opa“

Kaum ein Name sorgte für so viel Wirbel wie der von Dieter Bohlen. Der Poptitan war nie zimperlich. „Heino ist ein netter Kerl, aber musikalisch von gestern“, tönte Bohlen. „Wenn der singt, schlafen selbst seine Noten ein.“ Heino fand das respektlos. „Dieter lebt von Provokation. Ich lebe von Musik.“

Als Heino 2013 mit seinem Rockalbum sensationell die Charts stürmte und Platz 1 erreichte, soll Bohlen gegenüber RTL gelästert haben: „Das ist doch keine Kunst. Das ist Karaoke mit weißen Haaren.“ Heino reagierte öffentlich mit Würde, doch innerlich tobte er und schwor sich, sich nie wieder klein reden zu lassen.

Jahre später kam es zu jener Szene, die in der Branche legendär wurde. Bei einer Preisverleihung, Bohlen saß in der Jury, Heino war Laudator. Nach der Show soll Bohlen ihn angepflaumt haben: „Na, Opa Rock and Roll, immer noch auf Tour?“ Heino, sonst die Ruhe selbst, antwortete eiskalt: „Lieber alt und echt als jung und laut.“

Am Ende, mit 86 Jahren, ist Heino der Mann, der sein Schweigen gebrochen hat. Die dunkle Brille war mehr als ein Markenzeichen; sie war ein Schutzschild. Ein Schild gegen die Witzfiguren eines Hape Kerkeling, die Arroganz eines Udo Lindenberg, den Spott eines Jan Böhmermann, den Hohn einer Nena und die Provokationen eines Dieter Bohlen. Er war der Mann mit der dunklen Brille, und doch, so scheint es heute, sah er die Menschen klarer als viele ohne.

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