Mordfall Fabian (†8): Der Anwalt bricht das Schweigen – „Sie zitterte, weinte und rechnete NICHT damit“

Mordfall Fabian (†8): Der Anwalt bricht das Schweigen – „Sie zitterte, weinte und rechnete NICHT damit“

Die Wende in der Tragödie: Gina H.s Anwalt enthüllt den Schockmoment in der U-Haft und das brüchige Fundament des Mordverdachts

Der Fall des ermordeten achtjährigen Fabian hält Deutschland seit Wochen in Atem, ein Strudel aus Trauer, Wut und Fassungslosigkeit. Doch die spektakuläre Festnahme von Gina H., der 29-jährigen Ex-Freundin von Fabians Vater und ursprünglichen Finderin der Leiche, hat die Erzählung auf den Kopf gestellt. Sie, die anfänglich als tragische Zeugin galt, sitzt nun selbst wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft. Mitten in dieser emotional aufgeladenen Debatte bricht nun erstmals die Verteidigung das Schweigen, und ihre Enthüllungen zeichnen ein erschütterndes Bild der Inhaftierten und werfen grundsätzliche Fragen zur Beweislage auf.

Der Schock der Festnahme: Tränen und Zittern in Rostock

Als am 6. November 2025 die Handschellen klickten, erlebte Gina H. einen Moment, der sie laut ihrem Pflichtverteidiger Andreas Om „zutiefst erschüttert“ und „fassungslos“ zurückließ. Om, ein erfahrener Strafverteidiger aus Rostock, beschrieb gegenüber RTL ihre Reaktion in der Untersuchungshaft als puren Schock. Der erfahrene Strafverteidiger Andreas Om aus Rostock hatte das Schweigen gebrochen und seine Mandantin als zutiefst erschüttert, fassungslos und in Tränen aufgelöst beschrieben. „Sie hat absolut nicht damit gerechnet“, so Om. Die 29-Jährige sei in Tränen aufgelöst gewesen, habe gezittert und kaum sprechen können. Dieses menschliche Drama hinter Gittern konfrontiert die Öffentlichkeit mit einem abrupten Wandel: Aus der vermeintlichen Zeugin, die am 14. Oktober den leblosen Körper Fabians in einem Waldstück bei Klein Upal fand, wurde innerhalb weniger Wochen die Hauptverdächtige in einem der grausamsten Kriminalfälle der Region.

Diese emotionale Schilderung der Verteidigung ist mehr als nur ein Detail; sie dient als erster Versuch, der von den Ermittlern konstruierten Kette von Indizien ein menschliches Gesicht entgegenzusetzen. Für die Staatsanwaltschaft war der Schritt zur Untersuchungshaft, die noch am selben Tag nach Erlass des Haftbefehls erfolgte, ein notwendiger Akt zur Wahrheitsfindung. Für Gina H. jedoch war es der Beginn eines Albtraums, fernab der Öffentlichkeit, in Einzelhaft und unter strenger Beobachtung.

Die Indizienkette: Ein juristisches Puzzle ohne direkten Beweis

Der zentrale Konflikt in diesem Verfahren kristallisiert sich um die Art der Beweisführung. Anwalt Om betont von Anfang an: „Nach meiner derzeitigen Kenntnis handelt es sich vor allem um Indizien“. Indizien, keine direkten Beweise – dieser Satz ist das Fundament der Verteidigungsstrategie und zugleich der Schwachpunkt der Anklage.

Die Chronologie des Verdachts liest sich wie ein minutiöses Puzzlestück, das sich langsam um Gina H. verdichtete. Zunächst galt sie als glaubwürdige Zeugin, die emotional am Ende war. Doch „neue Erkenntnisse aus den Spurenauswertungen und Zeugenbefragungen“ führten laut Staatsanwaltschaft Rostock dazu, dass sich der Verdacht gegen Gina H. erheblich verdichtet habe. Oberstaatsanwalt Harald Novak betonte, dass der Haftbefehl strengen Kriterien genügen müsse – Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr und dringender Tatverdacht – die alle juristisch belegt sein müssten.

Die Ermittler begannen, den Fundort und Gina H.s Rolle neu zu bewerten: nicht als Zufall, sondern als möglichen Ausgangspunkt einer Inszenierung.

Widersprüche in den Aussagen: Kriminaltechnische Analysen offenbarten Ungereimtheiten in ihren Bewegungsangaben und der zeitlichen Abfolge, kleine, aber entscheidende Unterschiede zwischen ihrer ersten Aussage und späteren Protokollen.

Technische Abgleiche: Das Mobiltelefon von Gina H. soll zur fraglichen Zeit überprüft worden sein, um festzustellen, ob es tatsächlich dort eingeloggt war, wo sie sich aufhielt. Diskrepanzen zwischen Standortdaten und der eigenen Aussage können den Verdacht einer Verschleierung begründen.

Nähe zum Opfer: Gina H. war vier Jahre lang die Partnerin von Fabians Vater. Die Beziehung endete im August, offenbar nicht ohne Konflikte um Besitz und persönliche Kränkungen, was die Ermittler veranlasste, das private Umfeld genau zu prüfen.

Der Haftbefehl stützt sich auf diese Kombination aus Indizien, der Nähe zum Opfer, widersprüchlichen Aussagen und auffälligem Verhalten nach der Tat. Doch für die Verteidigung bleibt die Schlussfolgerung klar: „Es handelt sich um eine Kette von Indizien, aber keine direkten Beweise“. Reicht diese Kette aus, um einen Menschen seiner Freiheit zu berauben? Diese juristische Kernfrage wird den Prozess bestimmen.

Die menschliche Tragödie: Ein Kind im Strudel

Unabhängig von juristischen Details entfaltet der Fall eine tiefe menschliche Tragödie, deren Auswirkungen weit über die mutmaßliche Tat hinausreichen. Gina H. ist selbst Mutter. Ihr siebenjähriger Sohn wurde unmittelbar nach ihrer Verhaftung durch das Jugendamt in Obhut genommen und bei Pflegeeltern untergebracht. Über das weitere Vorgehen entscheidet nun das Familiengericht in Güstro.

Diese Tatsache macht die Folgen des Verfahrens schmerzhaft sichtbar. Eltern, Großeltern und Kinder geraten in einen Strudel aus Fassungslosigkeit, Gerüchten und öffentlicher Beobachtung. Für Gina H.s Familie ist es eine doppelte Belastung: Der Verlust der Tochter an die Untersuchungshaft und die Stigmatisierung durch den über ihrem Namen schwebenden Verdacht. Nachbarn berichten von einem Rückzug der Familie, die jeden Kontakt zur Presse meidet.

In der grauen Stille der Untersuchungshaft wird Gina H. als ruhig, fast still beschrieben. Sie verbringt die meiste Zeit allein, liest, schreibt und soll mehrfach nach dem Schicksal ihres Sohnes gefragt haben, ein sichtbares Zeichen dafür, wie nah juristisches Verfahren und menschliches Leid beieinander liegen.

Die Strategie des Schweigens: Ein Grundrecht wird zur Taktik

Auf Anraten ihres Rechtsanwalts Andreas Om schweigt Gina H.. Dieses Schweigen wird in der Öffentlichkeit oft als Zeichen von Schuld oder Kalkül missverstanden. Juristisch jedoch ist es ein Grundrecht: Niemand ist verpflichtet, sich selbst zu belasten. Om betont, dass das Schweigen nicht gegen seine Mandantin verwendet werden darf.

Die Strategie ist nüchtern und präzise: Die Verteidigung wird sich erst dann positionieren, wenn die Ermittlungsakte vollständig vorliegt und Om jedes Indiz, jedes Protokoll und jedes Gutachten geprüft hat. Om weiß, dass Details wie ein falsch interpretierter Zeitstempel, ein irreführender Standortpunkt oder eine durch Stress verzerrte Erinnerung Prozesse wenden können. Seine Aufgabe ist es, Risse in der Beweiskette zu finden und alternative Erklärungen zu prüfen. Das Schweigen ist in diesem Kontext also keine Verweigerung, sondern eine juristische Taktik, um die Unschuldsvermutung, die „kein leeres Wort“ sei, aufrechtzuerhalten.

Öffentliche Vorverurteilung und die Hoffnung auf einen Wendepunkt

Der Fall Fabian ist zu einem Lehrstück über die Grenzen zwischen Ermittlungsarbeit und öffentlicher Vorverurteilung geworden. Während die Ermittler nüchtern Akten prüfen, fällt das Urteil im Netz längst emotional und voreilig. Anwalt Om kämpft gegen diesen „öffentlichen Vorverurteilungsdruck“ und fordert, seine Mandantin müsse als unschuldig gelten, bis ein Gericht das Gegenteil feststellt.

Doch Wochen nach der Festnahme, als alles festgefahren schien, deutet sich eine erneute Wende an, die das Bild komplizierter macht. Es dringen neue Informationen durch, dass Ermittler weiteren Hinweisen nachgehen, darunter möglichen Beobachtungen aus der Nachbarschaft und Daten, die erst nachträglich ausgewertet werden konnten. Es ist inoffiziell von einer „zweiten Person“ im erweiterten Umfeld die Rede, deren Rolle bislang unklar ist.

Diese Entwicklung, so leise sie auch geschehen mag, lenkt den Fokus der Ermittlungen nicht mehr ausschließlich auf Gina H.. Die Polizei soll noch einmal alle Spuren am Fundort überprüft haben, insbesondere Schuhabdrücke und Faserspuren. Für die Verteidigung ist das ein erster Hoffnungsschimmer. Om reagiert vorsichtig optimistisch: „Wir sehen Anzeichen, dass die Ermittlungen breiter gefasst werden“. Dies könnte der erste Riss im monolitischen Verdachtsgebäude sein.

Der Fall, der eine klare Richtung zu haben schien, öffnet sich wieder. Für die Verteidigung bedeutet dies, Zeit zu gewinnen und die Haftbeschwerde vorzubereiten. Der Anwalt will eine Freilassung beantragen, falls die Beweislage weiterhin nur auf Indizien basiert und die Zweifel durch neue Spuren gewachsen sind.

Der Fall Fabian bleibt damit ein Spiegel unserer Zeit. Er handelt von der Macht der Medien, der Zerbrechlichkeit der Gerechtigkeit und der alten Tugend des Zweifelns. Während Gina H. in ihrer Zelle Notizen schreibt, Gedankenfragmente, vielleicht ein Versuch, die Kontrolle über eine Geschichte zurückzugewinnen, die ihr längst nicht mehr gehört, kämpft ihr Anwalt mit Paragraphen gegen Emotionen.

Die Menschen in Güstro und ganz Deutschland suchen nach Gewissheit, aber bekommen Widersprüche. Die Wahrheit könnte in der Stille liegen, nicht in den Schlagzeilen. Bis ein Gericht Klarheit schafft, bleibt dieser Fall ein Lehrstück über Geduld, Verantwortung und die Pflicht, Zweifel auszuhalten, bevor man richtet.

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