Nach 16 Jahren: Alice Weidel bricht ihr Schweigen und kündigt Hochzeit mit Partnerin Sarah Bossard an

Sie ist bekannt als eine der schärfsten, kühlsten und provokantesten Stimmen der deutschen Politik. Eine Frau, die Rhetorik als Waffe einsetzt, Kontroversen kalkuliert und als Kanzlerkandidatin der AfD das politische Establishment herausfordert. Doch nun, nach 16 Jahren eines eisern abgeschirmten Privatlebens, hat Alice Weidel eine Bombe platzen lassen, die nichts mit Politik zu tun hat – und doch zutiefst politisch ist.
In einem exklusiven Fernsehinterview, das eine völlig andere Seite der sonst so kontrollierten Politikerin zeigte, verkündete Weidel die Nachricht: Sie und ihre langjährige Partnerin, die Filmproduzentin Sarah Bossard, werden im kommenden Frühjahr heiraten.
Es war ein Moment, der Beobachter fassungslos machte. Die Frau, die im Bundestag von “Systemversagen” spricht und politische Korrektheit auf den “Müllhaufen der Geschichte” wünscht, zeigte sich plötzlich leise, fast schüchtern. In einer Geste, die tief blicken lässt, fügte sie eine öffentliche Danksagung und Entschuldigung an ihre Partnerin hinzu: “Ich möchte Sarah danken und mich zugleich bei ihr entschuldigen. Sie hat an meiner Seite gestanden, während ich die meiste Zeit abwesend war, körperlich oder gedanklich”. Nach all den Jahren des politischen Kampfes, so Weidel, sei es an der Zeit für “Ruhe, Anerkennung und Zugehörigkeit”.
Die Ankündigung ist der vorläufige Höhepunkt einer Geschichte voller Widersprüche, die Alice Weidel seit ihrem Eintritt in die Politik verkörpert. Da ist die promovierte Ökonomin, die im internationalen Investment Banking arbeitete, und da ist die Spitzenpolitikerin einer Partei, die sich immer wieder durch homofeindliche Töne hervortut. Dass ausgerechnet diese Frau offen lesbisch mit einer aus Sri Lanka stammenden Partnerin und zwei Söhnen in der Schweiz lebt, ist das große Paradoxon ihrer Karriere.
Für ihre Kritiker ist es pure Heuchelei. Für Weidel selbst, so scheint es, ist es der Ausdruck einer radikalen Trennung von Privatem und Politischem. “Ich bin keine Aktivistin, ich bin einfach Ich”, soll sie einmal gesagt haben. Doch in einer Welt, in der das Private immer politisch ist, war dieser Spagat nie einfach.
Wer ist die Frau, die 16 Jahre lang im Schatten einer der polarisierendsten Figuren Deutschlands stand? Sarah Bossard ist in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Alice Weidel. Als Kind aus Sri Lanka adoptiert, wuchs sie in einem liberalen, weltoffenen Umfeld in der Schweiz auf. Als Film- und Fernsehproduzentin ist sie kreativ, spontan und wird von Freunden als “warmherzig” und “voller Empathie” beschrieben.
Sie trafen sich 2009 in Zürich, als Weidel noch die kühle Finanzanalystin war. Es war, so berichten Bekannte, eine behutsame Annäherung zweier völlig unterschiedlicher Welten: hier die preußisch disziplinierte Ökonomin, dort die künstlerische Produzentin. Was sie verband, war nicht die Politik, sondern ein tiefes Vertrauen. Sarah Bossard wurde zum emotionalen Gegenpol, zum stabilen Anker in einem Leben, das bald von politischen Stürmen erfasst werden sollte.
Der Preis für diese Liebe war hoch. Als die Beziehung 2017, zu Beginn von Weidels Bundestagskarriere, öffentlich bekannt wurde, brach für Bossard eine Welt zusammen. Sie verlor mehrere Aufträge in der Medienbranche. Freunde aus ihrem früheren, liberalen Umfeld wandten sich ab, entsetzt über die politische Haltung ihrer Partnerin. Eine Frau, die ihr Leben lang gegen Diskriminierung eingetreten war, wurde nun selbst zur Zielscheibe – nicht wegen ihrer Herkunft, sondern wegen der Frau, die sie liebte.
Auch innerhalb der AfD sorgte die Beziehung für massive Spannungen. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemurrt, wie eine lesbische Frau an der Spitze einer Bewegung stehen könne, die traditionelle Werte predigt. Weidels Reaktion war typisch: Kontrolle und Schweigen. Sie verweigerte jede emotionale Angriffsfläche.

Das Paar zog sich zurück. Sie verließen Zürich und fanden in Einsiedeln im Kanton Schwyz einen Ort der Stille. Dort, weit weg vom Berliner Politikbetrieb, inmitten von Bergen und Seen, versuchten sie, eine Normalität für ihre beiden Söhne zu schaffen. Während Weidel als Kanzlerkandidatin die Nation spaltet, lebt sie privat ein Leben, das so gar nicht zu ihrem öffentlichen Image passen will: als Mutter, die am Wochenende Brot backt und Fahrradtouren unternimmt.
Dieser permanente Spagat zwischen der öffentlichen Rolle und der privaten Wahrheit definiert Alice Weidel. Sie ist die Meisterin der kalkulierten Provokation. Ihr Abgang aus der ZDF-Talkshow 2017 oder ihre medienwirksamen Tabubrüche sind Teil einer präzisen Strategie, Öffentlichkeit als Bühne zu verstehen, auf der sie stets die rationale Ökonomin und die rebellische Systemkritikerin zugleich spielt.
Doch nun, mitten im Wahljahr 2025, wagt sie einen Schritt, der so gar nicht strategisch wirkt, sondern zutiefst menschlich. Die Entscheidung zur Hochzeit, so heißt es aus ihrem Umfeld, sei vor allem von Sarah Bossard vorangetrieben worden. Nach all den Anfeindungen und Stürmen wollte sie einen Moment, der nur ihnen gehört. “Wenn nicht jetzt, wann dann?”, soll sie Freunden anvertraut haben.
Alice Weidel soll zunächst gezögert haben. Nicht aus Zweifel an der Liebe, sondern aus Furcht vor der Symbolik: Eine AfD-Vorsitzende, die eine Frau heiratet, ist ein Politikum, das ihre eigene Partei herausfordert. Doch am Ende, so scheint es, überwog der Wunsch nach Authentizität.
Die Feier soll klein und intim werden. Gerüchten zufolge findet sie in der Schweiz statt, an einem See, ohne Medien und roten Teppich. Ein Moment der Normalität in einem Leben, das alles andere als normal ist.
Weggefährten berichten, Weidel habe sich in den letzten Monaten verändert, sei ruhiger, reflektierter geworden. Vielleicht ist es die Reife nach Jahren im politischen Sturm, vielleicht der Einfluss ihrer Partnerin. In ihrem Interview klang ein neuer Ton durch, der sie menschlicher machte als jede Rede im Bundestag. “Ich habe gelernt, dass das Leben nicht nur aus Argumenten besteht”, sagte sie. “Es besteht aus Momenten und aus Menschen, die bleiben, wenn alle anderen gehen”.
Diese Hochzeit ist mehr als eine private Feier. Sie ist ein stilles Symbol für das Ringen zwischen Gefühl und Prinzip, zwischen öffentlicher Fassade und privater Wahrheit. Sie zeigt, dass selbst die kältesten Strategen im politischen Spiel eine Verwundbarkeit besitzen, die sie zu schützen versuchen. Nach 16 Jahren des Schweigens und des Kampfes ist diese Ankündigung vielleicht der mutigste Schritt im Leben der Alice Weidel – ein “Ja” zu sich selbst und zueinander.