Tod, Tränen, Neubeginn: Das letzte Gefecht der sächsischen Punker – Wie Lausi, Pdy und Golum in einer Bremerhavener Bruchbude gegen den Totalverfall und für ein lebenslanges Zuhause kämpfen

Tod, Tränen, Neubeginn: Das letzte Gefecht der sächsischen Punker – Wie Lausi, Pdy und Golum in einer Bremerhavener Bruchbude gegen den Totalverfall und für ein lebenslanges Zuhause kämpfen
Das Leben ist selten eine gerade Linie. Manchmal sind es Schicksalsschläge, die Menschen zwingen, alles aufzugeben, um dann in der radikalsten Form der Entbehrung eine neue Hoffnung zu finden. Genau diese existenzielle Wende durchleben derzeit Lausi (34) und Pdy (42), das sächsische Punker-Paar, dessen Leben die RTLzwei-Dokumentation „Harz und Gold“ seit Jahren begleitet. Ihre Geschichte ist ein schmerzhaft ehrliches Protokoll über Trauer, Obdachlosigkeit und den unbändigen Wunsch nach einem Ort, den man endlich „Zuhause“ nennen darf.
Der Verlust ihres Freundes Asterix (52) sitzt tief. Wochen nach seinem Tod ringt das Paar noch immer mit der tiefen Trauer. Doch inmitten dieser emotionalen Dunkelheit haben Lausi und Pdy einen drastischen Schritt gewagt, der ihre gesamte Zukunft auf eine einzige, morsche Karte setzt: Sie verließen die Hamburger WG, in der Asterix gestorben war, um in eine Bruchbude in Bremerhaven zurückzukehren. Dieses Gebäude, das sie einst wegen eines gefährlichen Dachschadens aufgeben mussten und das zuweilen als einsturzgefährdet galt, soll nun der Schauplatz ihres letzten, großen Gefechts um ein stabiles Leben werden.
Was sie hier erwartet, ist kein einfaches Sanierungsprojekt, sondern ein existentieller Härtetest. Doch die Hoffnung auf Eigenständigkeit, genährt durch das Trauma des Verlusts und die Perspektive auf eine lebenslange Sicherheit, scheint stärker als jeder Schimmelpilz und jede zerstörte Leitung.
Der „Deal“ des Lebens: Lebenslanges Mietrecht gegen totale Hingabe
Die Rückkehr in das marode Haus wäre unter normalen Umständen ein Akt der Verzweiflung, doch für das Trio – Lausi, Pdy und ihren Freund Golum (41), den sie aus einer Berliner Kommune kennen – ist es die erste echte Chance seit Langem. Der Hoffnungsschimmer hängt an einem ungewöhnlichen, aber klaren Deal: Der neue Vermieter sicherte ihnen ein lebenslanges Mietrecht zu. Die Bedingung: Sie müssen aktiv bei der umfassenden Sanierung mithelfen.
Für Menschen, die jahrelang mit Unsicherheit, Obdachlosigkeit und dem ständigen Kampf ums Überleben konfrontiert waren, ist die Aussicht auf eine permanente Bleibe ein unbezahlbares Versprechen. Es ist die Chance auf einen sicheren Hafen, der es ihnen erlaubt, aus der Krise heraus einen echten Neuanfang zu wagen.
Die Sanierung ist jedoch eine Herkulesaufgabe. Das Haus, das sie zurückgewonnen haben, ist in einem Zustand des kritischen Verfalls. Lediglich ein einziger Raum kann aktuell überhaupt genutzt werden. Es fehlt an allen elementaren Dingen, die in der zivilisierten Welt als selbstverständlich gelten: Weder Strom noch fließendes Wasser funktionieren. Sanitäre Anlagen sind zerstört.
Besonders schockierend: Ein wichtiges Rohr wurde gestohlen, weshalb sich Hinterlassenschaften im Keller gesammelt haben. Für Pdy und Lausi war dies eine überraschende Erkenntnis, die sinnbildlich dafür steht, wie weit die Substanz des Hauses bereits zerfallen ist.
Der Alltag der Improvisation: Feuchttücher und Kanister
Der Alltag des Trios ist ein einziger, ununterbrochener Akt der Improvisation und des Kampfes gegen die rudimentärsten hygienischen Herausforderungen. Wasser muss mühsam aus Kanistern organisiert werden. Gekocht wird unter schwierigsten Bedingungen, und statt eines öffentlichen Stromnetzes müssen Stromaggregate die notwendige Energie liefern.
Besonders Lausi, die den organisatorischen Alltag stemmt – Kochen, Putzen, Struktur schaffen – ist mit den Folgen der fehlenden Infrastruktur konfrontiert. Ihre Aussage fasst die elementare Notlage prägnant zusammen: „Anfang habe ich alles mit Feuchttüchern sauber gemacht“. Diese einfache Geste, die in einer normalen Wohnungspflege undenkbar wäre, zeigt, wie elementar die fehlende Hygiene und Infrastruktur den Alltag des Trios bestimmt.
Trotz dieser widrigen Umstände herrscht Tatkraft vor. Pdy und Golum packen hart an, reißen marode Bauteile heraus, bereiten Leitungen vor und legen damit das Fundament für ein neues, eigenes Leben. Der gemeinsame Wille, die Chance zu nutzen, ist der einzige Treibstoff in diesem kräftezehrenden Prozess.
Golums zweites Leben: Vom Schnaps im Schlafsack zur neuen Zukunft
Der stille Held dieses Neuanfangs ist Golum (41), dessen Lebensweg ein tief eindrückliches Bild sozialer Verwundbarkeit und dramatischer Wiederauferstehung zeichnet. Golums Geschichte ist ein extremes Beispiel für das, was es bedeutet, am Rande der Gesellschaft zu existieren.
Jahrzehntelang kämpfte er mit einer schweren Alkoholsucht. Golum beschreibt seine dunkelsten Zeiten selbst schonungslos: täglich literweise Schnaps, oft mit einer Flasche im Schlafsack. Sein Körper kollabierte schließlich auf dramatische Weise: Es folgten eine halbe Stunde Reanimation, eine Notoperation und zwei Monate im Koma.
Heute blickt er auf diese Zeit zurück und sagt dankbar, aber gezeichnet: „Ich lebe mein zweites Leben“. Sein Weg in die Obdachlosigkeit begann früh und hart: Er wurde von seiner Mutter rausgeworfen, geriet strafrechtlich auffällig und verbrachte fast 20 Jahre auf der Straße.
Erst durch die Freundschaft mit Pdy und Lausi fand Golum wieder Halt. Das Punker-Paar bot ihm eine Perspektive, die mehr war als nur ein trockener Schlafplatz. In der maroden Bruchbude in Bremerhaven sieht Golum nun, zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten, eine Zukunft, die mehr bereithält als das bloße Überleben. Die Sanierungsarbeit ist für ihn nicht nur Pflicht, sondern Therapie und ein greifbarer Beweis seiner Wiedereingliederung.
Die Macht der Hoffnung: Mehr als nur ein Gebäude

Trotz aller Widrigkeiten – die enormen Schäden, die fehlenden finanziellen Mittel, die begrenzten Kräfte – strahlt das Trio eine seltene Portion Zuversicht aus. Der Tod ihres Freundes Asterix hat ihre Entschlossenheit nicht gebrochen, sondern paradoxerweise gestärkt. Sie wollen aus der Krise heraus einen echten Wandel vollziehen.
Für Lausi, Pdy und Golum ist das Haus in Bremerhaven weit mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Symbol für Eigenständigkeit, für ein Leben ohne ständige Umzüge und ohne die lähmende Unsicherheit der Straße. Lausi kämpft im organisatorischen Alltag dafür, inmitten von Chaos und improvisierten Abläufen ein Stück Normalität herzustellen. Pdy und Golum geben dem Projekt die notwendige Tatkraft und physische Substanz.
Die mündliche Zusage des Vermieters über das lebenslange Mietrecht ist in diesem Kontext ein Akt des Vertrauens, der in der heutigen Immobilienwelt fast schon revolutionär ist. Es gibt dem Trio die nötige Sicherheit, um in eine ungewisse Zukunft zu investieren. Wenn das Projekt gelingt, wird Bremerhaven für sie zum sicheren Hafen.
Fazit: Das Vermächtnis des Mutes
Die Geschichte der sächsischen Punker und ihres Freundes ist ein tief bewegendes Zeugnis menschlicher Resilienz. Sie zeigt, dass die größten Herausforderungen nicht immer äußere Feinde sind, sondern oft die eigenen Umstände, die durch persönliche Tragödien verschärft werden. Sie kehren zurück in ein Haus, das sie bereits einmal verloren hatten, und nehmen damit den Kampf gegen den totalen Verfall auf.
Das Drama der fehlenden Hygiene, der improvisierten Küche und des fehlenden Stroms ist der harte Preis, den sie für die Vision eines eigenen, sicheren Heims bezahlen. Doch diese Not ist gleichzeitig der größte Katalysator für ihren Neuanfang. Für Golum ist es die Chance, sein „zweites Leben“ endlich in Sicherheit und Würde zu führen. Für Lausi und Pdy ist es das Vermächtnis des Mutes, das sie dem verstorbenen Freund Asterix schuldig sind.
Die sächsischen Punker und ihr Freund kämpfen in einer Bremerhavener Ruine nicht nur gegen morsche Wände und gestohlene Rohre. Sie kämpfen gegen die Vorurteile und die soziale Unsicherheit, die sie jahrelang begleitet haben. Ihre Geschichte ist ein Triumph des gemeinsamen Willens und eine Demonstration, dass das wahre Zuhause nicht von Strom oder fließendem Wasser abhängt, sondern von den Menschen, die bereit sind, es gemeinsam aufzubauen. Ob das Projekt gelingt, bleibt ungewiss, doch der Mut, diesen Kampf anzunehmen, ist bereits ein Sieg für sich. Die Rückkehr nach Bremerhaven ist für Lausi, Pdy und Golum der Beginn ihres ersten, wirklich eigenen Lebens seit Jahren.