„Warum müssen wir mit Fanatikern diskutieren?“ – Jungbauer blamiert Politik-Elite und rechnet mit dem Schweigen der Regierung ab

Es ist ein Moment, der die ganze Verlogenheit der aktuellen Politik in einem einzigen, brennenden Scheinwerferlicht einfängt. Ein junger Mann, klar im Ausdruck, fundiert in der Sache, steht auf und blickt den Vertretern der politischen Klasse direkt ins Gesicht. Sein Name ist Standmatin, er kommt aus dem Landkreis Erding, und er ist kein wütender Chaot. Er ist ein Landwirt in Ausbildung und war mit seiner Klasse stark bei den Bauernprotesten vertreten. Er ist die Zukunft der deutschen Landwirtschaft. Und er hat die Nase gestrichen voll.
In einer Szene, die viral gehen sollte, entlarvt er die Heuchelei von SPD, Grünen und auch der CDU. Er spricht nicht über abstrakte Theorien. Er spricht über knallharte Realität. Er erinnert die Politiker an ihre Versprechen während der großen Bauernproteste. „Sie haben damals…gesagt, dass mir Landwirte uns auf fia könern [verlassen können], was kemma wird“, ruft er ins Mikrofon. Was kam, war ein Schlag ins Gesicht.
„Jetzt ist das Jahr um“, fährt er fort, „wir haben dann kurz vor Weihnachten nur Größkündel [ein großes Bündel] kriegt…“. Er meint das Mercosur-Abkommen. Ein Handelsabkommen, das die Märkte für billiges Fleisch aus Südamerika öffnet. Für Standmatin ist das „wie Geschenke, die man sich nicht gewünscht hat, aber kein Kassenzettel nicht hat, wo man es halt nicht zurückgeben kann“.
Hier explodiert die Bombe der Doppelmoral. Der junge Landwirt rechnet vor, dass deutsche Bauern gezwungen werden, ihre Ställe umzubauen – Ställe, die „teilweise noch keine 15 Jahre alt sind“ – für absurde Haltungsformen wie „Weidehaltung“. Gleichzeitig, so prangert er an, werde Fleisch aus Argentinien importiert, wo die Tiere „richtig zusammengepfercht“ werden, ohne dass es den deutschen Standards auch nur nahekommt.
Seine Stimme wird lauter, geladen mit der Frustration einer ganzen Generation von Praktikern, die von Ideologen gegängelt werden: „Warum müssen wir ständig mit irgendwelche Ideologien, mit irgendwelche Fanatikisten drüber diskutieren, wie bei uns das Tierwohl auszuschauen hat?“.
Er hält der Politik einen Spiegel vor, der deren Inkompetenz brutal offenlegt. Er und seine Kollegen sind hochqualifiziert. „Wir haben ja alle da, die Landwirte, die haben alle gelernt, die haben alle teilweise einen Master gemacht, teilweise einen Techniker gemacht, die machen Fortbildungen…“. Sie wissen selbst am besten, wie sie ihre Tiere halten müssen, damit es ihnen gut geht. Und dann kommt die vernichtende Analogie, die jeden im Saal zum Schweigen bringt: „Wenn ich jetzt halt irgendwo hingehe, dann kann ich mir auch nicht einfach jetzt rechts der [dem Chirurgen]…sagen, wie er operieren soll“.
Seine zentrale Frage hallt als Anklage durch den Raum: „Warum macht man nicht einfach so, dass er wirklich die, die Praxis gelernt haben, die das können, einfach die Politik mit gestalten können? Warum passiert da immer nichts? Es werden immer nur Versprechen gemacht, dass das kimmt, aber es passiert dann im Endeffekt nicht!“.
Dieses Gefühl des Betrugs, der systematischen Missachtung von Fachwissen zugunsten einer urbanen, realitätsfernen Ideologie, ist der Kern des Problems. Und es ist kein Problem, das sich auf die Ampel-Regierung beschränkt.
Ein anderer Landwirt, Tony Wolschläger, ein Bio-Bauer, nimmt die CSU ins Visier. Er berichtet von einem bayerischen Programm (KULAP K3), das Bauern dafür förderte, Klee-Gras anzubauen. Eine Maßnahme, die er als „hervorragendes Programm“ preist: Es bindet CO2 und Stickstoff, baut Humus auf, dient dem Klimaschutz und der Artenvielfalt. Es war eine dieser seltenen Maßnahmen, bei der Ökologie und Landwirtschaft Hand in Hand gingen.
Und dann der Schock: „Aber es ist weg! Es ist abgeschafft worden!“. Und zwar, so Wolschläger, „in einer Nacht- und Nebelaktion“. Viele Landwirte, gerade Bio-Betriebe, hatten bereits das Klee-Gras eingesät. Sie hatten auf die Zusage der Politik vertraut. Nach der Aussaat erfuhren sie, dass die Förderung gestrichen ist.
Wolschlägers Fazit ist ein moralisches Todesurteil für die Politik: „So geht man nicht mit Leut um!“. Er entlarvt die Heuchelei der CSU, die sich als Schutzpatron der Bauern aufspielt, aber in der Realität genau die Planungssicherheit zerstört, für die die Bauern auf die Straße gegangen sind. Er blickt zur anwesenden Ministerin und sagt: „Liebe Frau Minister, so erreichen Sie das Ziel 30% Ökolandbau in Bayern bis 2030 mit Sicherheit nicht!“.

Die Bauernproteste, so wird in der Diskussion klar, waren die „beste Teambuilding-Maßnahme“ für die Landwirte. Sie haben konventionelle und Bio-Betriebe, Ackerbauern und Milchviehhalter vereint. Und sie hatten Erfolg – allerdings nicht in Berlin. Der größte Erfolg war auf EU-Ebene, wo die „schwarze Kommissarin“ Ursula von der Leyen ihren eigenen „Green Deal“ wieder zurücknehmen musste.
Und in Deutschland? Was kam von der Bundesregierung? Die Antwort ist so einfach wie entlarvend: Schweigen.
„Manchmal ist Schweigen lauter als jedes Wort“, stellt der Erzähler des Videos fest. Seit den Protesten hat sich die Bundesregierung in genau dieses Schweigen geflüchtet. Ein Schweigen, das zeigt: Die Sorgen der Landwirte sind in Berlin längst ad acta gelegt.
Die Kritik richtet sich frontal gegen den SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil. Ein Mann, der „über Industrie, Digitalisierung, Sicherheitspolitik“ spricht, aber ein Wort scheint in seinem Vokabular nicht mehr zu existieren: Landwirtschaft.
Kein Wort über die Menschen, die unsere Ernährungssicherheit garantieren. Kein Wort über die Betriebe, die unter absurden Auflagen und Energiekosten zusammenbrechen. Kein Wort über den fundamentalen Widerspruch, Milliarden für Rüstungsprojekte zu mobilisieren, während bäuerliche Höfe in ganz Deutschland schließen müssen.
Die Wahrheit, die der junge Landwirt Standmatin und der Bio-Bauer Wolschläger aufgedeckt haben, ist bitter: Die Landwirtschaft hat keine Lobby mehr in Berlin. Sie passt nicht in die „Hochglanzstrategien“ und den „politischen Rhythmus einer urbanen Elite“, die von der Realität auf dem Land keine Ahnung hat.
Das Schweigen von Klingbeil und Co. ist kein Vergessen. Es ist eine bewusste Entscheidung. Es ist die arrogante Antwort der Macht auf die berechtigten Sorgen derer, die uns ernähren. Die Frage des jungen Landwirts, warum Fanatiker die Politik bestimmen dürfen, bleibt unbeantwortet. Sie hängt im Raum wie eine schallende Ohrfeige für eine Regierung, die den Kontakt zur Realität verloren hat.