Sie stürzte fast in den Fluss–der kämpfende Vater rettete sie, ohne zu wissen, dass sie eine CEO war

Das eiskalte Wasser der Isa schäumte um die Designerstiefel von Viola Hartmann, während sie verzweifelt nach den glitschigen Felsen griff. Ihr Herz hämmerte in der Brust, als ihr klar wurde: “Nur ein falscher Griff und die Strömung würde sie mitreißen.” Eigentlich hatte sie nur einen Spaziergang machen wollen, um den Kopf frei bekommen, nach einer endlosen Vorstandsitzung voller Machtkämpfe.

 Doch nun war aus der kurzen Auszeit ein Kampf ums Überleben geworden. Ein Stück Ufer war unter ihr weggebrochen und sie war ins eiskalte Schmelzwasser gestürzt. “Hilfe”, rief sie heiser, doch ihre Stimme ging im Tosen des Flusses fast unter. Die Strömung war hier nicht lebensgefährlich, aber die vier Grad kalte Schneeschmelze war es.

 Ihre Finger wurden taub, jeder Atemzug schmerzte. Sie klammerte sich an den mit Moos überzogenen Stein, aber lange würde sie nicht durchhalten. Ein gutes Stück Fluss aufwärts baute Thomas Berger mit seiner siebenjährigen Tochter Emma einen kleinen Damm aus Kieseln. Seit er sein Bauunternehmen im letzten Jahr verloren hatte, waren solche Wochenenden in der Natur eines der wenigen Luxusgüter, die er sich noch leisten konnte.

 

 Maus, bleib hier auf dem großen Stein. Ja, beweg dich nicht weg, befahl er ruhig, aber bestimmt. Was ist los, Papa? Fragte Emma, Stirn in Falten gelegt. Jemand braucht Hilfe. Ich bin gleich zurück. Er deutete auf den Felsblock, auf dem sie saß, weit genug entfernt vom Wasser. Dann rannte er das Ufer entlang, und da sah er sie, eine Frau im grauen Mantel, halb im Wasser, krampfhaft gegen die Strömung kämpfend.

 Ohne zu zögern sprang er hinein. Das Eiswasser schoss ihm sofort in die Glieder, brannte in den Knochen, doch er kämpfte sich vor. “Ich hab sie”, rief er und streckte die Hand aus. “Greifen Sie zu!” Ihre Finger berührten seine. Eiskalt, kraftlos. Er packte zu, fest und zog mit aller Kraft, stemmte sich gegen die Strömung. Mit einem Ruck gelang es ihm, sie auf einen untergetauchten Stein zu ziehen, dann noch ein kräftiger Zug und endlich hatte er sie im seichteren Wasser.

 Vorsicht, warnte er, während sie gemeinsam über die glatten Felsen ans Ufer stolperten. Dort brach Viola zusammen, zitternd wie Espenlaub. Ihr maßgeschneiderter Hosenanzug war völlig durchnäst, die Frisur zerstört, das Gesicht Aschwahl. “Danke”, brachte sie zwischen klappernden Zähnen hervor. “Papa, geht es ihr gut?”, rief Emma.

 Sie war ihm entgegengekommen, trotz der Mahnung, auf dem Felsen zu bleiben. “Sie wird schon wieder”, versicherte Thomas seiner Tochter und wandte sich an die Frau. “Wir müssen sie aufwärmen. Mein Wagen steht ein Stück den Weg hinauf. Können Sie laufen?” Viola versuchte sich aufzurichten, verzog aber sofort schmerzhaft das Gesicht.

 “Mein Knöchel, ich glaube, ich habe ihn verstaucht.” Ohne ein weiteres Wort hob Thomas sie hoch. Ein Arm unter den Knien, einer hinter dem Rücken. Unter normalen Umständen hätte Viola protestiert. Sie war immerhin die Vorstandsvorsitzende von Hartmannsystems. Ein Name, der in München für Macht und Reichtum stand. Aber der Schock und die Kälte ließen keinen Platz für Stolz.

 “Emmer, nimm meinen Rucksack”, rief Thomas. Gehorsam schleppte das Mädchen den alten Leinenrucksack hinter sich her, während er die Frau den Pfad hinauftrug. Viola war benommen, doch sie nahm in Bruchstücken ihren Retter wahr markantes Kinn, Bartschatten, warme braune Augen, in deren Winkeln kleine Lachfalten lagen und Schultern, stark genug, sie mühelos zu tragen.

 Sein verwaschenes Holzfällerhemd und die abgetragenen Jeans standen im scharfen Kontrast zu den Maßanzügen, die sie sonst täglich umgaben. Thomas, stellte er sich knapp vor, während er vorsichtig den steinigen Weg hinaufging. Und das hier ist meine Tochter Emma. Viola, hauchte sie, ihre Stimme brüchig vor Kälte. Danke, ich weiß nicht was.

 Nicht dran denken unterbrach er sanft. Wir haben sie rechtzeitig gefunden. Oben am Parkplatz wartete ein alter vor Transit, die Beifahrertür verbeult, hinten ein Kindersitz. Thomas setzte sie behutsam auf den Sitz, drehte die Heizung voll auf und holte eine abgenutzte, aber saubere Decke hervor. Hier, das wärmt sie.

 Aus einer Tasche zog er sogar ein kleines Bündelamenkleidung. Die Sachen hat Emmas Mutter hier gelassen, vielleicht passen sie ihnen. Der beiläufige Hinweis ließ Viola kurz zu seiner linken Hand blicken. Kein Ring. Ein Gedanke blitzte auf. Sie verdrängte ihn sofort. “Danke”, murmelte sie, nahm die Kleidung entgegen. “Wollen Sie sich schnell umziehen?” “Wir warten draußen”, bot Thomas an, nahm Emma bei der Hand und ließ ihr die nötige Privatsphäre.

 Im engen Wageninneren mühte sich Viola damit ab, die triefend nassen Sachen auszuziehen. Ihre Finger waren klamm, die Bewegungen ungelenk. Schließlich schaffte sie es in die Jogginghose und den viel zu großen Pullover zu schlüpfen, die nach Weichspüler rochen. Dieser schlichte Duft nach Zuause und Alltag brannte ihr plötzlich Tränen in die Augen.

 Wann hatte sie zuletzt etwas getragen, das nicht von ihrer Haushälterin in die Reinigung gegeben wurde? Als Thomas und Emma zurückkamen, saß sie eingewickelt in die Decke. Das Haar tropfte, doch sie wirkte schon etwas lebendiger. “Besser?” fragte Thomas und setzte sich ans Steuer. “Sehr viel besser.” “Danke nur mein Handy, das hat den Fluss wohl nicht überlebt.

” Sie hob das trifnasse Gerät hoch. “Wir fahren zu mir”, schlug Thomas vor. Reis wirkt manchmal Wunder bei solchen Dingern und sie können sich richtig aufwärmen. Normalerweise wäre es für Viola undenkbar gewesen, mit einem Fremden mitzufahren. Aber irgendetwas an Thomas strahlte Verlässlichkeit aus. Dazu Emmas große Augen, die neugierig zwischen den Vordersitzen hervorlugten, da konnte man nicht nein sagen.

 

 Das wäre sehr freundlich. Thomas zu Hause lag am Stadtrand von Bart Tölz ein kleines Miethaus mit einem gepflegten Garten. Ein Kinderfarrad lehnte am Zaun. An einem Ast schaukelte ein altes Brett mit Seilen Emmas Reich. Drinnen war es schlicht, aber sauber. Möbel aus zweiter Hand, ein Stapel Bibliotheksbücher auf dem Couchtisch, Kinderzeichnungen am Kühlschrank.

“Es ist nicht viel”, meinte Thomas entschuldigend, als er sie ins Bad führte. “Aber die Dusche funktioniert und heißes Wasser haben wir genug. Es ist perfekt”, versicherte Viola, berührt von der Selbstverständlichkeit, mit der er sie willkommen hieß. “Sie haben schon mehr getan, als ich je erwartet hätte.” Während sie duschte, bereitete Thomas heiße Schokolade vor.

 Emma saß am Küchentisch, die Beine baumelten, während sie mit Buntstiften ein Bild malte. Drei Figuren, ein großer Mann mit braunen Haaren, ein Mädchen mit Zöpfen und eine Frau mit gelbem Haar. “Is Prinzessin?”, fragte sie kichernd. Vielleicht, antwortete Thomas und rührte in der Milch, aber vor allem ist sie sehr mutig gewesen heute.

 Wo wohnt sie? Hat sie Kinder? Das weiß ich nicht, Spatz. Vielleicht kannst du sie nachher selbst fragen, aber höflich. Als Viola aus dem Bad kam, in die gelenen Sachen gekleidet, wirkte sie jünger, fast verletzlich. Thomas reichte ihr die Tasse. Ihre Sachen sind im Trockner. Dauert etwa eine Stunde. Ich weiß gar nicht, wie ich mich bedanken soll für alles.

 Sie sind keine Fremde mehr, rief Emma noch bevor ihr Vater etwas sagen konnte. Sie sind Viola. Ich bin Emma, 7 Jahre alt. Viola musste lachen. Sehr erfreut. Emma. Haben Sie Kinder? Fragte das Mädchen neugierig. Emma Thomas streng. Was haben wir über solche Fragen gesagt? Schon gut. Wiegelte Viola ab. Nein, ich habe keine Kinder. Ich war sehr mit der Arbeit beschäftigt.

 Was machen Sie beruflich? Fragte Thomas vorsichtig. Viola zögerte. Normalerweise änderte die Wahrheit sofort alles. Menschen sahen in ihr dann nur noch die Chefin, die Multimillionärin, die Machtfigur. Ich arbeite in der Technologiebranche, antwortete sie Waage. Roboter? Fragte Emma begeistert. Viola lachte.

 “Nicht ganz. Wir entwickeln Programme, die anderen Firmen helfen. Mein Papa baut Sachen, verkündete Emma stolz. Früher große Häuser, jetzt repariert er Wohnungen. Ein Schatten huschte über Thomas Gesicht. Ich hatte mal ein eigenes Bauunternehmen, erklärte er leise. Letztes Jahr, die Wirtschaftskrise hat uns erwischt.

 Jetzt mache ich kleine Reparaturen und versuche wieder aufzubauen. Viola nickte ernst. Sie hatte unzählige Geschäftsberichte gelesen, in denen kleine Betriebe wie seiner untergingen. “Es ist bewundernswert, dass sie nicht aufgeben.” Thomas zuckte die Schultern. “Mit einer kleinen, die auf dich zählt, bleibt dir keine Wahl.

” Er lächelte Emma an. “Ihre Mama lebt jetzt in Hamburg mit ihrem neuen Mann. Meistens ist sie bei mir.” Der Nachmittag verging überraschend leicht. Emma überredete Viola zu einem Brettspiel. Thomas kochte eine einfache, aber köstliche Pasta. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Viola, entspannt. Als sie nach dem Essen erwähnte, dass sie mit einem Fahrdienst gekommen sei, winkte Thomas ab.

 Kein Stress, ihre Sachen müssen eh noch trocknen. Emma genieß die Gesellschaft und ich auch. Sein Blick warm, offen und ließ etwas in Violas Brust flattern. Wann hatte zuletzt jemand ihre Gesellschaft einfach genossen, ohne Hintergedanken? Der Abend senkte sich über Bartölz, während die drei zusammen im Wohnzimmer saßen.

 Ein Kinderfilm flackerte über den Bildschirm, doch Emma war irgendwann mitten im Lachen eingeschlafen, den Kopf an Violas Schulter gelehnt, eine kleine Hand um ihre Finger geschlossen. “Sie mag sie”, sagte Thomas leise, als er die Szene vom Sessel aus beobachtete. So schnell öffnet sie sich sonst niemandem. Viola strich dem Kind sanft durchs Haar.

 “Sie ist ein wundervolles Mädchen. Sie machen das großartig.” Thomas Mine wurde weicher, aber auch ernst. Leicht war es nicht. Nach der Scheidung und dem Verlust der Firma gab es Tage, da wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte. Manchmal frage ich mich noch immer, ob ich ihr genug bieten kann. Viola schüttelte den Kopf.

 Sie geben ihr das Wichtigste. Sicherheit, Liebe, Freude. Alles andere ist zweitrangig. Er nickte langsam. Diese Worte trafen ihn tief, spürte sie. Später, als er Emma ins Bett gebracht hatte, setzten sie sich mit einer zweiten Tasse Kakao auf die kleine Veranda. Draußen rauschte die Isa in der Ferne, grillen zirpten.

 Und sie fragte Thomas vorsichtig: “Was bringt eine Frau wie sie allein an einen Fluss?” In Designer Stiefeln? Viola lächelte bitter. Eine Vorstandssitzung, ein Kampf um Macht, Zahlen, Ansehen. Ich brauchte Luft und fand Wasser. Manchmal, sagte er, schubst uns das Leben, damit wir dort landen, wo wir eigentlich hingehören. Sie sah ihn lange an.

 Ein einfacher Mann, der mehr Weisheit besaß, als die meisten in ihren gläsernen Bürotürmen je zeigen würden. Als sie schließlich ein Taxi bestellte, begleitete er sie bis vor die Tür. Danke für alles”, sagte sie leise. “War mir eine Ehre”, erwiderte er. “Dann fast zögernd, vielleicht ohne den Fluss, aber könnten wir das irgendwann wiederholen?” Viola nickte, lächelte sehr gern.

 Sie tauschten Nummern und erst als das Taxi davon rollte, entdeckte Thomas, dass sie ihre Visitenkarte auf dem Tisch vergessen hatte. Als er den Namen laß, stockte ihm der Atem Viola Hartmann, Vorstandsvorsitzende Hartmannsystems. Am nächsten Tag konnte er der Neugier nicht widerstehen.

 Eine schnelle Internetsuche bestätigte, was auf der Karte stand. Sie war nicht irgendeine Managerin. Sie war eine der einflussreichsten Unternehmerinnen Deutschlands, Multimillionärin, Vortragsrednerin, Powerfrau in jedem Wirtschaftsmagazin. Sein erster Impuls Abstand. Was konnte er, ein Handwerker ohne Firma, einer Frau wie ihr bieten? Doch dann erinnerte er sich an ihr Lachen beim Brettspiel, an ihr Gesicht, als Emma sie Prinzessin genannt hatte, an den Frieden, den er gespürt hatte, als sie in seiner Küche saßen. Also atmete er tief durch und

schrieb eine Nachricht. Emma will wissen, ob du am Freitag Lust auf Pizza und einen Film hast. Kein Druck. Viola saß in ihrem Penthausbüro hoch über der Münchner Skyline, als die Nachricht aufbloppte. Sofort breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, so offen, daß ihre Assistentin sie neugierig ansah.

 “Gute Nachrichten zum Merger”, fragte diese. “Nein”, antwortete Viola, das Handy fest in der Hand. Etwas Persönliches. Ihre Finger flogen über das Display sehr gern. Um wie viel Uhr? Freitagabend. Viola parkte ihren unauffälligen Audi vor Thomas Haus. Den Tesla ließ sie bewusst in der Garage. Sie hatte sich für Jeans und einen schlichten Pullover entschieden, nichts, das nach Vorstandsetage roch.

 Emma stürmte ihr entgegen und warf sich ihr förmlich um die Beine. Papa hat die Pizza selber gemacht mit echtem Teig. Viola lachte überrascht und ließ sich mit hineinziehen. Der Abend war voller Leichtigkeit. Sie lachten, sie spielten, sie machten Eisbecher nach dem Film. Als Emma sie bat, beim Vorlesen zu helfen, spürte Viola, wie sich eine Tür in ihr öffnete, die sie längst verschlossen geglaubt hatte.

 Später, als Emma schlief, saßen sie zu zweit auf der Veranda. Thomas hielt zwei Teetassen in den Händen, während er lange schwieg. Schließlich sagte er, ich habe nachgesehen, was du wirklich machst. Viola erstarrte. Du hast mir nicht erzählt, dass du ein Milliardenunternehmen führst. Spielt das eine Rolle.

 Ihre Stimme war unsicherer, als sie wollte. Thomas dachte nach. Nur insofern, dass ich mich frage, was du an Zeit mit mir findest. Mit jemandem wie mir. Viola stellte ihre Tasse ab, drehte sich zu ihm. Du meinst mit der Frau, die beinahe ertrunken wäre, weil sie zu stur war, Abstand vom Fluss zu halten, oder mit der, die seit Monaten keine selbstgekochte Mahlzeit mehr gegessen hatte, bis du Pasta gemacht hast? Sie lächelte schwach.

 Unsere Welten sind verschieden. Ja, aber ich habe mich in deiner Welt in einer Woche mehr zu Hause gefühlt als in meiner seit Jahren. Es entstand ein Schweigen, aber ein warmes, volles. Dann küssten sie sich zögerlich, vorsichtig, aber echt. Der Kuss war sanft gewesen, fast tastend. Doch er hatte etwas ausgelöst, eine Wärme, die Viola bis in die Fingerspitzen spürte.

Thomas zog sich leicht zurück, als müsse er sich vergewissern, dass es wirklich geschehen war. Ich sollte dich warnen”, murmelte er. Der Daumen noch immer an ihrer Wange. Alleinerziehender Vater, das bedeutet Chaos. Spontane Planänderungen. Ein drittes Rat, das 7 Jahre alt ist und manchmal die Wahl zwischen Lebensmitteleinkauf und einer tropfenden Badewanne.

 Viola lächelte schief. Dann sollte ich dich auch warnen. Vorstandsvorsitzende, das bedeutet Nachtschichten, Notfallanrufe und eine Frau, die manchmal vergisst zu essen, wenn sie sich in Projekte verbeist. Ein leises Lachen entglitt ihm. Klingt nach zwei Menschen mit Problemen. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen, damit klarzukommen, erwiderte sie.

 In den Wochen danach wurde aus einem zarten Band ein festeres Geflecht. Viola kam häufiger vorbei, brachte Lebensmittel mit, nur ein paar Extras, wie sie behauptete, auch wenn Thomas den Wert der Einkäufe kannte. Sie saß bei Emmas Schulttheaterstück in der ersten Reihe und klatschte, als das Mädchen als Erbaum Nummer 3 ihren einzigen Satz perfekt aufsagte.

 Thomas wiederum fand Wege, ihr beizustehen, ohne sie zu erdrücken. Er schickte ihr Nachrichten, vergissß nicht zu essen. Einmal brachte er ihr sogar ein Lunchpaket ins Büro, nachdem sie ein besonders nervenaufreibendes Meeting erwähnt hatte. Die überraschten Blicke ihrer Mitarbeiter, als der Handwerker mit selbstgemachten Sandwiches im Forer stand, hätte sie am liebsten fotografiert.

 Doch das neue Gleichgewicht wurde auf die Probe gestellt. An einem Freitag sagte Thomas am Telefon: “Es tut mir leid, Viola. Ich weiß, du wolltest, dass ich dich auf dem Wohltätigkeitsball begleite. Aber Emmas Mutter hat das Wochenende abgesagt. Ich habe niemanden, der sie nehmen könnte.” Viola schwieg nur kurz.

 “Dann bring sie mit. Es ist ein familienfreundliches Event. Ich hätte euch beide gern dabei. Bist du sicher? Das ist ein Ball voller Geschäftsleute. Nicht nicht für siebenjährige und Handwerker, fiel sie ihm ins Wort. Genau deshalb. Die brauchen dringend mehr davon. Außerdem gibt es eine Schokoladenfontäne. Die kann Emma unmöglich verpassen.

 So kam es, dass Emma im lilafarbenen Prinzessinnenkleid neben Thomas erschien, der nervös an seinem einzigen Anzugsjackett zupfte. Als Viola sie in der Hotellobby empfing, raubte sie ihm für einen Moment den Atem tiefblaues Kleid funkelnd im Licht. “Du siehst wunderschön aus”, brachte er schließlich heraus.

 “Und siehst sehr, sehr anständig aus”, erwiderte sie, strich ihm die Krawatte glatt und kniete sich dann zu Emma. und du bist heute meine Ehrenassistentin. Deine Aufgabe: Die Schokoladenfontäne im Auge behalten.” Emmas Augen leuchteten. Ja, der Abend wurde anders, als Thomas befürchtet hatte. Während Emma an der Fontäne kleine Marshmallows tauchte, führte Viola ihn in Kreise ein, die sonst für ihn unerreichbar gewesen wären. Und doch war es kein Vorführen.

Sie sprach von ihm mit echter Anerkennung. Ein Immobilienentwickler wandte sich ihm zu. Viola erzählt, sie hätten spannende Ideen für nachhaltige Sanierungen. Würde mich interessieren. Er drückte Thomas seine Visitenkarte in die Hand. Später, als Emma müde auf einem Stuhl zusammensank, zog Thomas Viola beiseite.

 “Was hast du den Leuten über mich erzählt?” “Die Wahrheit”, sagte sie schlicht, “dass du ein begabter Baunternehmer bist, der schwere Zeiten überstanden hat und jetzt neu aufbaut. Warum?” Thomas sah sie ungläubig an. Anthony Porter hat mir gerade einen Beratungsvertrag für ein neues Bauprojekt angeboten. Siebenstellig. Viola lächelte.

 Weil du ihn überzeugt hast, ich habe nur die Türen geöffnet. Durchgegangen bist du selbst. Er schwieg lange. Das ist deine Welt und du lässt uns daran teilhaben. So wie du deine mit mir geteilt hast, antwortete sie leise. Vielleicht sind sie gar nicht so verschieden, wie wir dachten. Am Montag lag tatsächlich ein offizielles Angebot von Porter Developments in Thomas Postfach.

 Keine Gnade, kein Almosen, klare Verträge, feste Erwartungen, aber auch eine echte Chance. Am Abend rief er Viola an. In seiner Stimme lag ein Kampf. Ich weiß nicht, ich will nicht erfolgreich sein, nur weil du jemanden kennst. Es fühlt sich an, als würde ich etwas ausnutzen. Thomas, erwiderte sie ruhig. So funktioniert Wirtschaft, Netzwerke, Kontakte.

 Denkst du, ich hätte Hartmann Systems allein aufgebaut? Anthony Porter würde nie seinen Ruf riskieren, wenn er nicht überzeugt wäre, dass du liefern kannst. Lange Stille, dann seine leise Stimme. Sag mir eins. Würdest du auch bei mir bleiben, wenn ich für immer nur der Handwerker wäre, der kleine Aufträge erledigt? Viola zögerte keine Sekunde.

 Ja, weil das, was ich an dir liebe, nichts mit deinem Jobtitel zu tun hat. Das Wort hing in der Luft. Liebe, du liebst mich? Fragte er tonlos. Ich tue es”, sagte sie, Tränen in den Augen. “Ich liebe, wie du immer ansiehst, wie du mich am Fluss gerettet hast, ohne nachzudenken. Wie du mich als Frau siehst, nicht als CEO.” Seine Stimme brach, als er antwortete: “Ich liebe dich auch.

 Mehr, als ich nach allem, was war, für möglich gehalten hätte.” Ein halbes Jahr später stand Thomas Bauunternehmen wieder auf eigenen Füßen. Zwei Angestellte, volle Auftragsbücher, ein wachsender Ruf für nachhaltige Sanierungen. Viola hatte ihr Unternehmen umgekrempelt, familienfreundliche Arbeitszeiten, echte Walklife Balance.

 Sie selbst ging oft schon um 6 Uhr nach Hause. Wochenenden verbrachte sie fast immer mit Thomas und Emma. Das Mädchen nannte sie inzwischen Liebevolk V. Fast genau ein Jahr nach dem ersten Treffen kehrten sie gemeinsam an die ISA zurück. Diesmal nicht zum Kämpfen, sondern zu einem Picknick. Emma baute ein Erfeehenhaus aus Zweigen, während Thomas nervös immer wieder in seine Tasche fasste.

 “Was ist los?”, fragte Viola schließlich. Er atmete tief durch. “Emmer, erinnerst du dich an unsere Abmachung?” Das Mädchen nickte ernst, kramte aus dem Rucksack eine kleine Papiertüte und reichte sie ihm. Viola begann Thomas, während er auf ein Knie sank. Vor einem Jahr hätte dieser Fluss dich fast aus meinem Leben gerissen, bevor du überhaupt hineingehört hast.

 Stattdessen hat er dich zu uns gebracht. Heute kann ich mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Er öffnete die Schachtel. Ein schlichter Saphiring, eingefasst von kleinen Diamanten. Emma und ich, wir lieben dich. Willst du uns heiraten und unsere Familie vollständig machen? Violas Hände zitterten, Tränen liefen über ihre Wangen. “Ja”, flüsterte sie.

“Ja, ja, ja.” Sie zog ihn hoch, küsste ihn, während Emma jubelnd um sie herumtanzte. Sechs Monate später gaben sie sich das Jahort. Keine prunkvolle Schlosshochzeit, sondern eine Feier, die Eleganz mit Wärme verband. Emma war Blumenkind und nannte sich stolz er beste Tochter. Thomas Firma wuchs weiter, während Viola als Aufsichtsratsvorsitzende zurücktrat und mehr Zeit für Familie gewann.

 Gemeinsam bauten sie ein neues Zuhause, kein Palast, sondern ein helles nachhaltiges Haus mit großem Garten. Perfekt für Emma und für den kleinen Bruder, der schon unterwegs war. Ein Jahr darauf kehrten sie wieder an die Isa zurück. Diesmal war Baby Thomas dabei in Violas Armen, während Emma ihrem Bruder eine Libelle zeigte.

 Denkst du manchmal daran, wie es ohne diesen Sturz gewesen wäre?”, fragte Thomas leise. Viola nickte. “Ich hätte noch immer Tag und Nacht im Büro gesessen. Erfolgreich, ja, aber leer. Und ich hätte mich gefragt, ob ich jemals wieder auf die Beine komme.” Sie legte den Kopf an seine Schulter. Stattdessen haben wir etwas gefunden, das größer ist als alles, wonach wir gesucht haben.

 Thomas küsste sie auf die Schläfe. Manchmal muss man fallen, um das Richtige zu finden. Viola lachte leise. Zum Glück warst du da, um mich aufzufangen. Die Sonne glitzerte auf dem Fluss, der einst Bedrohung gewesen war und nun Symbol für einen Neubeginn. Viola sah ihre Familie an, den Mann, der sie trotz allem hielt, die Stieftochter, die längst ihr Herz erobert hatte, und den kleinen Sohn, in dessen Augen Thomas, Wärme und ihre Entschlossenheit leuchteten.

 Sie wusste, manche Stürze sind in Wahrheit nur der Beginn eines Aufstiegs.

 

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