Geboren am Flughafen: 33 Jahre lang wusste ihr Vater nichts von seiner Tochter – eine unglaubliche Suche beginnt

Geboren am Flughafen: 33 Jahre lang wusste ihr Vater nichts von seiner Tochter – eine unglaubliche Suche beginnt

Mein Papa weiß nichts von mir." Moni sucht die Urlaubsliebe ihrer Mutter | 1/2| Julia Leischik sucht - YouTube

Ein Flughafen ist normalerweise ein Ort des Ankommens und Abschieds, ein Knotenpunkt flüchtiger Begegnungen. Für Monika, genannt Moni, war der Flughafen Wien-Schwechat jedoch der Ort ihres ersten Schreis, der Beginn eines Lebens voller Fragen. Vor 33 Jahren wurde sie unter den denkbar ungewöhnlichsten Umständen geboren. Ihre Mutter, eine junge Zollbeamtin, ahnte bis zu den letzten Stunden nichts von ihrer Schwangerschaft. Mit starken Bauchschmerzen suchte sie den Flughafenarzt auf, der eine schockierende Diagnose stellte: Es waren Wehen. Wenig später war Moni da – ein kleines Wunder, dessen Existenz für einen Mann ein Geheimnis bleiben sollte: ihren Vater.

Diese außergewöhnliche Geschichte ist der Auftakt zu einer der emotionalsten Suchen, die man sich vorstellen kann. Moni, heute 33, selbst Mutter von drei Kindern und als Krankenschwester tätig, hat sich entschieden, das größte Rätsel ihres Lebens zu lösen. Sie sucht ihren Vater Evaristo, eine Urlaubsliebe ihrer Mutter aus dem fernen Teneriffa, einen Mann, der bis heute nicht weiß, dass er eine Tochter hat. „Mein Papa weiß nichts von mir“, sagt Moni mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und Entschlossenheit. Dieser Satz ist der Kern ihrer lebenslangen Sehnsucht.

Die Geschichte von Monis Eltern beginnt Ende der 1980er Jahre unter der kanarischen Sonne. Ihre Mutter, damals eine junge Frau im Urlaub, verliebte sich in den charmanten Kellner Evaristo. Es war mehr als nur ein flüchtiger Flirt; es entwickelte sich eine Fernbeziehung, die von tiefen Gefühlen geprägt war. Alte Briefe, die Moni erst in ihrer Jugend fand, zeugen von der Intensität dieser Liebe. „Ich denke oft an dich, an die gemeinsamen Momente mit dir. Ich liebe dich sehr und möchte dich nicht verlieren“, schrieb Evaristo einst. In einem anderen Brief offenbarte er seinen Wunsch, mit Monis Mutter eine Familie zu gründen. Diese Worte trafen Moni ins Mark. „Es tut einfach total weh, weil wir im Endeffekt eine Familie gewesen wären“, sagt sie unter Tränen.

Doch das Schicksal nahm eine andere Wendung. Im Herbst 1989 beendete ihre Mutter die Beziehung, ohne zu ahnen, dass sie ein Kind unter dem Herzen trug. Die Schwangerschaft verlief unbemerkt, ein Phänomen, das medizinisch selten, aber möglich ist. Sie ging weiter ihrer Arbeit als Zollbeamtin nach, bis zu jenem schicksalhaften Tag am Flughafen. Die plötzliche Geburt war ein Schock, aber auch ein Moment unbeschreiblichen Glücks für die frischgebackene, 23-jährige Mutter. In dieser neuen, überwältigenden Lebenssituation traf sie eine folgenschwere Entscheidung: Sie würde ihr Kind alleine großziehen und dem Vater nichts von seiner Tochter erzählen.

Moni wuchs bei ihrer Mutter und den Großeltern im Burgenland auf. Die Frage nach ihrem Vater stand jedoch immer unausgesprochen im Raum. Als Kind erhielt sie auf ihre Nachfragen ausweichende Antworten wie „Du hast keinen Papa“. Irgendwann hörte sie auf zu fragen, um ihre Mutter nicht zu verletzen, doch die Leere blieb. Erst als Teenagerin stieß sie auf die Kiste mit den alten Fotos und Briefen – die ersten greifbaren Spuren ihres Vaters. Die Bilder zeigten einen jungen, lachenden Mann. Die Briefe offenbarten einen liebenden Menschen, der sich eine Zukunft ausmalte, die nie stattfand. Für Moni brach eine Welt zusammen und setzte sich gleichzeitig neu zusammen. Ihr Vater war keine Leerstelle mehr, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut, mit Gefühlen und Träumen.

Der Wunsch, ihn zu finden, wuchs über die Jahre. Besonders in schwierigen Lebensphasen, wie während ihrer komplizierten Zwillingsschwangerschaft, als sie monatelang im Krankenhaus lag, oder bei Meilensteinen wie ihrem Schulabschluss, spürte sie seine Abwesenheit schmerzlich. „Das sind Momente, wo er einfach fehlt“, erklärt sie. „Man wünscht sich einfach, dass irgendwie die ganze Familie da ist.“ Mittlerweile unterstützt auch ihre Mutter die Suche, ein Zeichen der Heilung und des gemeinsamen Wunsches, die Vergangenheit zu klären.

Die Suche führt das Team von „Julia Leischik sucht“ nach Teneriffa, in den Touristenort Playa de las Américas. Hier hat Evaristo vor 35 Jahren als Kellner gearbeitet. Die einzigen Anhaltspunkte sind sein Name, Evaristo Magdaleno Rivero, ein altes Foto, auf dem er in einem Restaurant zu sehen ist, und eine ehemalige Wohnadresse im „Garden City“-Komplex. Rechercheur Lukas macht sich vor Ort auf die Spurensuche. Doch die Zeit hat viele Spuren verwischt. Die Adresse „Garden City 38“ existiert in dieser Form nicht mehr; es handelt sich um einen riesigen Apartmentkomplex. Ein langjähriger Mitarbeiter kann sich an den Namen nicht erinnern, und die Hausverwaltung, zunächst hilfsbereit, verweigert aufgrund fehlender Drehgenehmigungen die weitere Kooperation.

Ein erster Rückschlag, doch Lukas gibt nicht auf. Seine nächste Strategie: die Promenade von Playa de las Américas. Mit Flugblättern, die Evaristos junges Gesicht zeigen, klappert er unzählige Restaurants ab. Die Frage ist immer dieselbe: „Kennen Sie diesen Mann? Erkennen Sie vielleicht das Restaurant auf dem Foto?“ Die meisten Kellner und Restaurantbesitzer schütteln den Kopf. 35 Jahre sind eine lange Zeit. Doch dann, ein Hoffnungsschimmer: Ein älterer Herr meint, das Gesicht zu kennen. Er nimmt ein Flugblatt mit und verspricht, sich zu melden.

Der entscheidende Anruf kommt tatsächlich. Ein Mann namens Javier meldet sich. Er behauptet, er habe in den 80er Jahren mit Evaristo in einer WG in Garden City gewohnt. Ein Volltreffer! Lukas trifft Javier, der heute als Maler arbeitet. Er identifiziert Evaristo auf dem Foto zweifelsfrei. „Ja, das ist er, ganz bestimmt“, sagt er. Javier erinnert sich nicht nur an die gemeinsame Zeit, sondern auch an Evaristos österreichische Freundin Monika. „Er war sehr verliebt in sie“, bestätigt er.

Der Kontakt zu Evaristo ist jedoch vor langer Zeit abgebrochen. Javier hat ihn das letzte Mal vor etwa zehn Jahren zufällig in Garachico, einer Stadt im Norden der Insel, gesehen. Evaristo war damals mit einem Lieferwagen unterwegs und verkaufte kanarische Süßwaren und Backwaren. Das ist die nächste, entscheidende Spur. Obwohl die genaue Firma oder die belieferten Geschäfte unbekannt sind, gibt es wieder eine konkrete Richtung.

Für Moni, die in Deutschland auf Nachrichten wartet, ist jeder dieser kleinen Schritte ein Erdbeben der Gefühle. Die Vorstellung, ihrem Vater bald gegenüberzustehen, ist überwältigend. „Natürlich ist es eine Überraschung und stellt wahrscheinlich wieder das ganze Leben auf den Kopf, wenn da einfach ein Kind auftaucht“, sinniert sie. Ihre größte Hoffnung ist simpel und doch so tiefgreifend: „dass er sich freut und dass er mich kennenlernen will.“ Sie hat vorsorglich eine DNA-Probe abgegeben, um ihm jegliche Zweifel zu nehmen und ihm die Gewissheit zu geben, dass sie wirklich seine Tochter ist. Es ist ein Akt der Fairness und des Respekts vor dem Schock, den er erleben wird.

Die Suche ist noch nicht am Ende. Die Reise nach Garachico, die Jagd nach einem Lieferwagen für Süßwaren, steht noch bevor. Doch für Moni hat sich bereits jetzt etwas fundamental verändert. Ihr Vater ist nicht länger nur eine Figur aus alten Briefen. Er ist ein Mann, an den sich Menschen erinnern, ein Mann, der ein Leben auf Teneriffa hatte – und vielleicht immer noch hat. Die Leere in ihrem Herzen beginnt sich mit Hoffnung zu füllen. Die Hoffnung, eines Tages sagen zu können: „Hallo Papa, ich bin’s, deine Tochter.“

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