An jenem Morgen in Maranello, als die Sonne über den typisch roten Dachziegeln der italienischen Landschaft aufging, ahnte niemand, dass in wenigen Stunden eine Nachricht die Welt des Motorsports und der Oldtimersammler in ihren Bann ziehen würde. Auf den Titelseiten der großen Zeitungen prangte die sensationelle Schlagzeile: Michael Schumachers Ferrari F355 GTS kommt unter den Hammer. Es war der Moment, in dem ein Stück unantastbare Geschichte plötzlich materiell wurde und einen emotionalen Sturm auslöste, der selbst die Rekordverkäufe der Vergangenheit in den Schatten stellte.
Dies war nicht irgendein Ferrari. Es war der Ferrari F355 GTS, der erste private Sportwagen, den Michael Schumacher nach seiner offiziellen Vertragsunterzeichnung mit der Scuderia Ferrari im Jahr 1996 besaß. Eine Ikone, ein emotionales Zeugnis, dessen Auftauchen bei einer Auktion niemand erwartet hatte. Die Nachricht verbreitete sich schneller, als der Formel-1-Wagen, den Schumacher einst fuhr. In Konferenzräumen ertönten panische Anrufe, Sammler weltweit beeilten sich anzumelden und Fans waren zutiefst bewegt.

Der Mythos auf Rosso Corsa
Der Ferrari F355 GTS, der bereits mit seinem Namen die Herzen von Geschwindigkeitsfans höherschlagen lässt, ist eine technische und ästhetische Meisterleistung der 90er Jahre. Sein 3,5-Liter-V8-Motor erzeugt einen Klang, der als metallisches, grollendes Gebrüll beschrieben wird. Er beschleunigte in atemberaubenden 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Doch erst als Michael Schumacher diesen Wagen in seine Obhut nahm, wurde er zur Legende.
Laut Ferrari-Archiv war das Modell, Chassis-Nummer 079047, in klassischem Rosso Corsa lackiert und verfügte über eine luxuriöse schwarze Lederausstattung. Schumacher fuhr diesen Wagen in den frühen Tagen seines Ferrari-Engagements, einer Zeit, in der das Team verbissen darum kämpfte, seine dominante Position in der Formel 1 zurückzuerobern. Es war die Zeit des Neubeginns, der Hoffnungen und der bedingungslosen Hingabe.
Unbekannte Geschichten, die erst jetzt ans Licht kamen, unterstreichen die emotionale Bedeutung dieses Wagens. Es gab die Abende, an denen Schumacher den F355 in Fiorano fuhr, um jede Vibration des Rennwagens zu spüren und zu verinnerlichen. Es waren die Fahrten zum Ferrari-Hauptsitz, um den Vertrag zu unterzeichnen, der die Geschichte des Motorsports für immer verändern sollte. Jedes einzelne eingetragene Kilometer im Wartungsheft des Wagens ist untrennbar mit einem Kapitel in Schumachers unvergleichlicher Karriere verbunden. Der Wagen ist mehr als ein reines Fortbewegungsmittel – er ist ein stummer Zeuge der Wiedergeburt Ferraris, ein Denkmal für den Moment, in dem die Ära des Rekordweltmeisters begann.
Ein ehemaliger Schumacher-Ingenieur enthüllte inmitten des Medienrummels eine bisher unbekannte Anekdote. Er erzählte, wie Schumi seinen F355 GTS oft bei leichtem Regen nach Hause fuhr. Der Ingenieur zitierte Schumacher mit den Worten: „Ich muss das Geräusch der durchdrehenden Reifen hören, um die Grenzen des Rennwagens zu verstehen.“ Der Wagen wurde für den Fahrer zu einem „mobilen Labor“. Jede Kurve, jeder Drift, jede Vollbremsung – Schumacher spürte alles mit einer unnachahmlichen Intuition und seinem ganzen Herzen. Die berühmten Worte Schumachers, die der Ingenieur mit Tränen in den Augen zitierte, wurden zum emotionalen Kern der Auktion: „Ferrari ist nicht nur ein Job, es ist mein Zuhause.“
Der emotionale Hintergrund des Verkaufs
Die Nachricht, dass „Schumis“ F355 GTS auf der Auktionsliste von K Autodoro stand, erreichte die Familie Schumacher in ihrem streng abgeschirmten Wohnsitz in Gland in der Schweiz. Seit Michael Schumachers tragischem Skiunfall im Jahr 2013 wird er dort fernab der Öffentlichkeit intensiv betreut. Während alle Informationen über seinen Gesundheitszustand strikt vertraulich behandelt wurden und weiterhin werden, kursierten Gerüchte über den Grund für den Verkauf.
Die am häufigsten diskutierte Theorie besagte, dass Corinna Schumacher beschlossen habe, den Wagen zu verkaufen, um ihre umfangreiche wohltätige Arbeit zu erweitern oder um sich von materiellen Vermögenswerten aus der Vergangenheit zu trennen, um sich voll und ganz auf Michaels Pflege konzentrieren zu können. Es war klar: Der Schritt war zutiefst emotional. Es war keine leichte Entscheidung, sich von einem solchen Erinnerungsstück zu trennen. Die Fans waren gespalten: Einige argumentierten für den Erhalt des Wagens als Symbol, andere akzeptierten, dass der Verkauf ein historischer Moment sei und einen humanitären Zweck erfüllen könnte.
Das Auktionshaus hinter dem Deal, K Autodoro, ist eines der renommiertesten Häuser für Oldtimer in Europa. Es hatte bereits Ferrari 250 GTOs für 48 Millionen Dollar und McLaren F1 Lumens für 19 Millionen Dollar verkauft. Doch die Auktion von Schumachers F355 GTS wurde sofort als die größte des Jahrzehnts eingestuft. Der Direktor von K Autodoro, Lorenzo De Sanctis, trat in Mailand vor die Presse und erklärte sichtlich stolz: „Wir präsentieren ein Auto, das die ganze Welt kennt, den Ferrari von Michael Schumacher, dem Mann, der die Geschichte des Motorsports für immer verändert hat.“ Das Blitzlichtgewitter war unaufhörlich – die Bühne war bereitet für ein beispielloses Spektakel.

Bieterkrieg der Titanen und Erzrivalen
Sofort meldeten sich Milliardäre und hochkarätige Autosammler aus aller Welt an, um an der Auktion teilzunehmen. Die Bieterliste las sich wie ein Who’s Who der globalen Elite und des Motorsports:
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Ein Prinz aus Saudi-Arabien, der eine Ferrari-Sammlung im Wert von über 300 Millionen Dollar besitzt.
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Ein mysteriöser amerikanischer Tech-CEO, bekannt dafür, astronomische Summen für Senna-Rennwagen auszugeben.
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Ein japanischer Sammler, der von Schumacher besessen ist und in seiner Heimat eine originalgetreue Nachbildung der Ferrari-Garage von 2003 unterhält.
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Ein deutscher Geschäftsmann, der in Schumachers Jugend mit ihm befreundet war und den Wagen zurückkaufen wollte, um ihn als persönliches Andenken an seinen Freund zu behalten.
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Und schließlich das unerwartete Gesicht: ein ehemaliger Formel-1-Rennfahrer. Obwohl seine Identität geheim gehalten wurde, vermuteten die Medien schnell, dass es sich um Mika Häkkinen handelte – Schumachers größter Rivale, aber gleichzeitig auch sein bester Freund. Die Vorstellung, dass der „Flying Finn“ um das erste private Denkmal seines deutschen Rivalen bieten würde, fügte der Auktion eine epische, fast mythische Dimension hinzu.
Drei Tage vor der Auktion wurde der F355 GTS in einem abgedunkelten, speziellen Raum bei K Autodoro für nur 20 ausgewählte Personen ausgestellt. Scheinwerfer beleuchteten den leuchtend roten Ferrari, auf dem das Kennzeichen „MS 1996 F355“ prangte. Die Emotionen waren bei den Anwesenden nicht zu bändigen. Ein japanischer Geschäftsmann flüsterte, dass dieses Auto „Michaels Seele in sich trage“ und beschützt werden müsse. Der saudische Prinz erklärte, er wolle nicht nur ein Auto, sondern „Geschichte kaufen“. Die Atmosphäre war von einer fast heiligen Anspannung geprägt.

Corinnas Anruf: Der Moment der Wahrheit
Am 7. Mai drängten sich Hunderte Reporter in Mailand vor dem Auktionshaus. Die Veranstaltung wurde live in über 40 internationale Fernsehsender übertragen. Der F355 GTS wurde unter dramatischen Klängen auf die Bühne gerollt. Lorenzo De Sanctis eröffnete die Auktion mit einem Startgebot von 500.000 Euro. Der Preis schoss sofort in die Höhe.
Der Bieterkrieg zwischen den Global Playern und Häkkinen wurde zur Hauptattraktion. Die Gebote rasten in die Millionen: 4 Millionen, 4,5 Millionen, 5 Millionen. Es blieben nur noch zwei Hauptkontrahenten: Der arabische Prinz und Mika Häkkinen. Der Prinz bot 7 Millionen Euro. Mika Häkkinen, dessen Augen von Entschlossenheit und vielleicht auch von Erinnerungen gerötet waren, konterte ruhig mit 7,5 Millionen Euro. Der Raum schien zu explodieren; die Atmosphäre war erdrückend.
De Sanctis schlug mit dem Hammer auf den Tisch, und in der Stille des Raumes schien der Preis von 7,3 Millionen Euro für Mika Häkkinen beinahe festzustehen – doch in diesem Augenblick geschah das Unfassbare. Ein Assistent eilte auf die Bühne und flüsterte dem Auktionator etwas ins Ohr. Lorenzos Gesicht verfärbte sich. Er hob die Hand und sagte: „Wir haben gerade einen ganz besonderen Anruf erhalten.“
Die große Leinwand leuchtete auf. Keiner der Anwesenden traute seinen Augen. Dort erschien Corinna Schumacher. Der ganze Saal war mucksmäuschenstill. Sie sprach langsam, ihre Stimme war bewegt, aber fest. „Michael liebte dieses Auto. Es war ein Teil seiner Jugend und seiner Karriere“, begann sie. „Aber falls es verkauft wird, hoffen wir einfach, dass es jemand ist, der es wertschätzt und es als Teil von Michaels Seele bewahrt.“ Viele brachen in Tränen aus. Mika Häkkinen senkte den Kopf, seine Augen waren rot, der saudische Prinz legte sein Gebotsschild beiseite.
Corinnas unerwarteter Anruf war mehr als eine Botschaft; es war ein emotionaler Appell, der die reine Gier des Marktes durchbrach. Es war eine Erinnerung daran, dass dieses Auto nicht nur ein Stück Metall und Gummi war, sondern ein Zeugnis der Menschlichkeit, der Leidenschaft und des Vermächtnisses eines Mannes, der sein Leben dem Motorsport gewidmet hatte.
Obwohl der Bieterkrieg einen Rekordpreis erzielt hatte, wurde die Auktion durch Corinnas emotionale Intervention auf eine höhere, spirituelle Ebene gehoben. Das Schicksal des Wagens – ob es nun Häkkinen, dem Freund und Rivalen, oder einem anderen Bieter, der Corinnas Wunsch nach Schutz und Wertschätzung am besten erfüllte, zugesprochen wurde – trat in den Hintergrund. Was zählte, war die unvergessliche Botschaft: Michael Schumachers Geist lebt in diesen Dingen weiter. Sein Vermächtnis ist nicht nur eine Reihe von sieben Weltmeistertiteln; es ist die tiefe, emotionale Verbindung, die er zu Menschen, zu Ferrari und zu seiner Familie geschaffen hat. Der F355 GTS mag einen neuen Besitzer gefunden haben, aber sein wahren Wert, das ist nun klar, ist unbezahlbar und bleibt für immer mit der Seele seines größten Fahrers verbunden