Der Schatten des Helden: Mit 86 Jahren enthüllt Terence Hill die fünf mächtigsten Männer, die er in Hollywood zutiefst verachtete
Es gibt Gesichter, die stehen für eine ganze Ära. Gesichter, deren schelmisches Lächeln, stahlblaue Augen und unverkennbare Lässigkeit die Kindheit von Generationen prägten. Mario Girotti, besser bekannt als Terence Hill, ist eine solche Ikone. Doch der Mann, der Millionen mit scheinbar müheloser Leichtigkeit unterhielt und dessen Film-Fäuste nur selten wirklich wehtaten, trägt seit Jahrzehnten Narben, die tiefer sitzen als jeder Film-Hieb. Im Alter von 86 Jahren hat diese lebende Legende nun endlich ihr Schweigen gebrochen, um eine Wahrheit zu enthüllen, die hinter dem Glanzlicht von Western und Komödie verborgen blieb: die Geschichte seiner tiefsten professionellen und emotionalen Verletzungen.
Es sind keine Anekdoten über Hollywood-Glamour, die Hill in seiner späten Lebensphase teilt. Es sind Geständnisse über Verachtung, Verrat und Demütigung – Gefühle, die er gegenüber fünf Männern hegt oder hegten, die seinen Weg kreuzten und prägten. Diese Männer waren keine Statisten. Sie waren Giganten der Filmwelt: enge Partner, knallharte Regisseure und arrogante Ikonen. Sie zwangen den sanften Star aus Italien an die Grenzen seiner körperlichen und seelischen Belastbarkeit. Terence Hill kehrt nicht als unantastbarer Westernstar, sondern als Mensch zurück, der ehrlich über das spricht, was ihn nicht nur zum Helden der Leinwand, sondern auch zum Überlebenden des Geschäfts machte.

Bud Spencer: Die zerbrochene Bruderschaft und der schmerzhafte Erfolg
Der erste Name auf Hills Liste ist der explosivste: Bud Spencer. Für die Welt waren sie das unerschütterliche, unschlagbare Duo, das mit donnernden Fäusten und legendärem Wortwitz Filmgeschichte schrieb. Die Chemie schien organisch, ihre Freundschaft ein cineastisches Märchen. Doch Hill gesteht heute: „Ich habe ihn geliebt wie einen Bruder und manchmal verachtet wie einen Feind“.
Diese Härte klingt fast brutal, doch sie beschreibt die komplexe Dynamik, die in jeder großen, öffentlichkeitswirksamen Partnerschaft steckt. Der Erfolg war gigantisch, fast explosionsartig, aber mit ihm kamen Spannungen, die sich an ihren Rollenbildern entzündeten. Terence Hill stand für die Eleganz, die Jugend, das Lächeln. Bud Spencer, der brummige Riese, fühlte sich in die Rolle des schwerfälligen Prüglers gedrängt. Er sehnte sich nach ernsteren, dramatischeren Rollen, nach Respekt als Schauspieler, nicht nur als Kultfigur. Die Studios aber wollten genau das Gegenteil: mehr Klamauk, mehr Duo.
In diesem Dilemma sah Bud Spencer in Hill den Grund für seine professionelle Stagnation. „Du bist das goldene Gesicht, ich bin nur der Schatten“, soll Bud Spencer ihm einst vorgeworfen haben. Ein Satz, der Hill wie ein Schlag traf, weil er die tiefe, ungesagte Frustration seines Partners entlarvte.
Die Spannungen gipfelten während der Dreharbeiten zu Zwei außer Rand und Band. Terence Hill, bekannt für seinen Perfektionismus, geriet mit Buds eher chaotischer Arbeitsweise aneinander. Ein Streit brach aus, der so heftig war, dass sich die gesamte Crew zurückzog. Bud soll geschrien haben: „Du ruinierst uns mit deinem ewigen Perfektionieren.“ Hills leise, aber bestimmte Antwort schnitt tiefer: „Und du ruinierst mich mit deiner Gleichgültigkeit“. Das Vertrauen war angeknackst. Mehrmals dachte Hill über eine Trennung nach, doch die überwältigende Erwartung der Fans hielt sie zusammen. Die Wahrheit, so Hill, ist, dass es hinter der Maske der besten Freunde manchmal „ein Krieg“ war. Diese späte Erkenntnis macht ihre Partnerschaft nicht kleiner, sondern menschlicher. Wahre Freundschaft ist nicht perfekt, aber ehrlich – selbst wenn die Ehrlichkeit schmerzt.
Sergio Corbucci: Die Grausamkeit des Genies und die fast tödliche Szene
Nach dem emotionalen Kampf mit seinem Bruder im Geiste kam die physische und psychische Zerreißprobe durch einen Mann, der im Gegensatz zu Bud Spencer wusste, dass er die Kontrolle hatte: Sergio Corbucci. Der andere große Western-Regisseur Italiens, bekannt für seine Meisterwerke wie Django, war ein Genie, aber auch „grausam“, wie Hill heute zugibt.
Corbucci war ein kompromissloser Realist. Für ihn war Film kein Handwerk, sondern Krieg. Er drehte unter brütender Hitze, verlangte endlose Wiederholungen und suchte nach Schweiß, Staub und echten Schmerzen. Er wollte die Brutalität auf die Leinwand bannen, koste es, was es wolle.
Eine Episode aus dem Jahr 1969 zeugt von dieser Rücksichtslosigkeit. Bei den Dreharbeiten zu einer Explosion musste Hill durch einen Tunnel voller Steine rennen. Die Zeit war zu knapp, das Stunt-Team warnte vor Lebensgefahr. Doch Corbucci ließ die Kameras laufen. Hill rannte, stolperte, wurde von herabfallenden Steinbrocken getroffen und blieb benommen liegen. Die Reaktion des Regisseurs war eiskalt: Er rief lediglich: „Schön, das war echt! Wir drehen es noch mal“.
In diesem Moment, als Terence Hill halb verletzt aufstehen musste, entlud sich eine Wut in ihm, die er bis dahin nicht kannte. „Zum ersten Mal in meinem Leben hasste ich einen Regisseur“, gesteht Hill. Doch die physische Belastung war nur die halbe Miete. Corbucci beherrschte auch die verbale Vernichtung. Vor der gesamten Crew sagte er zu Hill: „Terence, du bist austauschbar. Jeder hübsche Junge könnte deine Rolle spielen“. Dieser Satz, der ihm seine Identität wegzunehmen schien, traf Hill wie ein Peitschenhieb und brachte ihn fast dazu, die Karriere aufzugeben.
Das Paradoxon dieser Beziehung ist tiefgreifend: Hill verachtete Corbucci zutiefst für seine Methoden, doch er erkannte, dass dieser harte, gnadenlose Mann ihn als Schauspieler geschliffen und gestählt hatte. Ohne Corbucci wäre Hill nicht der Star geworden. Es war eine „seltsame Mischung“ aus Verachtung und Dankbarkeit, die seine Karriere formte und ihn lehrte, dass der Weg zur Größe oft durch die Hand eines Peinigers führt.

Henry Fonda: Die eisige Kälte des Idols und die Demütigung am Set
Die Härte Corbuccis mag Hill körperlich gezeichnet haben, doch der dritte Mann auf seiner Liste traf ihn an einem Ort, der für einen Künstler am empfindlichsten ist: seine Selbstachtung. Henry Fonda war für Terence Hill ein Idol, ein stoischer Titan, mit dem er 1973 in Mein Name ist Nobody arbeiten durfte. Es war der Traum eines jeden jungen Schauspielers, der sich jedoch schnell in einen Albtraum verwandelte.
Fonda war bereits eine unantastbare Legende und ließ Hill seine Position spüren. Die erste Begegnung ist ein Paradebeispiel für die Arroganz, die Hill bis heute schmerzt: Hill, der lächelnd seine Hand ausstreckte, wurde von Fonda kurz angesehen. Dann drehte sich Fonda weg und fragte einen Assistenten in Hill’s Anwesenheit: „Wer ist dieser Junge?“. Es war keine Ironie, kein Scherz, sondern reine, eisige Verachtung.
Während der Dreharbeiten behandelte der große Fonda seinen Co-Star wie Luft. Pausen wurden nur mit dem Regisseur verbracht. Als Hill einmal vorsichtig eine Szene vorschlug, kam Fondas trockene, vernichtende Antwort: „Ich mache das seit 40 Jahren, du seit vier. Setz dich und lern“. Der Schmerz war tief, doch Hill blieb professionell, bis die Spannungen in der berühmten Endszene des Films explodierten.
Hill brachte alles ein, was er hatte: Emotion, Tiefe, Leidenschaft. Fonda aber verdrehte die Augen, stoppte die Aufnahme und rief: „Er spielt wie ein Clown! Ich arbeite nicht unter diesen Bedingungen“. Die Crew erstarrte. Hill schwieg, aber in ihm brannte es. „Ich verachtete ihn in diesem Moment“, gesteht er, nicht wegen der Kritik, sondern weil Fonda ihn nicht einmal als gleichwertigen Kollegen ansah.
Gerade als die Wunde am tiefsten saß, kam der Moment echter Menschlichkeit, der diese komplizierte Beziehung definierte. Am letzten Drehtag legte Fonda Hill die Hand auf die Schulter und sagte nur: „Du hast Talent. Du wirst bleiben“. Ein einziger Satz, der das Hass-Liebe-Verhältnis auf den Punkt brachte: Hill hat ihn gleichzeitig gehasst und verehrt. Es ist der Schmerz, den ein Künstler empfindet, wenn er von seinem Idol erst zutiefst gedemütigt und dann mit einem einzigen, schwerwiegenden Kompliment geadelt wird.
Sergio Leone: Der arrogante Titan und die „Zerstörung der Kunst“
Ein weiterer Titan des Western, Sergio Leone, gesellt sich zu den Schattenmännern in Hills Karriere. Leone, der Visionär hinter Werken wie Spiel mir das Lied vom Tod, galt als unantastbar. Umso unglaublicher klingt es, dass dieser Mann Hill am tiefsten verletzte. Leone verachtete das Genre des humorvollen Spaghetti-Westerns, das Hill und Spencer perfektioniert hatten. Er sah in Hill nicht den ernstzunehmenden Künstler, sondern jemanden, der den Western zu einer „Zirkusnummer“ machte.
Die erste Begegnung war ein Schock: Bei einem Branchenabend stellte sich Hill höflich vor. Leone, nach kaltem Mustern, nahm einen Schluck Wein und sagte leise, aber deutlich: „Du bist der Clown“. Das war kein Witz. Leone sah in Hill nie einen Kollegen, „nur einen Jungen, der in seiner Liga nichts verloren hatte“.
Doch Leone blieb nicht bei der verbalen Herabwürdigung. Er griff direkt in Hills Karriere ein. Als Hill für ein neues, episches Westernprojekt in Betracht gezogen wurde, telefonierte Leone mit einem Produzenten und sagte angeblich: „Engagiert ihn nicht. Er zerstört den Ton jedes Westerns“. Hill erfuhr davon durch Zufall.
„Ich war nicht wütend, ich war verletzt“, erinnert sich Hill. Ein Mann, den er bewunderte, behandelte ihn als „Schmutzfleck auf seinem Stiefel“.
Die Auseinandersetzung eskalierte in Cinecittà. Leone beschwerte sich über die Popularität von Hills Filmen: „Du bringst das Publikum dazu zu lachen, wenn es leiden soll. Das ist der Tod der Kunst“. Hill, stets ruhig, versuchte zu argumentieren: „Nicht jeder Western muss ein Monument sein. Manchmal reicht es, ein Menschenherz zu berühren“. Leones verächtliches Lächeln und die Erwiderung, dass Hill „nie Größe erreichen“ würde, trafen Hill ins Herz. Hill verachtete Leone nicht für seine Filme, sondern für seine Engstirnigkeit, seine dogmatische Haltung, dass Kunst nur ein Gesicht haben dürfe.
Dennoch fand Hill Jahre später eine Form der Versöhnung, nicht mit dem Mann, sondern mit der Idee. Er erkannte, dass Leone ein Gefangener seines eigenen Genies war, unfähig, eine Wahrheit außerhalb seiner eigenen anzuerkennen. Die Lehre: Selbst die größten Visionäre sind menschlich und fehlbar.

Jean Corman: Der bitterste Verrat und die Rückeroberung der Identität
Die Kälte eines Henry Fonda oder die Arroganz eines Sergio Leone war hart. Aber der letzte Mann auf seiner Liste, der Produzent und Strippenzieher Jean Corman, steht für die bitterste Enttäuschung seiner gesamten Karriere: den Verrat.
In den frühen 1980er Jahren träumte Terence Hill von der internationalen Hollywood-Karriere. Corman trat in sein Leben, versprach Ruhm, große Filme und eine Karriere, die alles in Italien übertreffen sollte. Hill vertraute ihm und unterschrieb. Doch die Verträge waren vergiftet.
Corman, so Hill, „benutzte mich“. Er kürzte Budgets, änderte Rollen und drängte Hill in billige Actionproduktionen, die seinem Ruf schadeten. Der italienische Weltstar wurde zur „Ware, die er ausschlachtete“. Der schlimmste Verrat kam, als Corman ohne Hills Zustimmung eine unvorteilhafte Szene aus einem unfertigen Film veröffentlichte, die nie für die Öffentlichkeit bestimmt war. „Er nahm mir die Kontrolle über mein eigenes Gesicht“, sagt Hill. Das ist ein Verrat, den ein Schauspieler niemals vergisst.
Die Konfrontation zwischen den beiden Männern war das schlimmste Gespräch in Hills Leben. Corman entgegnete ihm kalt: „Du bist ersetzbar, und du solltest dankbar sein, dass ich dich überhaupt benutze“. In diesem Moment zerbrach in Terence Hill nicht nur sein Stolz, sondern sein Vertrauen in die gesamte Branche, die er einst geliebt hatte. Er packte, verließ Hollywood und schwor, nie wieder mit Corman zu arbeiten.
Hill verachtete Corman nicht nur für das, was er tat, sondern für das, was er aus Hill machte: ein misstrauisches, verletztes Opfer. Doch mit den Jahren kam eine leise Form der Versöhnung. Nicht mit Corman, sondern mit sich selbst. Hill erkannte, dass es manchmal „Verrat braucht, um seinen Weg zu finden“. Er kehrte nach Europa zurück, drehte Filme nach seinen eigenen Regeln und baute eine Karriere auf, die ihm allein gehörte.
Die späte Ruhe und die Essenz der Menschlichkeit
Die Offenbarung dieser fünf Namen ist mehr als nur eine Klage eines alten Mannes. Sie ist die Chronik eines Kampfes, der Terence Hill in der Filmwelt prägte. Es waren nicht die Fäuste im Film, die ihn formten, sondern die Schläge im Leben.
Mit 86 Jahren blickt Hill nicht mit Wut oder Bitterkeit zurück, sondern mit einer tiefen Ruhe, die nur jemand besitzen kann, der alles gesehen hat: Ruhm, Verrat, Freundschaft, Einsamkeit. Am Ende bleibt er nicht als unantastbare Ikone zurück, sondern als Mensch – ein Mensch, der gelitten, Fehler begangen und überlebt hat.
„Es waren nicht die Filme, die mich geprägt haben“, sagt er, „es waren die Menschen“. Jeder dieser fünf Männer – der geliebte Rivale, der grausame Lehrmeister, das arrogante Idol, der engstirnige Visionär und der verräterische Produzent – schnitt, formte und stärkte ihn. Die Wunden wurden zu Lektionen.
Terence Hill lehrt uns, dass wahre menschliche Größe nicht durch Applaus, sondern durch das entsteht, was man überlebt. Seine späte Wahrheit ist eine Hommage an die Ehrlichkeit, ein eindringlicher Appell, dass selbst die größten Legenden menschlich sind und dass der Weg zur Legende oft von den Schatten derer überschattet wird, die man am meisten bewunderte oder mit denen man am engsten verbunden war. Hill spricht jetzt. Und seine Worte sind das Vermächtnis einer ganzen Karriere.