Fall Fabian: Anwalt bricht das Schweigen – Die fassungslosen Tränen der Gina H. in U-Haft

Fall Fabian: Anwalt bricht das Schweigen – Die fassungslosen Tränen der Gina H. in U-Haft

 

Der Fall des ermordeten achtjährigen Fabian aus Güstro ist eine Tragödie, die Deutschland seit Wochen in Atem hält. Er ist ein Lehrstück darüber, wie schnell öffentliches Mitgefühl in Misstrauen umschlagen kann und wie fragil die Grenze zwischen Zeugin und Verdächtiger sein kann. Am 6. November 2025 änderte sich der Lauf dieser Geschichte auf dramatische Weise: Gina H., 29 Jahre alt, die Frau, die Fabians leblosen Körper am 14. Oktober in einem Waldstück bei Klein Upal fand, wurde wegen dringenden Mordverdachts verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Nun meldet sich erstmals ihre Verteidigung zu Wort und enthüllt, was in den ersten Stunden hinter Gittern wirklich geschah, während die juristische Welt einen Kampf um die Unschuldsvermutung führt.

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Der Moment des Schocks: Fassungslosigkeit in der Zelle

Der renommierte Rostocker Strafverteidiger Andreas Om, der als Pflichtverteidiger von Gina H. eingesetzt wurde, brach das beharrliche Schweigen rund um die Inhaftierung seiner Mandantin. Die Bilder, die er gegenüber RTL zeichnete, stehen im krassen Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung einer möglichen kaltblütigen Täterin. Laut Om war seine Mandantin zutiefst erschüttert, fassungslos und in Tränen aufgelöst. “Sie hat absolut nicht damit gerechnet”, so der Anwalt. Die Verhaftung sei ein Paukenschlag gewesen. Gina H. habe gezittert, kaum sprechen können. Ein Zustand, der die enorme psychische Belastung und den unerwarteten Wandel ihrer Rolle von der Finderin zur Hauptverdächtigen widerspiegelt. Dennoch, so Om, sei sie überzeugt, dass die Wahrheit ans Licht kommen werde. Diese Worte sind mehr als nur juristische Floskeln; sie sind der Versuch, einen menschlichen Blick auf eine Frau zu werfen, die über Nacht zum Zentrum eines nationalen Kriminalfalls wurde.

Für die Öffentlichkeit war die Festnahme ein Schock. Dieselbe Frau, die nur wenige Wochen zuvor bei der Suche geholfen und das Entsetzliche entdeckt hatte, steht nun im dringenden Verdacht, den Jungen getötet zu haben. Die Chronologie dieses Falls liest sich wie ein Albtraum: Fabians spurloses Verschwinden am 10. Oktober, die tagelange verzweifelte Suche Hunderter Einsatzkräfte, und dann, vier Tage später, die bittere Gewissheit. Gina H. meldete sich sofort, gab an, zufällig bei einem Spaziergang auf den Körper gestoßen zu sein. Zunächst galt sie als glaubwürdige, emotional am Ende befindliche Zeugin. Nur neue Erkenntnisse aus Spurenauswertungen und Zeugenbefragungen konnten dazu führen, dass sich der Verdacht gegen sie erheblich verdichtet hat.

 

Indizienkette statt direkter Beweise: Die juristische Gratwanderung

Der Haftbefehl, der am 6. November erlassen wurde, stützt sich laut Oberstaatsanwalt Harald Novak nicht leichtfertig auf bloße Mutmaßungen, sondern auf strenge Kriterien: Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr und dringender Tatverdacht. Der Anwalt von Gina H. betont jedoch die juristische Kernfrage, die diesen Fall so komplex macht: “Nach meiner derzeitigen Kenntnis handelt es sich vor allem um Indizien.” Indizien – keine direkten Beweise. Dieser Satz ist das Fundament der Verteidigungsstrategie.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Rostock begannen, den Fundort neu zu bewerten, nicht als Zufall, sondern als möglichen Ausgangspunkt einer Inszenierung. Gerade die Tatsache, dass Gina H. den leblosen Körper in einem abgelegenen Waldstück in unmittelbarer Nähe eines Tümpels fand, öffnete neue Fragen: Warum war sie genau dort? Gab es einen Grund für ihre Anwesenheit? Die anfänglich plausible Erklärung des Spaziergangs und Zufalls geriet ins Wanken. Die Experten analysierten Widersprüche in ihren Bewegungsangaben, Ungereimtheiten in der zeitlichen Abfolge und entscheidende Unterschiede zwischen ihrer ersten und späteren Aussagen. Hinzu kamen technische Abgleiche von Mobiltelefondaten, um zu prüfen, ob das Gerät zur fraglichen Zeit tatsächlich dort eingeloggt war, wo sie es angab. Stimmen Standortdaten, Chatverläufe oder Internetaktivitäten nicht mit der eigenen Aussage überein, entsteht der Verdacht einer Verschleierung.

Die Staatsanwaltschaft stützte den Haftbefehl auf eine Kombination aus dieser Indizienkette: der Nähe zum Opfer, widersprüchlichen Aussagen und auffälligem Verhalten nach der Tat. Insbesondere der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr soll laut N-TV entscheidend gewesen sein – die Befürchtung, dass Beweise beeinflusst oder Zeugen kontaktiert werden könnten. Om stellt klar: Eine Indizienkette ist nur dann tragfähig, wenn sie in sich schlüssig ist und keine alternativen Erklärungen zulässt. Die Verteidigung wird versuchen, Risse in dieser Kette zu finden, Zeitstempel zu hinterfragen und die Plausibilität der polizeilichen Schlüsse zu erschüttern.

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Die Strategie des Schweigens und die Last der Vergangenheit

Um die Vorwürfe umfassend prüfen zu können und keine Fehler unter Stress zu begehen, entschied sich Gina H. auf Anraten ihres Anwalts für eine “Schweigenstrategie”. Sie hat sich entschieden, keine weiteren Angaben zu machen, solange die Ermittlungsakte nicht vollständig gesichtet ist. Obwohl das Schweigen in der Öffentlichkeit oft als Zeichen von Schuld interpretiert wird, ist es juristisch ein Grundrecht, das nicht gegen sie verwendet werden darf. Om betonte dies in seinen Statements immer wieder: “Es gilt die Unschuldsvermutung, und die ist kein leeres Wort.” In Zeiten von Social Media, wo das Urteil emotional und voreilig fällt, klingen diese Worte wie ein Hilferuf nach juristischer Nüchternheit.

Um die Hintergründe des Verdachts zu verstehen, musste das private Umfeld von Gina H. und Fabian ins Visier der Ermittler rücken. Gina H. war vier Jahre lang die Partnerin von Fabians Vater; sie teilten zeitweise das Familienleben unter einem Dach, zusammen mit ihrem eigenen Sohn. Doch im August kam das Ende: Die Beziehung zerbrach, offenbar nicht ohne Konflikte. Laut Bekannten soll es Auseinandersetzungen gegeben haben, auch über Geld und Umgangsfragen. Zwei Monate später verschwindet Fabian. Gina H. passte somit ins Raster der Ermittler, da das soziale Netz in Mordfällen oft eine entscheidende Rolle spielt: Wer kannte das Opfer? Wer hatte Zugang? Wer stand emotional oder räumlich nahe?

Ihr Anwalt stellt jedoch klar, dass es keinerlei Beweis gebe, der eine Verbindung zwischen privaten Streitigkeiten und der Tat herstellt – die Spannungen bleiben reine Spekulation. Das Gericht prüft Hintergründe, nicht mehr.

 

Der menschliche Preis: Ein Kind in Obhut und öffentliche Stigmatisierung

Unabhängig von den juristischen Details entfaltet sich in Güstro eine menschliche Tragödie, deren Folgen weit über Schuld und Unschuld hinausreichen. Gina H. ist selbst Mutter; ihr siebenjähriger Sohn lebte seit der Verhaftung nicht mehr bei ihr. Wie ihr Anwalt bestätigte, wurde das Kind vom Jugendamt in Obhut genommen und vorläufig bei Pflegeeltern untergebracht, bis das Familiengericht über das weitere Vorgehen entscheidet. Diese Tatsache zeigt, wie tief die Konsequenzen des Verfahrens in das Leben unbeteiligter Personen einschneiden.

Die Eltern von Gina H. sehen sich einer doppelten Belastung ausgesetzt: Sie verlieren ihre Tochter an die Untersuchungshaft und müssen gleichzeitig mit dem Verdacht leben, der über dem Namen ihrer Familie schwebt. Nachbarn berichten, die Familie habe sich komplett zurückgezogen und wolle keinen Kontakt zur Presse. In der Kleinstadt entsteht ein Vakuum aus Gerüchten, Angst und öffentlicher Beobachtung, in dem sich der “öffentliche Vorverurteilungsdruck” entfaltet, den Anwalt Om so scharf kritisiert.

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Der Riss in der Indizienkette: Neue Spuren und die zweite Person

Wochen nach der Festnahme, als die mediale Aufregung allmählich abflaute, sickerte eine neue Information durch, die das Bild komplizierter macht. Die Ermittler bestätigten, dass sie weiteren Hinweisen nachgehen, darunter Daten, die erst nachträglich ausgewertet werden konnten. Inoffiziell wurde von einer zweiten Person im erweiterten Umfeld gesprochen, deren Rolle bislang unklar ist. Ob Zeuge, Mitwisser oder nur Zufallskontakt – plötzlich lag der Fokus nicht mehr ausschließlich auf Gina H. Laut einem Bericht von NTV soll die Polizei noch einmal alle Spuren am Fundort überprüft haben, insbesondere Schuhabdrücke und Faserspuren. Solche winzigen, potenziell entscheidenden Details können die Richtung einer Ermittlung ändern.

Für Andreas Om klingt dies nach Erleichterung: “Wir sehen Anzeichen, dass die Ermittlungen breiter gefasst werden.” Für ihn könnte dies der erste Riss im monolitischen Verdachtsgebäude sein, das sich um seine Mandantin gebildet hat. Diese Entwicklung verleiht dem bevorstehenden Haftprüfungstermin zusätzliche Brisanz. Om kündigte an, eine Haftbeschwerde einzulegen, falls die Beweislage weiterhin nur auf Indizien basiert. Dieser Schritt zielt nicht darauf ab, die Unschuld zu beweisen, sondern darauf, zu zeigen, dass die Zweifel gewachsen sind und der dringende Tatverdacht nicht mehr dieselbe Gewichtung haben kann.

Der Fall Fabian lehrt uns, dass Wahrheit Zeit braucht. Während Gina H. in ihrer Zelle Notizen und Gedankenfragmente schreibt, vielleicht ein Versuch, Kontrolle über eine Geschichte zurückzugewinnen, die längst nicht mehr ihr gehört, kämpfen ihr Anwalt mit Paragraphen gegen Emotionen, und die Ermittler mit Indizien gegen Unsicherheit. Der Vater von Fabian vertraut auf die Ermittlungen und hofft nur auf Wahrheit, egal in welche Richtung sie zeigt. In Güstro bleibt die Atmosphäre gespalten; die Menschen wollten Gewissheit, aber bekommen Widersprüche. Dieser Mordfall zwingt die Gesellschaft, die Pflicht des Zweifelns auszuhalten, bevor man richtet. Denn so wie der Fall mit einem Zufall begann, könnte er enden – mit einem unerwarteten Detail, das alles verändert. Die Gerechtigkeit kommt manchmal leiser, als wir denken.

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