Der Mann mit dem stahlblauen Blick und dem unnachahmlichen verschmitzten Grinsen – das ist das Bild, das Millionen Fans weltweit von Terence Hill im Herzen tragen. Er ist der Inbegriff des lässigen Helden, dessen Fäuste schneller waren als jedes Duell und dessen Charme jede noch so brenzlige Situation entschärfte. Nun, in einer späten und schonungslosen Abrechnung mit seinem Leben und seiner Karriere, enthüllt Mario Girotti, wie Terence Hill mit bürgerlichem Namen heißt, eine Wahrheit, die so düster ist, dass sie das sonnige Image des Weltstars für immer verändern könnte. Hinter dem Lachen verbarg sich ein jahrelanger, zermürbender Kampf. Hill legt fünf Namen offen: Fünf mächtige Männer, die ihn betrogen, gedemütigt und fast zerbrochen hätten.
Dieses Geständnis ist mehr als nur eine Anekdote; es ist ein emotionales Erdbeben, das die Fundamente der Filmgeschichte erschüttert und zeigt, dass selbst die größten Leinwandlegenden nicht immun gegen menschliche Abgründe sind. Es ist eine Erzählung über das Ringen um künstlerische Integrität, den Schmerz des Verrats und die unverheilten Narben, die der gnadenlose Apparat Hollywoods und der Italo-Western-Industrie hinterlassen haben.

1. Bud Spencer: Die zerbrochene Bruderschaft und ein Moment abgrundtiefer Verachtung
Die Freundschaft zwischen Terence Hill und Bud Spencer (Carlo Pedersoli) gilt als eines der ikonischsten Duos der Filmgeschichte. Sie waren Faust und Charme, Witz und Muskel. Doch Hill bestätigt nun, was lange Zeit nur ein hartnäckiges Gerücht war: Hinter den Kulissen stand diese Brüderlichkeit oft auf Messers Schneide, und es gab einen Moment, in dem Hill seinen Partner zutiefst verachtete.
Der Kern des Konflikts lag in der künstlerischen Vision. Während Hill eisern an der Erfolgsformel der Prügelkomödien festhielt – ein Genre, das sie zu Weltstars machte – verspürte Bud Spencer den Drang, aus diesem Korsett auszubrechen. Er hatte genug davon, immer nur der tollpatschige, aber gutherzige Kraftprotz zu sein. Spencer sehnte sich nach ernsthaften, dramatischen Rollen, um seine schauspielerische Bandbreite zu beweisen. Hill hingegen sah im Festhalten an der Komödie die Pflicht gegenüber den Fans und Produzenten.
Der Eklat, der die Freundschaft auf eine harte Probe stellte, ereignete sich in Rom, bei einer Filmpremiere. Bud Spencer soll Hill öffentlich als “Ludo Dan” beschimpft haben, einen Geschäftsmann, der die Seele ihrer gemeinsamen Filme verkauft habe. Diese Worte trafen Hill tief. Er schwieg damals, doch er bekennt nun, dass er in dieser Sekunde eine Verachtung für Spencer empfand, die er sonst niemandem entgegengebracht hatte. Es war der dunkelste Schatten über ihrer unzertrennlich wirkenden Partnerschaft.
Die Spannungen eskalierten weiter während der Dreharbeiten zu Filmen wie Zwei außer Rand und Band. Spencer war frustriert und weigerte sich, bestimmte Szenen zu spielen, da sie ihm als zu lächerlich erschienen. Wochenlang herrschte Eiszeit am Set. Dieses Geständnis beleuchtet, wie zerbrechlich die vermeintlich unerschütterliche Männerfreundschaft in Wahrheit war. Die beiden fanden zwar später wieder zueinander, doch Hill bestätigt, dass die emotionale Kluft, die durch diesen Konflikt entstand, so tief war, dass er die Verachtung für seinen Freund lange Zeit nicht überwinden konnte.
2. Sergio Corbucci: Der Tyrann, der die Seele quälte
Lange vor dem Ruhm des Comedy-Westerns arbeitete Terence Hill mit Sergio Corbucci, einem Meisterregisseur des harten Italo-Western, zusammen, dessen Filme wie Django – Die Rückkehr und Die rechte und die linke Hand des Teufels heute Kultstatus genießen. Doch das Verhältnis zwischen Regisseur und Schauspieler war von einem Klima der Angst und Demütigung geprägt. Hill bezeichnet Corbucci als einen Tyrannen am Set, dessen Perfektionismus in reiner Schikane umschlug.
Stundenlange Drehs unter sengender Sonne, Wiederholungen von Szenen bis zur völligen Erschöpfung des gesamten Teams – das war Corbuccis Alltagstaktik. Doch der Tiefpunkt war erreicht, als Corbucci Hill vor versammelter Crew als “ersetzbar” deklarierte und drohte, ihn mitten in der Produktion auszutauschen. Hill verließ das Set wutentbrannt, ein Akt des Widerstands, der stundenlange Verhandlungen erforderte. Er gestand, dass er sich nie wieder so erniedrigt gefühlt hatte wie in diesem Moment.
Der Vertrauensbruch manifestierte sich auch physisch. Bei den Dreharbeiten zu Vier Fäuste gegen Rio zwang Corbucci Hill zu einem riskanten Stunt, den der Schauspieler selbst, ohne doppeltes Netz, durchführen musste. Trotz Spencers Warnungen setzte sich der Regisseur durch. Hill verletzte sich zwar nur leicht, doch die psychologische Verletzung wog schwerer. Die Erfahrung lehrte Hill eine harte Lektion: Corbucci war Fluch und Segen zugleich. Er ebnete den Weg zum Durchbruch, doch Hill konnte die Art und Weise, wie Corbucci Menschen behandelte – wie Schachfiguren, die man nach Belieben verschiebt – zutiefst verachten.
3. Henry Fonda: Die kalte Schulter der Hollywood-Legende
1973 stand Terence Hill in Mein Name ist Nobody neben Henry Fonda vor der Kamera, einem der größten Hollywood-Schauspieler seiner Zeit. Was für Hill ein Traum hätte sein sollen, entwickelte sich zu einem Albtraum, einem Duell zweier Generationen. Fonda, damals bereits in fortgeschrittenem Alter, galt als Legende, doch sein Umgang mit dem jüngeren, aufstrebenden Italiener war von herablassender Kälte geprägt.
Während der Pressearbeit zu dem Film weigerte sich Fonda mehrfach, Hills Namen in Interviews zu nennen. Er sprach ausschließlich über seine eigene Rolle oder den Produzenten Leone. Für Hill war das ein unverhohlener Schlag ins Gesicht. Am Set behandelte Fonda den Komödienstar oft wie einen unerfahrenen Statisten. Spitzen Bemerkungen kommentierten Hills Schauspiel, was tiefe Verletzungen hervorrief.
Die Situation eskalierte in einer Schlüsselszene, als Hill versuchte, seine Rolle humorvoll und leichtfüßig zu interpretieren, ganz nach seinem gewohnten Stil. Fonda jedoch bestand auf absoluter Ernsthaftigkeit. Es kam vor laufender Kamera zum Streit, der die Atmosphäre am Set nachhaltig vergiftete. Hills Fazit über seinen Kindheitshelden ist ernüchternd und traurig zugleich: “Ich habe Henry Fonda bewundert, aber der hat mich nie wirklich akzeptiert.” Es war die schmerzhafte Erkenntnis, dass selbst Bewunderung keinen Respekt garantierte.
4. Sergio Leone: Der große Streit um die Ehre des Westerns
Ein weiterer Maestro des Italo-Western, Sergio Leone, der Clint Eastwood zu Weltruhm verhalf, war eine weitere prägende und schmerzhafte Figur in Hills Karriere. Obwohl Hill zeitweise in Leones Schatten stand, führte ihr gespanntes Verhältnis zu einem offenen Bruch.
Das Gerücht, das lange in Hollywood kursierte, war besonders perfide: Insider behaupteten, Leone habe Clint Eastwood gewarnt, nicht mit Hill zusammenzuarbeiten, da dieser kein “ernstzunehmender Schauspieler” sei. Hill bestätigte nun, dass genau solche Intrigen ihn tief trafen und Leone zu einem der Menschen machten, denen er nicht vergeben konnte.
Der tiefere Konflikt war philosophischer Natur: Leone wünschte sich, dass Hill als Schauspieler härter, dunkler und kompromissloser agierte. Hill dagegen verteidigte seinen eigenen Stil, eine Melange aus Western, Humor, Scharm und Selbstironie. Während der Vorproduktion eines gemeinsamen Filmprojekts kam es zum Knall: Leone warf Hill vor, den Western lächerlich zu machen; Hill konterte, Leone mache ihn “zu ernst”. Das Projekt scheiterte. Für Hill war es ein entscheidender Moment, in dem er sich dazu entschloss, seinen eigenen Weg zu gehen, mit oder ohne die Unterstützung des größten Regisseurs seiner Zeit. Er verachtete Leone, weil dieser die Legitimität eines anderen, leichteren Weges im Western-Genre nicht anerkennen wollte.
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5. Jean Corman: Das Gesicht der gnadenlosen Maschinerie
Wenn es einen Namen gibt, der für Terence Hill den Inbegriff des Verrats und der skrupellosen Ausbeutung in der Filmindustrie darstellt, dann ist es Jean Corman. In den 60er Jahren, als Hill versuchte, in Hollywood Fuß zu fassen, versprach Corman, der Bruder des berüchtigten Roger Corman, ihm die große Karriere in den USA. Die Realität sah jedoch düster aus.
Hill wurde in Verträge gedrängt, die ihn finanziell massiv benachteiligten, und er sollte Rollen in billigen Actionproduktionen übernehmen, die seinen Namen nur ausnutzen sollten. Er erkannte, dass er lediglich ein Spielball der Industrie war. Der endgültige Bruch und der tiefste Verrat kamen jedoch, als Corman einen von Hills Filmen ohne dessen Zustimmung neu schneiden ließ, inklusive Szenen, die Hill niemals veröffentlichen wollte.
Für Hill war dieser Produzent das Sinnbild einer Industrie, die Schauspieler wie Schachfiguren opfert und verschlingt. Die Erfahrung war so prägend, dass Hill Verträge brach, nach Italien zurückkehrte und sich schwor, sein Leben nie wieder in die Hände von Menschen zu legen, die nur ans Geschäft denken. Die Enttäuschung über Corman blieb.
Die Würde eines Kämpfers
Terence Hills Geständnis wirft ein neues, komplexes Licht auf einen der beliebtesten Stars der Welt. Das Lächeln, das wir kennen, ist nicht das Lächeln eines Mannes, dem alles zugeflogen ist, sondern das eines Kämpfers. Er musste seine Schlachten mit Freunden, Regisseuren und Idolen ausfechten. Die fünf Männer – Bud Spencer, Sergio Corbucci, Henry Fonda, Sergio Leone und Jean Corman – brachten ihn an seine Grenzen, enttäuschten ihn zutiefst und fügten ihm seelische Narben zu.
Doch gerade diese Konflikte haben ihn geformt. Sie zwangen ihn, für seine eigene Identität und seinen künstlerischen Weg zu kämpfen. Terence Hill, der nun endlich über seine tiefsten Verletzungen spricht, hat trotz allem seine Würde nie verloren. Er hat nicht nur auf der Leinwand triumphiert, sondern auch im wahren Leben bewiesen, dass man sich gegen die “gnadenlose Maschinerie Hollywoods” durchsetzen kann, wenn man dem eigenen Stil treu bleibt. Sein Geständnis ist eine späte, aber wichtige Lektion über die dunkle Seite des Ruhms.