Ein politisches Gewitter braut sich über dem Freistaat Bayern zusammen, einem Land, das jahrzehntelang als uneinnehmbare Festung der Christlich-Sozialen Union (CSU) galt. Doch diese Mauern zittern. Eine neue, unerbittliche Jagd hat begonnen, und das Ziel hat einen Namen: Markus Söder. Der bayerische Ministerpräsident, der sich lange in der Rolle des unangreifbaren Landesvaters sonnte, sieht sich plötzlich einer Bedrohung gegenüber, die er selbst zum “Todfeind” erklärt hat. Und an der Spitze dieser Jäger steht eine Frau, die von ihren Anhängern als das “neue Gesicht Bayerns” gefeiert wird: Katrin Ebner-Steiner von der Alternative für Deutschland (AfD).
Die Luft in Bayern ist elektrisiert. Es geht nicht mehr nur um politische Scharmützel; es geht um die Seele des Freistaats. Die bevorstehende Kommunalwahl am 8. März wird nicht als routinemäßiger Urnengang gehandelt, sondern als ein potenzieller Wendepunkt, der die politische Landkarte Deutschlands neu zeichnen könnte. Die Panik im Lager Söders ist greifbar, denn die AfD, angeführt von Ebner-Steiner, schießt in den Umfragen “völlig durch die Decke”. Was wir erleben, ist kein langsamer Wandel, sondern ein politisches Beben in Echtzeit.
Die Herausforderin: Das “sympathische” Gesicht der Revolution
Wer ist diese Frau, die es schafft, das CSU-Establishment in seinen Grundfesten zu erschüttern? Katrin Ebner-Steiner wird von ihren Befürwortern als das genaue Gegenteil der abgehobenen Polit-Elite gezeichnet. Sie sei, so heißt es, die Frau, die “von Haus zu Haus” geht, die sich “um jeden einzelnen Wähler kümmert”. Der Grund? Sie wolle verstehen, “was in Bayern zu verbessern ist”. Und da, so ihre klare Botschaft, gebe es eine “ganze Menge”.
In einer Zeit, in der sich viele Bürger von den etablierten Parteien ignoriert und unverstanden fühlen, trifft diese Botschaft einen Nerv. Ebner-Steiner verkörpert eine anpackende Mentalität. “Sie hat den Drive, sie hat die Power”, schwärmen ihre Anhänger. Sie wird als die “richtige Frau für Bayern” inszeniert, eine Politikerin, die nicht in den Elfenbeintürmen Berlins oder Brüssels politisiert, sondern “nah an den Bürgern dran” ist.

Diese Volksnähe ist ihre stärkste Waffe. Während andere Parteien, so die Anklage, sich “eigentlich gar nicht mehr” dafür interessierten, was die Menschen bewegt oder “was sie für Probleme haben”, präsentiere sich die AfD als die einzige Kraft, die zuhört. Ebner-Steiner selbst strahlt dieses Selbstbewusstsein aus. Sie und ihre Partei seien “bereit zu regieren”, nicht nur irgendwann auf Bundesebene, sondern auch in Bayern – auch wenn dies ein “ziemlich harter Weg” werde. Diese Entschlossenheit, gepaart mit einer als sympathisch wahrgenommenen Fassade, macht sie zu einer gefährlichen Gegnerin für jeden, der glaubte, die AfD als vorübergehendes Phänomen abtun zu können.
Der Gejagte: Söders “Panik” und der Schatten von Strauß
Auf der anderen Seite steht Markus Söder. Der Ministerpräsident, der die AfD öffentlich zum “Todfeind der Union” erklärt hat, wirkt alarmiert. Und das aus gutem Grund. Die Politik, die er betreibt, so werfen ihm Kritiker – und längst nicht mehr nur die AfD – vor, sei “konträr zu dem, was Franz Josef Strauß gemacht hat”. Der legendäre Übervater der CSU, dessen Erbe Söder für sich beansprucht, hätte eine solche Politik niemals mitgetragen.
Die Anklage wiegt schwer: Söder habe die CSU zu einer Partei gemacht, die mit dem Original “aber auch gar nichts mehr gemein hat”. Jeder, der Strauß und seine Politik verehrt habe, müsse sich “von Markus Söder trennen”. Dieser Bruch mit den konservativen Wurzeln hat ein Vakuum geschaffen, das die AfD nun geschickt füllt.
Söders Problem, so die Analyse seiner Gegner, sei seine Fixierung auf die Bundespolitik. Er geriere sich “als Oppositionspolitiker in Berlin oder in Brüssel”, schwinge dort “große Worte”, aber in Bayern, im Landtag, da “fehlt er”. Er vernachlässige den Freistaat komplett, und das, so die bittere Konsequenz, “merken die bayerischen Mitbürger”.
Diese Wahrnehmung der Vernachlässigung ist der Nährboden, auf dem die AfD gedeiht. Die Partei, so Ebner-Steiner, sei “einfach nur die Reaktion auf diese verfehlte Politik der letzten Jahrzehnte”. Das größte Problem Deutschlands sei nicht die AfD, sondern die “schlechte Politik der Altparteien”. Söders aggressive Rhetorik gegen die AfD wird als reines Ablenkungsmanöver interpretiert, als der verzweifelte Versuch eines Mannes, von seinem eigenen Versagen abzulenken.
Der Umfrage-Schock: Wenn Zahlen zur Waffe werden
Die Panik Söders wird durch nackte Zahlen befeuert, die eine dramatische Verschiebung der politischen Kräfteverhältnisse belegen. Die AfD ist laut Umfragen die zweitstärkste Kraft in Bayern und rückt der CSU bedrohlich nahe. Der Vorsprung der einst allmächtigen Regierungspartei “schmilzt dramatisch dahin”.
Eine kürzlich durchgeführte Forsa-Umfrage malte ein düsteres Bild für die Christsozialen: Die CSU stürzte auf nur noch 33 Prozent ab, während die AfD einen Sprung auf 24 Prozent machte. Der Abstand schrumpft. Doch es sind nicht nur die Umfragen, die Sorgenfalten auf die Stirn der CSU-Strategen treiben. Es ist die unaufhaltsame Dynamik.

Bei den letzten Wahlen schoss die AfD selbst in Großstädten wie Nürnberg auf 20 Prozent, in Niederbayern auf 25 Prozent und erreichte in ihren Hochburgen Werte von 29, 39 oder gar 40 Prozent. Bei der Landtagswahl erreichte sie knapp 20 Prozent. Dies ist kein Strohfeuer mehr; dies ist ein Flächenbrand.
Der vielleicht schmerzhafteste Beweis für Söders Krise ist die “Wählerwanderung”. Die Analyse der letzten Landtagswahl 2023 zeigt einen Aderlass, der gigantisch ist: 110.000 Wähler verlor die CSU direkt an die AfD. Das allein ist ein Alarmsignal. Doch noch beunruhigender ist die Mobilisierung derer, die dem System den Rücken gekehrt hatten: 130.000 ehemalige Nichtwähler gaben ihre Stimme der AfD.
Diese Zahlen sind “hocherfreulich” für die AfD, denn sie beweisen zweierlei: Erstens, die Unzufriedenheit mit der CSU ist tiefgreifend. Zweitens, die AfD besitzt das Potenzial, Frustrierte und Politikverdrossene zurück an die Wahlurnen zu bringen – ein Potenzial, das Politik verändern kann.
Der Wendepunkt: Die Schlacht um die Kommunen
Genau hier setzt die Strategie für die Kommunalwahl am 8. März an. Mit 39.500 zur Wahl stehenden Mandatsträgern ist diese Wahl das nächste große Schlachtfeld. Sie ist der ultimative Test, ob sich der Umfragetrend auch an der Basis, in den Städten und Gemeinden, manifestiert. Die AfD ruft ihre Anhänger eindringlich zur Wahl auf, trotz aller schlechten Erfahrungen mit Wahlen oder dem Ausschluss von Kandidaten. “Nur das kann etwas bewirken”, lautet das Mantra.
Die Jagd auf Söder wird hier, an der Basis, entschieden. Katrin Ebner-Steiner hat die Verantwortung angenommen. Sie weiß, dass es “noch ein etwas längerer Weg” ist, vor allem, weil Söder eine Regierung mit der AfD kategorisch ausschließt. Doch der Plan ist klar: “Markus Söder muss quasi weg.”
Das Szenario, das die AfD und ihre Anhänger entwerfen, ist ein politisches Endspiel: Wenn die AfD bei den kommenden Wahlen empfindliche Siege einfährt, wenn sie vielleicht sogar stärkste Kraft in Bayern wird, dann “ist Markus Söder Geschichte”.

Das Endspiel: Die Post-Söder-Ära?
Was passiert, wenn der König stürzt? Die Hoffnung der AfD ist, dass sich dann “andere Kräfte in der CSU durchsetzen”. Kräfte, die sich “wieder auf Franz Josef Strauß besinnen” und erkennen, dass die AfD “genau die richtige Partei” für eine Koalition sei. Eine bürgerlich-konservative Allianz, die Bayern zurück zu alter Stärke führt – das ist die Vision, die Ebner-Steiner und ihre Mitstreiter antreibt.
Bis es soweit ist, bleibt die Lage angespannt. Bayern steht vor einer Zerreißprobe. Die Kommunalwahl ist weit mehr als eine lokale Abstimmung über Bürgermeister und Gemeinderäte. Sie ist ein Referendum über Markus Söder, über die Zukunft der CSU und über die Frage, ob die AfD von einer Protestpartei zu einer Regierungspartei aufsteigen kann.
Die Jagd ist eröffnet, die Panik ist real. Während Katrin Ebner-Steiner als die “sympathischste Frau” der bayerischen Politik gefeiert wird, kämpft Markus Söder nicht mehr nur um sein politisches Erbe, sondern um sein politisches Überleben. Der Freistaat hält den Atem an.